Neuer Bayer-Chef aus den USA

Der Aufsichtsrat der Bayer AG hat Bill Anderson mit Wirkung zum 1. Juni 2023 zum Vorstandsvorsitzenden von Bayer und damit zum Nachfolger von Werner Baumann bestellt. Anderson wird am 1. April 2023 als Mitglied des Vorstands in das Unternehmen eintreten.

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Bill Anderson wurde nach einem gründlichen Auswahlverfahren, das Mitte letzten Jahres begann, einstimmig gewählt. Das Unternehmen teilte mit, dass Werner Baumann (60), der derzeitige Vorstandsvorsitzende von Bayer, "eng mit Anderson zusammenarbeiten [werde], um einen reibungslosen Übergang zu gewährleisten, bevor er Ende Mai 2023 nach 35 Dienstjahren bei Bayer in den Ruhestand geht." Eigentlich lief der Vertrag von Baumann noch ein weiteres Jahr und bisher hatten die Leverkusener auch dem steigenden Druck einiger Großinvestoren standgehalten, einen früheren Wechsel zu vollziehen. Doch eine so lange Wartezeit wollte wohl Anderson nicht akzeptieren, der im Herbst bei Roche aus dem Vorstand ausgeschieden war, nachdem sich dort die Vorstandsnachfolgeregelung an ihm vorbei entwickelt hatte.

Bill Anderson (56), ein ausgebildeter Chemieingenieur, bekleidete in den vergangenen 25 Jahren verschiedene Führungspositionen bei Biogen, Genentech und Roche. Zuletzt war er als CEO der Division Pharma von Roche tätig.

Mit dem US-Amerikaner wird Bayer noch ein Stück amerikanischer. Nach dem Kauf vom US Agrarriesen Monsanto, der größten Übernahme in der Bayergeschichte und mit dem hohen Kaufpreis von 63 Mrd. US-Dollar standen in Folge Hunderttausende von Klagen vor US-Gerichten, mit dem Vorwurf, das glyphosathaltige Unkrautvernichtungsmittel Roundup sei krebserregend. Mehr als 10 Mrd. Euro hat Bayer seitdem für Vergleiche ausgegeben, und noch immer sind nicht alle Rechtsstreitigkeiten geklärt. Diesen Makel konnte Baumann trotz seiner arbeitslebenslangen Bayertreue nie ganz abstreifen. Ob man sich in Leverkusen mehr Gnade in den anstehenden gerichtlichen Auseinandersetzungen erhofft, wenn der Firmenlenker US-Amerikaner ist? Auch die Aktivitäten im Bereich der Kooperationen oder Firmenaufkäufe zielten in letzter Zeit sehr stark Richtung USA. Vielleicht ein Grund, warum Bayer sogleich betonte, dass Bill Anderson in mehreren europäischen Ländern gelebt und gearbeitet habe, unter anderem im Vereinigten Königreich, den Niederlanden, Belgien und der Schweiz. Und in seiner neuen Funktion werde er "in Leverkusen, Deutschland, tätig sein".

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