BioNTech: strategische Partnerschaft mit Großbritannien

Die Mainzer BioNTech SE hat Anfang Januar die Unterzeichnung einer Absichtserklärung mit dem Vereinigten Königreich bekanntgegeben. Sie beinhaltet eine strategische Zusammenarbeit in der Entwicklung neuer, auf mRNA-Wirkstoffen beruhender Therapeutika, insbesondere in der Onkologie.

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Ugur Sahin, CEO von BioNTech, begründet die ungewöhnliche Vereinbarung mit der Regierung von Großbritannien damit, dass die Entwicklung des COVID-19-Impfstoffes gezeigt habe, wie schnell und effizient die verschiedenen Behörden im Vereinigten Königreich zusammenarbeiten können, damit hätten sie klinische Studien enorm beschleunigt. Dies wolle er mit BioNTech nun auch für die Entwicklung neuer Krebstherapien auf Basis von mRNA-Wirkstoffen sicherstellen.

Die mehrjährige Vereinbarung fokussiert sich auf Krebsimmuntherapien, Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten und eine weitere Expansion von BioNTech im Vereinigten Königreich. Dabei ist es das Ziel der Mainzer, randomisierte klinische Studien mit Zulassungspotential für die personalisierten mRNA-Krebsimmuntherapien des Unternehmens im Vereinigten Königreich zu entwickeln und durchzuführen. Die Rede ist dabei von 10.000 Patienten bis 2030. Die schnellere Patientenrekrutierung für klinische Studien in dieser Kollaboration solle dazu führen, dass der erste Patient voraussichtlich im zweiten Halbjahr 2023 in eine Studie aufgenommen werden kann. In einem neuen F&E-Zentrum in Cambridge sollen künftig mehr als 70 hochqualifizierte Wissenschaftler tätig sein, die ab sofort rekrutiert werden.

Darüber hinaus wird das Unternehmen seine Präsenz im Vereinigten Königreich durch die Einrichtung eines regionalen Hauptsitzes in London erweitern, wo Mitarbeiter aus der Regulatorik, Medical Affairs, geistiges Eigentum und der Rechtsabteilung arbeiten werden. BioNTech bleibt der lokale Sponsor für die eigenen laufenden und künftigen klinischen Studien im Vereinigten Königreich und wird die Protokolle für die klinischen Studien erstellen.

Ganz offensichtlich geht es BioNTech darum, die gut vernetzte Gesundheitsdatenlandschaft der Briten zu nutzen. Im Rahmen der Absichtserklärung planen das Unternehmen und die Regierung des Vereinigten Königreichs, die Rekrutierung von Studienzentren und Patienten zur Umsetzung klinischer Studien für Produktkandidaten aus BioNTechs Pipeline für personalisierte mRNA-Krebsimmuntherapien und Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten zu beschleunigen. Um dies zu erreichen, soll das Netzwerk des Vereinigten Königreichs für klinische Studien sowie lokale Ressourcen für Genomik und Gesundheitsdaten genutzt werden.

Für den europäischen Binnenmarkt der klinischen Studien und ihrer Regulierung, der sich gerade mit einem von allen Akteuren beklagten mangelhaften zentralisierten neuen Studienregistersystem herumschlägt, sollte diese Zuwendung der Mainzer zur "Insellösung" des Vereinigten Königreichs mehr als ein deutlicher Hinweis sein, dass Schnelligkeit (ohne Abkürzung oder Qualitäts- und Sicherheitseinbußen) das bedeutende Kriterium für die Teilnahme an hochinnovativen klinischen Entwicklungen ist.

©|transkript.de

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