Deutsches Netzwerk gegen Antimikrobielle Resistenzen gegründet
Um die Entwicklung neuer resistenzbrechender Antibiotika und die dafür notwendige politische Unterstützung voranzutreiben, wurde Mitte Mai das Deutsche Netzwerk gegen Antimikrobielle Resistenzen (DNAMR) gegründet. Dieser Zusammenschluss von Organisationen, Institutionen, Unternehmen, juristischen und natürlichen Personen aus Wissenschaft, medizinischer Versorgung und Gesundheitswirtschaft versteht sich dabei als deutscher Arm von europäischen und international agierenden Schwesterorganisationen.
Das Ziel des DNAMR sei es, "durch sinnvolle Verknüpfung von Forschungsförderung und Marktanreizen die Entwicklung, Implementierung und Anwendung neuer Wirkstoffe zu beschleunigen. Dabei sollen Forschungsförderung (Push) mit Marktanreizen (Pull) verknüpft sowie Grundlagen- und klinische Forschung gestärkt werden." Gleichzeitig wolle das Netzwerk dazu beitragen, Anreize für Pharmaunternehmen zu schaffen, damit letztere zukünftig vermehrt bereit sind, in neue Antibiotika zu investieren.
Das Deutsche Netzwerk gegen Antimikrobielle Resistenzen (DNAMR) ist ein Zusammenschluss von Organisationen, Institutionen, Unternehmen, juristischen und natürlichen Personen aus Wissenschaft, medizinischer Versorgung und Gesundheitswirtschaft, die sich für die Entwicklung von neuen, resistenzbrechenden Antibiotika einsetzen. Die Netzwerkmitglieder stammen aus der BEAM-Alliance (Biotech companies in Europe combatting AntiMicrobial resistance), dem Deutschen Zentrum für Infektionsforschung (DZIF), dem Global AMR R&D Hub, der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie (DGI), der Paul-Ehrlich-Gesellschaft für Infektionstherapie e.V. (PEG), sowie dem Verband forschender Pharma-Unternehmen (vfa).
Das DNAMR stellt drei Forderungen:
1) Stärkung der Pipeline öffentlich finanzierter F&E-Projekte für Antibiotika: Die derzeitigen Anstrengungen in der Grundlagenforschung für Antibiotika müssen verstetigt und verstärkt werden, um neue Wirkstoffklassen zu entdecken und weiterzuentwickeln.
2) Schnellstmögliche Überführung von resistenzbrechenden Wirkstoffen in Medikamente mit einem möglichst günstigen Nutzen-Risiko-Verhältnis (Translation)
3) Entwicklung und Implementierung von marktbasierten Anreizmechanismen zur Förderung neuer Antibiotika und anderer antibakteriell wirksamer Medikamente. Obwohl resistenzbrechende Reserveantibiotika nur dann eingesetzt werden sollen, wenn die Standardbehandlung für eine Infektion aufgrund von Resistenzen nicht wirksam ist, muss ihre Entwicklung, Produktion und Bereitstellung für Investoren wirtschaftlich sinnvoll sein. Auch die Finanzierung von Reserveantibiotika – im Krankenhaus wie auch im ambulanten Bereich – muss durch eine zeitnahe und adäquate finanzielle Erstattung sichergestellt werden.
Im Vereinigten Königreich hatte sich zuletzt ein "Netflix-Modell" der Erstattung durchgesetzt, als sich die dortige Bewertungsstelle NICE (National Institute for Health and Care Excellence) bereiterklärte, für zwei Antibiotika feste Summen pro Jahr zu erstatten, unabhängig davon, wie viel Wirkstoff tatsächlich verschrieben werden wird. Die beiden Firmen Pfizer und Shionogi erhalten demnach für die nächsten zehn Jahre jeweils 10 Mio. britische Pfund für die beiden Antibiotika, mit dem Ziel, den ganzen Sektor insgesamt wieder attraktiver für innovative Entwicklungen zu machen. Dies war auch Kernthema der AMR-Konferenz im April in Basel, bei der die führenden Vertreter der auch in der DNAMR versammelten Akteure und Organisationen zusammengekommen waren.