PET-abbauende Enzyme geben Textilien ein zweites Leben

Die französische Carbios schließt sich mit On, Patagonia, Salomon und dem deutschen Sportartikelunternehmen PUMA zusammen, um eine biotechnologische Kreislaufwirtschaft in der Textilindustrie zu etablieren.

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Manche Revolution bahnt sich ganz langsam an. So wie die Forschungsarbeit der französischen Carbios, die zehn Jahre ihre Idee verfolgte, ein Polyethylen-(PET)abbauendes Enzym zu entwickeln. Das im Jahr 2011 mit finanzieller Unterstützung von Truffle Capital gegründete Unternehmen ist in der Nähe der Region Puy de Dôme angesiedelt und eng verbunden mit dem in der industriellen Biotechnologie führenden Forschungscluster in Toulouse (Toulouse White Biotechnolgy). Bereits 2013 gelang der Sprung an die europäische Börse Euronext, und seither reihten sich einige Industriepartnerschaften aneinander.

Richtig voran ging es im Frühjahr 2020 mit der Publikation in Nature, die beschreibt, wie es den Forschern gelang, ein bakterielles Enzym (die PET-Depolymerase) mit den gewünschten Eigenschaften noch weiter zu optimieren und auch in Labor- und Pilotmaßstäben die Effektivität des PET-Abbaus zu demonstrieren. Als Einsatzmöglichkeit wurde dort in vielen Firmenpräsentationen vor allem der Plastikflaschenberg ins Feld geführt. Doch auch das Thema Textilien stand von Anfang an im Fokus. Während für die PET-Flasche eher Ersatz gesucht wird, der dann wieder im Verpackungsbereich Einsatz finden soll, ist der Recycling-Prozess von synthetischen Textilien noch wenig entwickelt, der Beitrag zur Mikroplastikverschmutzung der Umwelt durch diese Materialien jedoch hoch.

Nun macht Carbios mit einer großen Mehrparteien-Industriepartnerschaft deutlich, dass eine neue Phase für das Recycling von synthetischen Textilfasern begonnen hat. Anfang Juli unterzeichnete das französische Biotech-Unternehmen mit On, Patagonia, PUMA und Salomon eine zweijährige Vereinbarung, um gemeinsam Lösungen zu entwickeln, die die Recyclingfähigkeit und die laufende Wiederverwertbarkeit ihrer Produkte verbessern sollen. PET-Polyester ist mit der Produktion von 52 Millionen Tonnen die wichtigste Faser für die Textilindustrie und übertrifft damit sogar Baumwolle, die mit 23 Millionen Tonnen zu Buche schlägt. Die vier Textilunternehmen des Konsortiums stehen gemeinsam vor der Herausforderung, dass ihre ehrgeizigen Entwicklungsziele zur Nachhaltigkeit nur teilweise mit herkömmlichen Recyclingtechnologien erreicht werden können. Diese zielen hauptsächlich auf das Recycling von Flaschen zu Fasern ab. Künftige Auflagen werden eine höhere Recycling- und Zirkulationsrate bei Verpackungen und Textilien fordern.

Howard Williams, Director Global Innovation Apparel and Accessories bei PUMA, macht die Herausforderung für das deutsche Sportartikelunternehmen deutlich: „Im Rahmen unserer Nachhaltigkeitsstrategie wollen wir bis 2025 75% recycelte Polyester für die Herstellung unserer Bekleidung und Accessoires einsetzen. Die Partnerschaft mit Carbios und deren innovative Biorecycling-Methoden bieten einen vielversprechenden Ansatz, um unsere Ziele zu erreichen und unsere Branche insgesamt zirkulärer aufzustellen.“

Emmanuel Ladent, Chief Executive Officer von Carbios, freut sich über die weitere Bestätigung des eingeschlagenen Weges: „Basierend auf dem Erfolg der zuvor erreichten Meilensteine im Verpackungsbereich hat sich dieses Modell eines Konsortiums als sehr effizient erwiesen. Wir freuen uns sehr über die Partnerschaft mit On, Patagonia, PUMA und Salomon, die allesamt sehr renommierte Marken darstellen. Unser gemeinsames Ziel ist es, einen Beitrag zur Verringerung der Umweltbelastung durch die Textilindustrie zu leisten, indem wir eine industrielle Lösung für das Recycling von Polyesterfasern anbieten und unseren Partnern helfen, ihre Ziele in der Entwicklung zur Nachhaltigkeit zu erreichen.“

©|transkript.de/gkä

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