Topline-Ergebnisse überzeugen bei Morphosys

Mit Spannung wurden die Daten zum Hoffnungsträger Pelabresib beim Planegger Biotech-Unternehmen Morphosys AG erwartet. Am späten Montagabend war es endlich soweit: Der primäre Endpunkt der Kombinationsstudie in der Indikation Myelofibrose wurde erreicht. Auch in den sekundären Endpunkten schnitt das Medikament besser ab als die Vergleichstherapie. Mitte des kommenden Jahres strebt das Unternehmen nun Zulassungsanträge in den USA und Europa an.

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Wie das Biotech-Unternehmen Morphosys am späten Montagabend mitteilte, wurde der primäre Endpunkt der zulassungsrelevanten MANIFEST-2-Studie erreicht. Pelabresib wurde in Kombination mit dem Medikament Ruxolitinib (einem JAK-Inhibitor) als Kombinationstherapie gegen Ruxolitinib plus Placebo getestet. Die Kombinationstherapie zeigte eine signifikante und klinisch bedeutsame Verbesserung des Anteils der Patienten, die in Woche 24 eine Verringerung des Milzvolumens um mindestens 35% (Spleen Volume Reduction, SVR35) erreichten, was als wesentlicher Marker einer symptomatischen Wirkung in der Behandlung der Mylofibrose gilt. Im Einzelnen erreichten 66% der Patienten, die Pelabresib in Kombination mit Ruxolitinib erhielten, den primären Endpunkt SVR35 in Woche 24, verglichen mit 35% der Patienten, die Placebo und Ruxolitinib erhielten. Die SVR35-Ansprechrate verdoppelte sich damit nahezu.

Bei den sekundären Endpunkten zeigte sich ebenfalls eine verbesserte Wirkung der Kombitherapie vs. Monotherapie. Hier sind die Unterschiede einiger spezieller Symptomwerte zwischen Wirkstoff-Arm versus Placebo-Kombinationsarm zwar teilweise signifikant, jedoch eher nur gering im prozentualen Wert. Dennoch erfüllt der für rund eine Milliarde US-Dollar von der US-amerikanischen Firma Constellation eingekaufte Inhibitor eines Signalweges, der in der frühen Genregulation ansetzt, die in ihn gesetzten Erwartungen. Die damit angesteuerte Proteinfamilie wird BET genannt (Bromodomain and extraterminal domain). Proteine, die Bromodomänen enthalten, sind als Teil großer Proteinkomplexe an der Transkription von Genen beteiligt, in dem sie acetylierte Lysine erkennen, die vor allem auf Histonproteinen vorkommen. Bromodomänen bestehen aus ungefähr 110 Aminosäuren und spielen damit eine essentielle Rolle bei der Erkennung des epigenetischen Codes.

Die Morphosys AG plant, bis Mitte 2024 bei der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA einen Zulassungsantrag für Pelabresib in Kombination mit Ruxolitinib zur Behandlung von Myelofibrose  einzureichen. Auch bei der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) will das Martinsrieder Unternehmen die Zulassung beantragen. Die einstige reine Antikörperfirma Morphosys hat sich damit auf neue Wege begeben und wird versuchen, mit der erteilten Zulassung nachfolgend die Indikationen und therapeutischen Anwendungsfelder stetig zu erweitern und in frühe Behandlungsschemata Einzug zu halten. Denn weitere Kandidaten befinden sich noch in viel früheren Phasen. Mit Pelabresib hat sich das Unternehmen eine neue Lok vor den Zug gespannt, die nun eine ganze Weile  alleine für wesentlichen Schwung sorgen muss – wenn die Zulassung wie gewünscht erfolgt. Statt einem Kursfeuerwerk nach oben säen Analysten einige Zweifel an der Signifikanz der sekundären Endpunkte und die Aktie rauscht heute wider Erwarten stark nach unten.

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