Mit KI Demenz-Diagnostik verbessern
Präzise, schnell und objektiv – die Software des Tübinger Start-ups AIRAmed unterstützt bei der frühen Erkennung sowie bei der Therapie von neurodegenerativen Erkrankungen wie Demenz.
Pro Jahr werden allein in Deutschland etwa 350.000 Fälle von Demenzerkrankungen neu diagnostiziert. Bildgebende Verfahren sind bei der Diagnose von Demenz und anderen neurodegenerativen Erkrankungen, wie z.B. Alzheimer, Parkinson und Multiple Sklerose von entscheidender Bedeutung. Bildgebend fassbare, strukturelle Veränderungen gehen dabei den klinischen Symptomen dieser Erkrankungen zeitlich um viele Jahre voraus. Eine bestmögliche Früherkennung und die korrekte Zuordnung zu den unterschiedlichen Erkrankungstypen ist daher für die Prävention und den Einsatz medikamentöser Therapien essentiell.
Experten für quantitative Neuroradiologie
Die bisherige radiologische Befundung erfolgt meist ausschließlich visuell und ist stark von der Kompetenz und Erfahrung des Arztes abhängig. Künftig unterstützen hier die KI-basierten Softwarelösungen des Tübinger Start-ups AIRAmed. Sie ergänzen die reine Sichtbefundung des Radiologen um einen entscheidenden Faktor: die objektiven Messwerte. AIRAmed Softwarelösungen erkennen sehr kleine Veränderungen des Gehirns, die in einem frühen Stadium mit bloßem Auge oft noch nicht wahrgenommen werden können. Diese präzise Gehirnvolumetrie ist daher entscheidend für die Diagnose. „Eine eindeutige und möglichst frühe Diagnose ist die Basis für eine individuelle und effiziente weitere Behandlung“, sagt Dr. Tobias Lindig, Neuroradiologe und Geschäftsführer von AIRAmed und ergänzt: „Wir wollen universitäre Spitzenforschung zu den Patientinnen und Patienten bringen. Mit dem Service von AIRAmed können behandelnde Ärztinnen und Ärzte anhand quantitativ-objektiver Messparameter spezifische Krankheitsbilder sehr viel früher erkennen, entsprechende Therapien frühzeitig einleiten und deren Erfolg im Verlauf kontrollieren." Die Software vergleiche radiologische Bilddaten mit Hilfe neuronaler Netze gegen ein großes Referenzkollektiv aus Gesunden von gleichem Alter und Geschlecht und extrahiere daraus messbare Erkrankungseigenschaften. Strukturelle Veränderungen im Gehirn würden nahezu in Echtzeit und in höchster Qualität erkannt und durch den Abgleich mit Referenzdaten im Hintergrund quantifiziert. „Das Ergebnis ermöglicht eine objektive und schnelle Diagnostik sowie ein feingranulares Therapie-Monitoring – für mehr Lebensqualität, ganz im Sinne der Patienten“, sagt Lindig.
AIRAmed ist eine Ausgründung des Universitätsklinikums Tübingen (UKT) und hat seinen Standort in Tübingen. Das Start-up verfügt über einen Kooperationsvertrag mit dem UKT zur Gewinnung von Daten zur Qualitätssicherung, Validierung sowie Weiterentwicklung der Software – und pflegt zudem eine Forschungskooperation mit dem Max-Planck-Institut für biologische Kybernetik, Abteilung Hochfeld-Magnetresonanz.
Breite Vertrieb soll starten
In den nächsten Wochen und Monaten steht für die Tübinger KI-Spezialisten der Marktgang an. „Einige Pilot-Praxen und -Kliniken haben unsere Software schon im Einsatz, der breite Vertrieb beginnt jetzt“, berichtet Lindig auf dem Infoportal der BIOPRO (hier zum ausführlichen Porträt der Firma). „Die Zertifizierung als CE-gezeichnetes Medizinprodukt hat viel Zeit in Anspruch genommen. Nun stehen konkrete Gespräche mit Investoren und möglichen Vertriebspartnern an. Und natürlich die stetige Verbesserung unserer Software-Lösung sowie die Erweiterung der Produktpalette. Der Markt der quantitativen Radiologie ist international erst im Entstehen, aber wir sind zuversichtlich, dass die Präzision unserer Produkte in Kombination mit dem Dienstleistungs- und Servicebewusstsein von AIRAmed, langfristig überzeugen werden.“