Zweite Hochzeit: Roche nimmt Alnylam nochmal als Partner

Roche hat mit Alnylam Pharmaceuticals eine strategische Entwicklungs- und Vermarktungsvereinbarung zur Weiterentwicklung des RNA-Interferenz-Medikaments Zilebesiran zur Behandlung von Bluthochdruck geschlossen. Im Rahmen der Vereinbarung wird Roche eine Vorauszahlung von 310 Mio. US-Dollar in bar leisten, der potentielle Vertragswert beträgt bei Erreichen bestimmter Meilensteine 2,8 Mrd. US-Dollar. Die neue Beziehung hat eine lange Vorgeschichte im oberfränkischen Kulmbach.

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Roche und Alnylam Pharmaceuticals gehen eine Kooperation ein, um die Entwicklung des RNA-Interferenz-Medikaments Zilebesiran zur Behandlung von Bluthochdruck voranzutreiben. Die Vereinbarung umfasst eine Vorauszahlung von 310 Mio. US-Dollar sowie einen potentiellen Gesamtwert von bis zu 2,8 Mrd. US-Dollar. Die getroffene Vereinbarung "verbindet Alnylams nachweisliche Erfolge im Bereich der RNAi-Therapeutika mit der globalen kommerziellen Reichweite von Roche", erklärte Yvonne Greenstreet, CEO von Alnylam.

In der nordbayerischen Kleinstadt Kulmbach reibt man sich angesichts dieser Nachricht ein wenig die Augen. Denn die damals aus der Universität Bayreuth ausgegründete RNA-Firma Ribopharma hatte bei der US-Firma Alnylam so viel Aufmerksamkeit erregt (und ein so interessantes Patentportfolio besessen), dass die Amerikaner alles aufkauften und im oberfränkischen Kulmbach eine "europäische Alnylam" etablierten. Das war vor 20 Jahren. Die erste Welle der RNA-Begeisterung rief damals auch die Schweizer Roche auf den Plan, die den Amerikanern dieses europäische RNA-Kompetenzzentrum abkaufte und 2007 eine "Roche Kulmbach" daraus machte.

Doch nur wenige Jahre später gab es bei Roche einen entscheidenden Personalwechsel und plötzliches Desinteresse an der RNA-Welt, die Entwicklungen gingen doch nicht so schnell voran wie gedacht. Man trennte sich vom Standort Kulmbach und überließ das Unternehmen in einem Management-Buy-out seinem eigenen Schicksal.

Roland Kreutzer, Andreas Bossko und Hans-Peter Vornlocher sahen in ihrer international anerkannten RNA-Expertise weiterhin ein Geschäftsmodell und versuchten sich ab 2011 als eigenständige Synthesedienstleister für schwierige und spezifisch modifizierte RNA-Moleküle. Mit Erfolg. Heute beschäftigt das Unternehmen unter dem Namen Axolabs über 200 Mitarbeiter. Die Räumlichkeiten in einem alten Industriegebäude mitten in Kulmbach werden immer enger.  Die zahlreichen Synthesegeräte sind trotz hoher Anschaffungskosten schnell ausgelastet und abgeschrieben. Dass sich das britische Unternehmen LGC dieses Geschäftsmodell durch eine Übernahme einverleibt hat, ist in Kulmbach kaum zu spüren. Und auch eine ganz neue Produktionsanlage für RNA im kommerziellen Maßstab in Berlin, die 2024 in Betrieb gehen soll, wird das Axolotl von Axolabs als Firmenlogo tragen, LGC hält sich im Hintergrund.

Dass Roche und Alnylam nun erneut vor den Traualtar treten, ist also eine dieser seltsamen Geschichten, die die verwinkelte Biotech-Szene schreibt. Das Ende ist auch diesmal offen.

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