Universitätsmedizin Magdeburg/Sarah Kossmann

Robotische Chirurgie schont das Immunsystem

Werden Leberoperationen mit robotischer Unterstützung durchgeführt, belasten sie das Immunsystem weniger als offene Eingriffe. Die zeigt eine aktuelle Studie der Universitätsmedizin Magdeburg, die im Fachjournal Surgical Endoscopy veröffentlicht wurde.

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An der Universitätsmedizin Magdeburg kommen bei minimalinvasiven Eingriffen regelmäßig Da Vinci-Operationssysteme zum Einsatz. Auch komplexe Eingriffe im Bauchraum erfordern damit nur kleinste Schnitte. Insbesondere Leberoperationen sind technisch anspruchsvoll und stellen eine große körperliche Belastung für die Patienten dar.

Nun konnte eine aktuelle Studie der Universitätsklinik für Allgemein-, Viszeral-, Gefäß- und Transplantationschirurgie der Universitätsmedizin Magdeburg erstmals belegen, dass Leberoperationen mit Roboterunterstützung das Immunsystem deutlich weniger stark belasten als klassische offene Eingriffe.

Initiator der Studie ist Prof. Dr. Roland Croner, Direktor der Klinik. Er gehört in Deutschland zu den Pionieren der robotisch assistierten Viszeralchirurgie. Laut Croner konnten die Mediziner erstmals zeigen, dass die Funktion des Abwehrsystems bei robotisch assistierten Leberoperationen besser erhalten bleibt als nach einer offenen Operation – lokal am Ort der Gewebeschädigung, aber auch systemisch in der Blutzirkulation. „Das ist ein wichtiger Hinweis darauf, dass diese Technologie nicht nur präziser, sondern auch schonender für den Körper sein kann“, so Croner.

Die in der Studie untersuchten Patienten waren wegen eines Lebertumors oder von Darmkrebs abgesiedelten Lebermetastasen operiert worden. Vor und nach der Operation wurden Blutproben der Patienten untersucht sowie Gewebeproben am Randbereich des Resektats am Ende der Operation. Dabei stellte sich heraus, dass die für die Heilungsprozesse wichtigen Immunzellen effektiver aktiviert werden konnten, wenn die OP mit robotischer Unterstützung durchgeführt wurde. Werden im Anschluss Immuntherapien angewendet, könnten diese möglicherweise besser wirken, weil das Immunsystem nach der Operation weniger geschwächt ist als nach einem offenen Eingriff. Dies müsse jedoch noch in weiteren Studien bestätigt werden, so Professor Croner.

Jährlich erkranken in Deutschland tausende Menschen an bösartigen Lebertumoren oder an Darmkrebs mit Lebermetastasen und für viele von ihnen ist die einzige Chance auf Heilung eine Operation. Da diese Eingriffe körperlich sehr belastend sind, gewinnen roboterassistierte Verfahren immer mehr an Bedeutung. Denn da sie nur kleine Schnitte erfordern, können das Risiko für Blutverlust und Infektionen verringern und die Erholungszeit verkürzen. Die Studienergebnisse liefern nun erstmals biologische Daten, die diesen klinischen Beobachtungen eine immunologische Grundlage geben.

Die Ergebnisse wurden im Fachjournal Surgical Endoscopy veröffentlicht. Weitere Untersuchungen sollen nun zeigen, wie sich das bessere Immunprofil nach der Operation auf Heilungsverläufe und Rückfallraten auswirkt. Zudem wollen die Wissenschaftler herausfinden, ob ähnliche Effekte auch bei anderen Tumoroperationen auftreten.

Möglich wurde die Forschung durch ein Promotionsstipendium der Medizinischen Fakultät der Universität Magdeburg. Anfang des Jahres war Erstautorin Julia Nagelschmitz auf dem Deutschen Chirurgenkongress in München mit einem der Nachwuchspreise ausgezeichnet worden.

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