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Evotec: Meilensteinzahlung von BMS für Molekülkleber

Die Hamburger Evotec SE meldet eine neuerliche Meilensteinzahlung von Langzeitpartner Bristol Myers Squibb. Für den Ausbau der Pipeline an Klebemolekülen zum zielgerichteten Molekülabbau in Bereichen außerhalb der Onkologie leistete BMS auf Grundlage der Kooperationsvereinbarung für diesen Bereich eine programmbezogene Zahlung von 50 Mio. US-Dollar an Evotec.

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Evotec und Bristol Myers Squibb begannen ihre strategische Partnerschaft auf dem Gebiet des Proteinabbaus im Jahr 2018 und erweiterten sie im Mai 2022, nachdem die erste Zusammenarbeit laut Evotec sehr produktiv war und eine „vielversprechende Pipeline hervorgebracht“ hat. Die Partnerschaft war mit einem möglichen Gesamtvolumen von rund 5 Mrd. Euro als langjährige Kooperation für Evotec als sehr stabilisierend und bedeutend angesehen worden. Seit der Erweiterung hat Evotec die Aktivitäten zur Entwicklung vielversprechender Substanzen aus der firmeneigenen Bibliothek von Cereblon-E3-Ligasemodulatoren („CELMoDs™“) von Bristol Myers Squibb deutlich ausgeweitet. Der Proteinabbauweg über Ubiquitin hat sich als neues Feld der Wirkstoffentwicklung etabliert mit diversen Angriffspunkten bei den Ligasen oder Linkermolekülen zu diesen (was als PROTAC bezeichnet wird, proteolysis-targeting chimeras), bei als direkte Protein-Kleber wirksamen Substanzen (Klebstoffe, engl. glues) oder auch mit direkter Wirkung auf das gesamte Proteasom oder Teile davon. Allgemeiner wird deswegen auch von Degradern für Wirkstoffe dieses Ansatzes gesprochen. Ziel der Partnerschaft ist es, die „führende Position auf diesem Gebiet zu behaupten“, so Evotec,  und eine breite Pipeline neuartiger molekularer Ligase-Linker für hochwertige Zielmoleküle, in diesem Fall für Bereiche außerhalb der Onkologie, hinzuzufügen.

Die sogenannten Cereblon-Ligase-Modulatoren zeichnen sich durch starke immunmodulatorische Aktivität aus und haben im Zentrum ihrer Molekularstruktur eine Imid-Gruppe. Bekannter, ja berüchtigter Vertreter dieser Klasse ist Thalidomid, das als Contergan und Schlafmittel in den 50er und 60er Jahren bei Schwangeren, die das Mittel einnahmen, zu Fehlbildungen der Säuglinge führte. Das Wissen um die Substanzklasse hat sich seither stark erweitert. Sowohl bei onkologischen Erkrankungen als auch anderen Indikationen, die das Immunsystem betreffen, werden Thalidomid-Nachfolger wieder klinisch entwickelt. Thalidomid war unerkannterweise der erste Degrader-Wirkstoff, der einem ganzen Feld den Weg ebnete, wenn auch die Umstände dramatisch waren. Die Verknüpfung der Cereblon-Ligase mit den IKAROS-Transkriptionsfaktoren, die die folgenschwere Fehlregulation von in der Entwicklung wichtigen Genen verursachte, können heute zielgerichteter moduliert werden, ohne derartige Nebenwirkungen.

Dr. Cord Dohrmann, Chief Scientific Officer von Evotec, kommentierte: „Wir freuen uns, unsere erfolgreiche Partnerschaft mit Bristol Myers Squibb auf Bereiche außerhalb der Onkologie auszuweiten, in denen ein hoher medizinischer Bedarf besteht. Der einzigartige Wirkmechanismus in Kombination mit der Ähnlichkeit zu Arzneimitteln und der oralen Verabreichung machen molekulare Antikörper zu einer vielversprechenden und vielseitigen Therapieoption.“ Die Partnerschaft mit BMS ermöglicht Evotec die Entwicklung erstklassiger Produktkandidaten und bringt regelmäßig viel Geld in die Kasse. Überschlagsmäßig haben die diversen Partnerschaftsvereinbarungen mit BMS bereits 400–500 Mio. Euro in das Hamburger Unternehmen gespült.

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