Bitte ein Pilz – Bitburger kooperiert mit Mushlabs
Der Pilzmyzel-Züchter Mushlabs (Berlin/Hamburg) und Bitburger, eine der größten deutschen Privatbrauereien, arbeiten künftig noch enger zusammen. Aus Brauereiresten wird das Start-up Rohstoffe zur Fütterung der Pilzmyzele beziehen, aus denen fermentativ neue Nahrungsmittel hergestellt werden.
Das Biotech-Start-up Mushlabs, gegründet in Berlin und gerade im Umzug nach Hamburg, und die Bitburger Braugruppe kooperieren künftig noch enger miteinaner. Geplant ist, dass Bitburger Kapazitäten sowie Nebenprodukte aus der Bierproduktion als Rohstoff zur Verfügung stellen wird. Mushlabs will diese lokalen Nebenprodukte aufwerten und nutzen, um damit in einem hocheffizienten Fermentationsprozess Myzel von Speisepilzen zu kultivieren.
Im Jahr 2019 war bereits der Venture-Arm von Bitburger, Bitburger Ventures, bei Mushlabs eingestiegen. Nun startet eine Zusammenarbeit auf Produktionsebene. Zwar müssen zunächst noch die geeigneten Verzahnungen der Produktionsabläufe definiert werden, beide Partner gehen aber von einem großen Potential aus.
Die Nutzung hochwertiger Nebenprodukte aus der lokalen Agrar- und Lebensmittelindustrie und die damit verbundene Rückführung wertvoller Nährstoffe in die Lebensmittelwirtschaft sind integrale Bestandteile der Strategie von Mushlabs. Das Start-up ist eines der ersten Biotech-Unternehmen weltweit, das Nebenprodukte für die Flüssigfermentation von Myzel aus Speisepilzen verwenden wird. Die Rohstoffe sollen künftig lokal bezogen und die Lebensmittel vor Ort produziert werden – jeweils angepasst an die individuellen Bedingungen und Bedürfnisse des Marktes. Eine effiziente Ressourcennutzung macht Fermentation zu einer der nachhaltigsten Methoden zur Herstellung alternativer Proteine weltweit.
Der zumindest in den bisherigen Präsentationen als Besonderheit verpackte Clue bei Mushlabs ist der Pilz als "beste Alternative" zu Fleisch, da Textur und große Geschmacksanteile ähnlich, die Proteinquelle aber nicht tierisch wäre. Bisher sind Produkte von Mushlabs allerdings noch nicht erhältlich.
Dennoch ist Bitburger überzeugt. Jan Niewodniczanski, Geschäftsführer Technik und Umwelt bei der Bitburger Braugruppe, sagt: „Wir suchen immer nach Möglichkeiten, die Nachhaltigkeit unseres Produktionsprozesses zu verbessern und neue, innovative Wege zu gehen. Dies ist seit 200 Jahren Teil der Bitburger DNA.” Ebenso überzeugt ist Dr. Friedrich Droste, Geschäftsführer Bitburger Ventures: „Mushlabs ist ein hervorragendes Beispiel. Durch das Zusammenspiel zwischen dem Fermentations-Know-how von Mushlabs und dem technischen Brauerei-Know-how in der Bitburger Braugruppe können wir echte Mehrwerte bieten. Nebenprodukte und existierende Infrastruktur aus dem Brauprozess zu nutzen, um alternative Proteine im Brauereiumfeld herzustellen, ist mit dieser Kooperation keine Zukunftsphantasie mehr, sondern gelebte Praxis, die nachhaltig für alle Beteiligten und die Umwelt Werte schafft.”
Mushlabs bezieht derzeit den neuen Hauptsitz in Hamburg, wo knapp 50 Mitarbeiter beschäftigt sind. Mitte Juni wurde Mushlabs für das EIC-Accelerator-Programm der EU ausgewählt. Über 1.000 Start-ups und Kleinunternehmen aus Europa hatten sich beworben, um einen Teil der insgesamt 382 Mio. Euro an Kapital zu erhalten. Den Zuschlag erhielten 74 Unternehmen in unterschiedlicher Höhe – Mushlabs einen achtstelligen Betrag. Schon 2020 wurde eine erste, internationale Finanzierungsrunde mit gut 9 Mio. Euro unter Beteiligung von Bitburger Ventures abgeschlossen. Nun muss nur noch die Werbung bei Fußballübertragungen angepasst werden.