Universitätsklinikum Freiburg

KI-gestützte Nutzung von Gesundheitsdaten

Immer größer wird die Datenmenge, die aufgrund innovativer medizinischer Technologien anfällt. Damit sie aber auch für Diagnose und Behandlung genutzt werden kann, muss die Entwicklung der Datenverwertung Schritt halten. Das baden-württembergische PC3-AIDA-Konsortium wird den digitalen Austausch der PC-CT-Bilddaten mithilfe der Bilddateninfrastruktur tdhp an vier klinischen Standorten realisieren.

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Sie könnten zu neuen Diagnose- und Behandlungsmöglichkeiten führen – die immer präziseren Gesundheitsdaten, die in immer größeren Mengen anfallen. Allerdings nur, wenn auch die Technologien zur Datenverwertung weiterentwickelt werden, um den Datenschatz zu sortieren, zu analysieren und zu verknüpfen. Neue digitale Hilfsmittel, wie Digitale Gesundheitsanwendungen (DiGA) und Wearables tragen ebenfalls Daten bei, deren Potential nur über eine anpassungsfähige Plattform ausgeschöpft werden kann. Unter dem Dach des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg wird nun ein Verbundprojekt gefördert. Die Partner im Projekt PC3-AIDA sind die Universitätsklinika Freiburg (UKF), Tübingen (UKT) und Ulm (UKU) sowie der Universitätsmedizin Mannheim (UMM). Das Projekt soll mit der Bilddateninfrastruktur „teamplay digital health platform connect“ (tdhp) den Grundstein für den Austausch hochkomplexer Gesundheitsdaten in Baden-Württemberg legen.  Eine KI-gestützte Auswertung dieser Daten soll dabei auch zur Entlastung des klinischen Personals führen.

Das Projekt „Advanced Imaging Utilization by Digital Data Application in Baden-Württemberg“ (PC3-AIDA) knüpft an das Vorgängerprojekt PC3 an. Im Rahmen von PC3 wurde erfolgreich an drei klinischen Standorten die „Photon-Counting“-Computertomographie-Technologie (PC-CT) etabliert. Das ermöglicht nicht nur eine bessere Patientenversorgung. Es fallen dabei auch Daten an, für die es in Baden-Württemberg noch keine geeignete Infrastruktur gibt. Diese Lücke soll nun das neue Projekt PC3-AIDA schließen, an dem neben den genannten Kliniken auch Siemens Healthineers beteiligt ist. Das Projekt wird seit August 2023 vom Ministerium für Wirtschaft, Arbeit und Tourismus des Landes Baden-Württemberg über einen Zeitraum von rund eineinhalb Jahren mit insgesamt etwa 1,6 Mio. Euro unter dem Dach des Forums Gesundheitsstandort Baden-Württemberg gefördert. Das PC3-AIDA-Konsortium wird den digitalen Austausch der PC-CT-Bilddaten mithilfe der Bilddateninfrastruktur tdhp an vier klinischen Standorten realisieren.

Die bereits in der Anfangsphase in die tdhp integrierte Forschungsplattform NORA, die in Freiburg entwickelt wurde, kann darüber hinaus verwendet werden, um schon frühzeitig neue, auch KI- basierte Möglichkeiten in die Bilddatenauswertung zu integrieren. Die Ergebnisse sollen dann in den Zentren für Personalisierte Medizin für eine individuelle Behandlung von Patienten genutzt werden.

Die tdhp ist als „Platform as a Service“ Angebot (PaaS) konstruiert, um die Anbindung unterschiedlichster Teilnehmer des Gesundheitswesens zu ermöglichen. Von enormen Möglichkeiten spricht Prof. Dr. Konstantin Nikolaou vom Universitätsklinikum Tübingen. Die Plattform eröffne neue Wege für einrichtungsübergreifende Kooperationen, einschließlich „der Anbindung des elektronischen Gesundheitsaktensystems (eGA) der Krankenkassen und von Mehrwertdiensten, die beispielsweise Behandlungsunterstützungs- oder Terminmanagementsysteme anbieten. Die Möglichkeiten sind entsprechend enorm“, so Nikolaou. Prof. Dr. Stefan Schönberg, Direktor der Klinik für Radiologie und Nuklearmedizin der Universitätsmedizin Mannheim, ergänzt: „An der Universitätsmedizin Mannheim konnte die Nutzung der tdhp bereits erfolgreich in einem speziellen Reallabor, dem ‚INSPIRE LIVING LAB‘, getestet werden. Nun soll im Rahmen von PC3-AIDA die Nutzung an mehreren Standorten etabliert und weiterentwickelt werden, wir starten also nicht ganz neu.“

Um die digitale Nutzung von Gesundheitsdaten voranzutreiben und die Versorgung, Forschung und Lehre in Baden-Württemberg zu verbessern, ist ein weiterer Meilenstein des Projektes die Zusammenarbeit mit dem Multicloud-Projekt MEDI:CUS. „Konkret wird die Kopplung der als Anwendungsbeispiel dienenden tdhp mit der als Daten- und Austauschplattform fungierenden Multicloud und damit der Datenschutz-konforme Aufbau eines digitalen Ökosystems in der Gesundheitsversorgung angestrebt.“ Das sei aber nur mittelfristig erreichbar, so Nikolaou.

Das Forum Gesundheitsstandort Baden-Württemberg wurde 2018 auf Initiative von Ministerpräsident Winfried Kretschmann gegründet, um eine engere Vernetzung der Bereiche Forschung, Gesundheitsversorgung und -wirtschaft zu erreichen und Baden-Württemberg zum führenden Gesundheitsstandort zu entwickeln. Es versteht sich als Arbeits- und Innovationsplattform, die gemeinsame Handlungsfelder definiert, Strategien erarbeitet und neue Kooperationen ermöglicht. Das Forum vereint aktuell mehr als 600 Expertinnen und Experten aus Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen, Krankenkassen, Forschungsinstitu­ten und Universitäten sowie Biotech-, Pharma- und Medizintechnikfirmen aus Baden-Württemberg.

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