Andreas Körner/BioRegio STERN Management GmbH

Hoch und Tief bei immatics

Auf dem Europäischen Krebskongress ESMO in Barcelona stellte die Tübinger immatics N.V. keine neuen Daten der fortgeschrittenen T-Zelltherapie-Entwicklungen vor, sondern frühe Daten des bispezifischen Ansatzes eines T-Zell-Rezeptors gegen MAGEA4/8. Dass in dieser bisher partnerschaftlichen Entwicklung der Partner Bristol Myers Squibb einen Rückzieher macht, wird nur als eine Randnotiz mitgeteilt.

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Die vielen guten Nachrichten zu Fortschritten in der Behandlung von Krebserkrankungen auf dem ESMO-Kongress Mitte September in Barcelona beflügeln einige Firmen wie BioNTech regelrecht raketenhaft mit einem satten Kursplus in wenigen Tagen. Die Tübinger immatics N.V wählte dagegen als ihr Präsentationsthema nicht die weiter fortgeschrittene Entwicklung der sogenannten ACT-Engine, die einmal einfach oder in Kombination mit einer CD8-Bindungsstelle derzeit in der Phase Ib ausgewertet wird. Diese Studie soll noch mit einer erhöhten Dosierung weiterlaufen und wird dann etwas später im Jahr auf einer anderen Konferenz vorgestellt.

Auf der aktuellen Konferenz wurde dagegen der frühere, noch präklinische Ansatz eines bispezifischen „T cell engaging receptor“ (TCER®)-Kandidaten von Immatics, IMA401, vorgestellt. Dieser entstammt einer Technologie zur Herstellung von bispezifischen TCR-Molekülen der nächsten Generation mit verlängerter Halbwertszeit. Die Moleküle wurden entwickelt, um „die Wirksamkeit zu maximieren und gleichzeitig die Toxizitäten zu minimieren“, so das Unternehmen. Durch das proprietäre Format, bestehend aus einer hochaffinen TCR-Domäne gegen das Tumorziel und einem T-Zell-Rekrutierer mit niedriger Affinität, der an die T-Zelle bindet, bieten sie ein für den Patienten bequemeres Dosierungsschema, als wenn man solche Molekülfähigkeiten als einzelne Wirkstoffe in Kombination verabreichen müsste.

Dr. Martin Wermke von der Uniklinik Dresden stellte die ersten klinischen Daten von IMA401 (gegen das Tumorantigen MAGEA4/8 gerichtet) vor, die über Sicherheit, Pharmakokinetik und Antitumoraktivität von TCER IMA401 aus der Phase I-Dosiseskalation Auskunft gaben. Diese Daten zeigen erste Anti-Tumor-Aktivität und ein überschaubares Verträglichkeitsprofil für die TCER® IMA401-Monotherapie. Die Patientenpopulation umfasst 35 stark vorbehandelte Patienten mit insgesamt 16 verschiedenen soliden Tumorarten; die Dosis-Eskalation läuft nun noch weiter.

Als eine objektive Ansprechrate (ORR) wurden zwar nur 29%, beziehungsweise in der bestätigten ORR (cORR) sogar nur 25% als gesichert angesehen. Dennoch habe sich eine Krankheitskontrollrate (DCR) von 53% und eine Tumorschrumpfungsrate von 53% in der „Wirksamkeitspopulation“ (also denjenigen, die angesprochen haben) gezeigt. Es habe sich zudem bei ganz unterschiedlichen Tumoren ein „anhaltendes Teilansprechen“ von bis zu 13+ Monaten und sowie auch ein tiefereres Ansprechen (mit Tumorschrumpfung von ≥50%) gezeigt, was nun als Begründung für eine Fortsetzung und weitere Erhöhung der Dosierung herangezogen wird.

Eher nebenbei wurde bekannt, dass sich der bisherige Entwicklungspartner Bristol Myers Squibb aus diesem Teilprojekt einer breiter angelegten Entwicklungspartnerschaft (die vor einigen Monaten durch die Umwandlung in eine Anteilseignerschaft durch die Nachrichtenkanäle lief) zurückzieht und immatics dafür alle Rechte zurückgibt. An der Börse blieb man ruhig, wohl auch deshalb, weil immatics mit gut 530 Mio. Euro auf der Bank derzeit äußerst gut finanziert ist, um nächste Entwicklungsschritte auch alleine zu gehen. Sehr viel mehr Aufmerksamkeit werden nun die Präsentationen aus der adoptiven, modifizierten Zelltherapie-Entwicklungsschiene erhalten, denn dort stünden nach guten Daten die zulassungsrelevanten nächsten Studien an. Es bleibt spannend in Tübingen.

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