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US-Großfinanzierung mit Wurzeln in Dresden

Eine hohe Serie B-Finanzierung in den USA, die bei einem dreistelligen Millionenbetrag landet, ist immer eine Beachtung wert. Doch was weit weg anmutet, hat eine konkrete Verbindung nach Deutschland, genauer gesagt nach Dresden. Denn von dort stammt die ursprüngliche Technologie eines umschaltbaren T-Zell-Rezeptors aus der einstigen Firma GEMoaB GmbH, Ausgründung der Uniklinik Dresden. Mittlerweile heißt der US-amerikanische Abkömmling der einstigen Dresdener Gemoab GmbH AvenCell Therapeutics, Inc.

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Die Uni-Ausgründung startete 2011 mit einem Schwerpunkt auf bispezifischen Antikörpern. Doch die Finanzierungen für Gründer Armin Ehninger flossen spärlich, andere Firmen waren im Wettbewerb mit sehr viel größeren Geldbeträgen schneller vorangekommen. Wie die Münchner Micromet und ihre Kooperationen mit Amgen, die schließlich zum Aufkauf führten, aber auch zu einem ersten zugelassenen biofunktionalen Antikörper aus deren BiTE-Technologieplattform: Blincyto.

Für Gemoab ging es dennoch weiter. Mit einem Switch auf die ebenfalls aufscheinenden Möglichkeiten der Zelltherapie durch erste Erfolge der CAR-T-Therapeutika positionierte sich das sächsische Unternehmen nun im Zelltherapiebereich mit einer eigenen Technologie: einer „umschaltbaren“ CAR-T-Zelltherapie, die damit autologe wie auch allogene Zelltherapeutika möglich erscheinen ließ. Dies führte zu deutlich mehr Aufmerksamkeit für die Dresdener als in den Vorjahren und einer Großinvestition von 250 Mio. US-Dollar im Jahr 2021 – unter der Voraussetzung, dass damit eine US-Niederlassung gegründet werde. Entsprechend wurde die AvenCell Therapeutics, Inc.  von den großvolumigen Geldgebern Blackstone Life Sciences, Cellex Cell Professionals und Intellia Therapeutics im Raum Boston gegründet. Der Hauptsitz von AvenCell befindet sich seither in Watertown, Massachusetts. In Dresden ist die AvenCell Europe GmbH als weiteres Forschungs- und Entwicklungszentrum sowie Produktionsstätte angesiedelt.

Nun gab das US-amerikanisch-deutsche Unternehmen bekannt, dass es 112 Mio. US-Dollar in der Serie-B-Finanzierung eingesammelt hat. Die Finanzierung wurde von dem globalen Life-Science-Investor Novo Holdings geleitet. Neben dem Gründungsinvestor Blackstone Life Sciences beteiligten sich auch die neuen Investoren F-Prime Capital, Eight Roads Ventures Japan, Piper Heartland Healthcare Capital und NYBC Ventures an der Runde. Im Rahmen dieser Finanzierung werden Dr. Michael Bauer, Partner, Risikokapitalinvestitionen, Novo Holdings, und Nihal Sinha, MB BChir, Partner, F-Prime Capital, dem Vorstand von AvenCell beitreten. Dies belegt den deutlich gewachsenen Aufmerksamkeitsradius, den AvenCell/Gemoab heute erreicht.

Die jüngste Finanzierung wird die laufende klinische Validierung der proprietären, umschaltbaren universellen CAR-T-Zelltherapieplattform von AvenCell unterstützen, um CAR-T-Zellen zu erzeugen, die sich auch nach der Verabreichung an einen Patienten schnell „aus- und einschalten“ lassen. Die universelle Plattform wurde entwickelt, um im Vergleich zu herkömmlichen Zelltherapien ein breites Spektrum von hämatologischen Malignomen sicherer und wirksamer zu behandeln. Zu den aktuellen klinischen Produkten, die die universelle Plattform von AvenCell nutzen, gehören AVC-101, ein hochdifferenzierter autologer CAR-T-Zell-Kandidat, und AVC-201, ein CRISPR-entwickelter allogener CAR-T-Zell-Kandidat. Beide Produkte zielen auf das Antigen CD123 ab, das auf den meisten Zellen der akuten myeloischen Leukämie (AML) zu finden ist. In den laufenden Studien werden beide Produkte für die Behandlung von rezidivierter/refraktärer AML untersucht, für die es einen hohen ungedeckten medizinischen Bedarf und sehr begrenzte Behandlungsmöglichkeiten für Patienten gibt. Darüber hinaus hat AvenCell mehrere Kandidaten in der Pipeline, die in den nächsten zwei Jahren in die Klinik kommen.

„Wir sind begeistert von den Fortschritten unserer Pipeline und glauben, dass unsere Immuntherapien der nächsten Generation das Potential haben, bedeutende ungedeckte Bedürfnisse von Patienten zu erfüllen“, sagte Andrew Schiermeier, Ph.D., Geschäftsführer von AvenCell Therapeutics. „Die Unterstützung von Novo Holdings und dieser führenden Gruppe neuer Investoren wird wesentlich dazu beitragen, dass wir diese Therapien voranbringen und den Patienten zur Verfügung stellen können.“

Aus Dresden über den Atlantik in das große Haifischbecken rings um Boston gesprungen – das scheint Gemoab/Avencell gut getan zu haben.

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