Foto: Marinomed AG, Börse Wien

Marinomed muss Insolvenz anmelden

Überraschend hat die österreichische Marinomed Biotech AG aus Korneuburg bei Wien die Einleitung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung beantragt. Die Firma habe Liquiditätsschwierigkeiten und die Zahlungsunfähigkeit drohe.

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Die Marinomed Biotech AG (VSE:MARI) wird beim Landesgericht Korneuburg die Einleitung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung beantragen. Anlass ist, dass die benötigten Finanzmittel zur Sicherstellung der Liquidität der Gesellschaft nicht kurzfristig aufgebracht werden konnten und eine Zahlungsunfähigkeit droht, wie das Unternehmen heute mitteilte. Demnach konnten „Umsatzerwartungen für das Geschäftsjahr 2024 bisher nicht wie angenommen realisiert werden“.

Ziel des Verfahrens ist die Durchführung eines Sanierungsplans, um das Unternehmen nachhaltig finanziell zu stabilisieren. Neben Restrukturierungsmaßnahmen sollen dafür unter anderem Erlöse aus der Realisierung strategischer Optionen für das Carragelose-Geschäft genutzt werden. Die angespannte Liquiditätssituation entstand, weil trotz intensiver Bemühungen kurzfristig keine weiteren Finanzmittel aufgenommen werden konnten. Wie bereits kommuniziert, verschlechterte sich die Liquidität deutlich aufgrund gesunkener Umsätze aus dem Verkauf der Carragelose-Produkte sowie Verzögerungen im Abschluss weiterer Partnerschaften für die Marinosolv-Produkte. Damit einhergehend blieben signifikante Meilensteinzahlungen aus, so die Erklärungen des Unternehmens.

|transkript.de sprach mit CEO Andreas Grassauer über die Situation. Für ihn sei es eine „kurze Nacht“ gewesen, da eigentlich kurz vor dem für den 20.8. angekündigten Halbjahresbericht der Abschluss einer Zwischenfinanzierung hätte vermeldet werden sollen. Doch der Investor habe kurzfristig einen überraschenden Rückzieher und die Regularien für börsennotierte Unternehmen aber damit eine sofortige erste Pflichtmeldung zu den Liquiditätsproblemen nötig gemacht.

Marinomed prüft seit längerem strategische Optionen für das Medizinproduktegeschäft rings um Anwendungen des Produktes Carragelose bei Hals-/Nasen- und Rachenerkrankungen wie auch bei Augeninfekten. Das Unternehmen will sich auf die partnerschaftliche Entwicklung von Arzneimitteln für Immunerkrankungen konzentrieren.  Dafür soll die Marinosolv-basierte Entwicklungspipeline genutzt werden. Hier sieht Grassauer Nischenmärkte, die attraktiv und erreichbar zugleich für eine kleinere Firma seien, die sich damit auch in Richtung Auftragsforschung und Partnerschaften weiterentwickeln könne. Der Zeitverlust bei einer dieser Entwicklungen habe die Finanzprobleme verstärkt. Eine technische Störung im Herstellungsprozess hätte das Verfahren um 18 Monate zurückgeworfen.

„Es gibt mehrere Interessenten für diese Geschäftseinheit [Carragelose]“, so Grassauer. Auf die Frage, ob die Verhandlungsposition von Marinomed jetzt nicht viel schlechter sei, weicht er aus und verweist auf das nun sehr „geordnete Verfahren einer Sanierung“. Diese habe den Erhalt des Unternehmens zum Hauptziel und würde auf allen Seiten für Klarheit sorgen. Auch das Thema mit den rund 25 Mio. Euro Schulden des Unternehmens würde sich in diesem Verfahren strukturiert lösen lassen, so Grassauer. Er sieht gute Chancen, einen strategischen Investor gewinnen zu können, da funktionierende Arzneimittelformulierungen etwas Werthaltiges seien. „Ein Abwarten braucht es jetzt nicht mehr“, so Grassauer. Hic Rhodos, hic salta – heißt es nun für die Interessenten im Hintergrund.

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