Bayer: Radiopharmazie-Kooperation mit britscher Bicycle Therapeutics

Die Bayer AG und Bicycle Therapeutics plc (NASDAQ: BCYC), ein britisches Biotechnologie-Unternehmen, das eine neue Klasse von Therapeutika auf Basis der firmeneigenen Peptid-Technologie (Bicycle®) entwickelt, haben eine strategische Kooperation zur Entdeckung, Entwicklung, Herstellung und Vermarktung von Bicycle-Radiokonjugaten für mehrere vereinbarte onkologische Zielmoleküle bekannt gegeben. Die Vereinbarung kann durch erfolgsabhängige Meilensteinzahlungen einen Wert von bis zu 1,7 Milliarden US-Dollar erreichen.

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Bayer und Bicycle Therapeutics haben eine strategische Zusammenarbeit zur Entwicklung neuer zielgerichteter Radionuklidtherapien in der Onkologie vereinbart. Im Rahmen der Kooperation sollen die synthetischen Peptide von Bicycle Therapeutics für die Entdeckung und Entwicklung mehrerer zielgerichteter Radiokonjugate in der Onkologie eingesetzt werden. Bicycle Therapeutics erhält eine Vorauszahlung von 45 Mio. US-Dollar und potentielle zukünftige Entwicklungs- und Vermarktungsmeilensteinzahlungen von insgesamt bis zu 1,7 Mrd. US-Dollar.

Bicyclische Peptide bestehen aus 9 bis 20 Aminosäuren, die synthetisch hergestellt werden können und mit hoher Affinität und Selektivität an Zielmoleküle binden. Dies ermöglicht eine hohe Tumorpenetration und eine schnelle Elimination aus gesunden Organen. Die Peptide sind chemisch synthetisierbar, haben ein niedriges Molekulargewicht und sind nach Unternehmensangaben eine gut kontrollierbare Pharmakokinetik. Die beiden Firmen werden die Peptidtechnologie von Bicycle Therapeutics gemeinsam nutzen, um bicyclische Peptide für mehrere noch nicht genannte onkologische Zielmoleküle zu entwickeln.

Heute gilt die Leverkusener Bayer AG als Pionier der Radiopharmazie, doch erst vor etwas mehr als zehn Jahren erfolgte einer der ersten Schritte auf diesem Gebiet mit der mehr als 2 Mrd. Euro schweren Übernahme der norwegischen Algeta. Deren Alpha-Strahler hatten es Bayer besonders angetan. Gezielte Radionuklidtherapien gelten seit gut einem Jahrzehnt als besonders wirksame Klasse der Krebstherapien. Die Novartis AG hatte 2017 und 2018 fast 6 Mrd. US-Dollar für den Kauf von Advanced Accelerator Applications SA und Endocyte Inc. ausgegeben. Infolgedessen verschärft sich der Wettbewerb und die Pipelines vieler Pharmariesen, aber auch kleinerer Biotechs, explodieren förmlich aufgrund neuer Kombinationen verschiedener Medikamente. Der Weltmarkt für Radiopharmazeutika wurde für 2020 auf 6,7 Mrd. US-Dollar geschätzt und soll sich laut der Agentur William Blair bis 2027 auf 11,5 Mrd. USD nahezu verdoppeln.

Nun sind es spezifische Peptide, die das Interesse von Bayer geweckt haben, um geeignete Radionukleotide zielgenau zum Tumor zu bringen. „Bei Bayer gehen wir strategische Kooperationen ein, um unseren Zugang zu Innovationen zu erweitern", sagte Dr. Christian Rommel, Leiter der globalen Forschung und Entwicklung und Mitglied des Executive Committee der Division Pharmaceuticals von Bayer. „Die peptidbasierte Technologie von Bicycle Therapeutics stärkt unsere Entwicklungspipeline im Bereich der Onkologie, indem sie diese um zielgerichtete Radionuklidtherapien der nächsten Generation ergänzt." Der britische Partner, der mit dem Nasdaq-Listing auch eine Heimat in Boston, USA, hat, freut sich ebenfalls über die Kombination. „Bayer ist ein Pionier auf dem Gebiet der Radiopharmazeutika und bietet eine neue und zusätzliche Validierung unserer einzigartigen Technologie", sagte Dr. Kevin Lee, Chief Executive Officer von Bicycle Therapeutics.

Radiopharmazeutika sind in verschiedenen deutschen Pharma- und Biotech-Unternehmen in der Entwicklung und tragen bereits kräftig zu Umsatz und Gewinn bei. So meldet die Berliner Eckert & Ziegler AG aktuell ein Umsatzwachstum von 16% für ihre Isotopensparte, die Garchinger ITM SE hat auch ohne eigene Zulassung bereits ein millionenschweres Geschäft mit dem sogenannten compassionate use ihrer Radiopharmaka. Auch Start-ups in diesem Bereich ziehen die Aufmerksamkeit und das Geld von Investoren auf sich, wie das Berliner Unternehmen Ariceum.

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