mRNA-Forscher Karikó und Weissmann geehrt
Die beiden Forscher Katalin Karikó und Drew Weissman haben heute von der schwedischen Nobelpreis-Organisation den Preis für Medizin und Physiologie für ihre Entdeckungen zu Nukleosid-Basenmodifikationen zugesprochen bekommen, die die Entwicklung wirksamer mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19 ermöglichten.
Das schwedische Nobelpreiskomitee begründete seine Entscheidung damit, dass die Entdeckungen der beiden Nobelpreisträger von entscheidender Bedeutung für die Entwicklung wirksamer mRNA-Impfstoffe gegen COVID-19 während der Anfang 2020 beginnenden Pandemie sind. Mit ihren bahnbrechenden Entdeckungen, die „unser Verständnis der Interaktion zwischen mRNA und unserem Immunsystem grundlegend verändert haben, trugen die Preisträger dazu bei, dass Impfstoffe während einer der größten Bedrohungen der menschlichen Gesundheit unserer Zeit mit beispielloser Geschwindigkeit entwickelt werden konnten“, schreibt die Nobel-Stiftung.
Die entscheidenden Entdeckungen und Publikationen gehen auf das Jahr 2005 zurück, als Karikó und Weissmann gemeinsam untersuchten, warum dendritische Zellen als antigenpräsentierende Zellen des Immunsystems auf in vitro hergestellte mRNA mit einer starken Zytokinausschüttung und damit einer Aktivierung des Immunsystems reagieren, auf körpereigene mRNA aber in kaum messbarer Intensität.
Die beiden Forscher vermuteten und wiesen nach, dass bestimmte Modifikationen, chemische Veränderungen, der mRNA-Bausteine dazu führen, dass diese als „eigen/selbst“ erkannt werden. mRNA-Moleküle, denen diese Modifikation fehlte, wurden als fremd wie ein Eindringling bekämpft. Auf dieser Grundlage konnten erstmals mRNA-Moleküle mit diesen Modifikationen auch in vitro hergestellt und in die klinische Entwicklung gebracht werden. Der eigentliche Erfolg als Therapeutikum steht für solche mRNA-Wirkstoffe zwar noch aus, aber die geringe Immunogenität der mRNA konnte als neue Methode für die schnelle, adaptive Entwicklung von Impfstoffen gegen die Corona-Pandemie erfolgreich genutzt werden. Karikó war damals (und seit 2013 bereits) Leiterin der RNA-Abteilung bei Biontech in Mainz und konnte mit ihrem Wissen die Entwicklung des Impfstoffs entscheidend beschleunigen.
Da derzeit ein Patentstreit um die Entdeckung der therapeutischen Nutzbarkeit der mRNA zwischen Biontech und der Tübinger Firma Curevac vor Gericht verhandelt wird und weitere Patentstreitigkeiten anhängig sind, ist derzeit nicht absehbar, ob diesem Nobelpreis ein ähnliches Schicksal droht wie im Fall von CRISPR/Cas. Dort hat ein US-Patentgericht den nobelpreisgekrönten Forscherinnen Doudna und Charpentier das Patent für den menschlichen Anwendungsbereich aberkannt und dem US-Amerikaner Feng Zhang zugesprochen. Möglicherweise klafft auch bei der Entdeckung der mRNA eine Lücke zwischen wissenschaftlicher Ehre und wirtschaftlicher Verwertung.