Smarte Textilien für Gesundheitsversorgung
An der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg werden sensorbasierte Schutz- und Monitoringsysteme entwickelt. Sie sollen in Textilien untergebracht werden und zum Beispiel Vitalparameter von pflegebedürftigen Menschen oder von älteren Patienten in ihrer häuslichen Umgebung überwachen.
Sensorbasierte Schutz- und Monitoringsysteme für Vitalität und Mobilität im Alter (SeSMoVit-A) heißt das Projekt, in dem intelligente Textilien entwickelt werden sollen, mit denen künftig der gesundheitliche Zustand von Patienten aus der Ferne überwacht werden kann. Unter der Federführung von Prof. Dr. habil. Sven Michel, Leiter des Fachgebietes Therapiewissenschaften II an der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg (BTU), wird unter anderem erforscht, was diese Textilien bei der Erfassung von Vitalparametern leisten können, die Ärzten Auskunft über den Zustand ihrer Patienten geben. Ziel ist es, Daten der Patienten beispielsweise über Herzfrequenz, Blutdruck, Blutzucker oder die Körperkerntemperatur in ihrem häuslichen Umfeld oder auch in Pflegeeinrichtungen zu erfassen, ohne dass sie eine Praxis aufsuchen müssen.
Dabei haben die Wissenschaftler zahlreiche Fragen zu klären: Welche Kleidungsstücke sind für eine solche Überwachung geeignet? Welches ist das beste Material? Wohin mit den Sensoren? Wer erhält die erfassten Daten? Wie ist der Datenschutz geregelt? Was sind tatsächlich Notfall auslösende Signale?
„Vom Ansatz her, handelt es sich bei diesem Projekt um einen Verbund zwischen Universität und forschender Industrie“, hält Professor Michel fest. „Die Unternehmen Smart Textiles Hub GmbH (Dresden), FiberCheck GmbH (Chemnitz), MeDConNet GmbH (Chemnitz) und das Sächsische Textilforschungsinstitut e.V. (Chemnitz) haben sich dabei zu einem Konsortium zusammengeschlossen und wollen mit der BTU textile Innovationen praxisbezogen testen beziehungsweise in die Oberlausitz tragen.“
Modellregion Oberlausitz
Dabei arbeiten sie eng mit regionalen Gesundheitsdienstleistern zusammen. Der Oberlausitz wird dabei seitens des BMBF der Charakter einer Modellregion zugeschrieben, in der insbesondere Gero-Technologien zur Verbesserung der Lebensqualität im höheren Lebensalter entwickelt und erprobt werden sollen.
„Betrachtet man die leistungsdiagnostische Forschung der letzten 30 Jahre, sind vielfältige sensorgestützte Messverfahren zur Beurteilung von Status und Dynamik des menschlichen Körpers in unterschiedlichen Settings erprobt, validiert und miniaturisiert. Gleiches gilt für die Textilforschung, die nahezu unsichtbar Sensoren in und auf textile Fasern bringen kann. Davon ist jedoch im Bereich der ambulanten Gesundheitsversorgung einschließlich der Pflege kaum etwas anzutreffen. Mehr als unsolide Herzfrequenzmesser, Notfallmeldesysteme oder transportable EKG-Geräte sind hier kaum im Einsatz“, so Professor Michel weiter. „Das muss sich ändern, insbesondere wenn wir von Digitalisierung, Telemedizin oder gar künstlicher Intelligenz sprechen. Und genau daran arbeiten wir!“
Die Therapiewissenschaftler knüpfen direkt an ihr letztes BMWE-gefördertes Forschungsprojekt an. Darin entwickelten sie zusammen mit Forschern der TU Dresden einen textilen Schweißsensor, mit dem Stoffwechselendprodukte im Schweiß gemessen werden können. Diese geben Auskunft über die Fitness oder zum Krankheitsstatus.
Die Finanzierung von SeSMoVit-A läuft über das BMBF-Programm „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“. In den nächsten drei Jahren werden daraus zunächst 2,5 Mio. Euro bereitgestellt, auch die Anschlussförderung war bereits im Gespräch. Für die Forschung an der BTU stehen davon rund 600.000 Euro zur Verfügung.