
Chef- und Strategiewechsel bei TME Pharma
Das Biotechnologie-Unternehmen TME Pharma N.V. (Euronext Growth Paris: ALTME), spezialisiert auf Wirkstoffentwicklung, die die Umgebung solider Tumoren adressiert, kündigt eine strategische Neuausrichtung und einen Wechsel in der Unternehmensführung an. Ziel sei es, noch stärker auf die Kostenbremse zu treten, um die Finanzierung der nächsten klinischen Studie für den Wirkstoffkandidaten NOX-A12 durch Partnerschaften mit Pharmaunternehmen oder Finanzinvestoren sicherzustellen.
Im Zuge einer Neuausrichtung soll Diede van den Ouden auf der bevorstehenden Hauptversammlung im Juni 2025 zum neuen CEO von TME Pharma ernannt werden. Van den Ouden bringt umfassende Erfahrung in der Führung börsennotierter Unternehmen sowie in finanziellen Restrukturierungen mit, unter anderem durch seine Tätigkeiten bei Tonner Drones und Lavide Holding. Er ist bereits Aktionär von TME Pharma. Der bisherige CEO Dr. Aram Mangasarian wird nach der Ernennung van den Oudens von seiner Position zurücktreten, dem Unternehmen jedoch weiterhin beratend für wissenschaftliche und strategische Themen zur Seite stehen.
Teil der neuen Strategie ist zudem die vollständige Umsetzung eines bereits im Dezember 2024 angekündigten Kostensenkungsprogramms. Dieses sieht vor, das Unternehmen zu einer schlankeren Organisation umzubauen, die primär auf ein kosteneffizientes Outsourcing-Modell setzt. „Ab dem 1. Juli 2025 soll dieses Modell vollständig implementiert sein, was die laufenden Betriebsausgaben erheblich reduziert und somit auch den Finanzierungsbedarf senkt“, so TME. Ausdrücklich wird vom „outsourcing of staff“ – also der Verringerung der im Unternehmen direkt Beschäftigten – gesprochen.
„Die Umstellung auf ein Outsourcing-Modell wird von unserem Team bei TME Pharma bereits seit Ende letzten Jahres vorbereitet – auch wenn die endgültige Entscheidung dazu erst am vergangenen Wochenende getroffen wurde“, erläuterte Mangasarian gegenüber transkript.de auf Nachfrage. „Wir alle sind entschlossen, einen reibungslosen Übergang sicherzustellen und unsere Forschungs- und Entwicklungsarbeit konsequent fortzusetzen. Derzeit beschäftigt TME Pharma laut unserer Unternehmenspräsentation 14 Mitarbeiter“, setzte er fort. „Ab dem 1. Juli 2025 werden wir überwiegend auf eine bedarfsorientierte Personalstruktur umstellen, sodass sich die Anzahl der Vollzeitäquivalente flexibel an den aktuellen Arbeitsaufwand anpasst. Dadurch erhält das Unternehmen mehr Flexibilität beim Zugriff auf benötigte Fachkompetenz – und das bei deutlich geringeren Gesamtkosten“, so der noch amtierende CEO. Diese Strategie solle Investitionen attraktiver machen, da damit ein größerer Anteil der Mittel direkt in die Entwicklungsprogramme fließe.
TME Pharma verfolgt weiterhin aktiv Gespräche und Optionen zur Wertsteigerung seiner beiden zentralen Wirkstoffkandidaten NOX-A12 und NOX-E36. Beide Projekte werden aufrechterhalten, um im Falle gesicherter Finanzierung oder geeigneter Partnerschaften zügig fortgeführt werden zu können. Für NOX-E36 ist – wie bereits im März 2025 angekündigt – die Gründung eines neuen Unternehmens mit dem Kooperationspartner Singapore Eye Research Institute geplant, das sämtliche Rechte für die ophthalmologische Weiterentwicklung des Wirkstoffs halten wird. Diese neue Einheit soll von privaten Investoren unterstützt werden.
Es ist mittlerweile in mehreren Publikationen beschrieben, dass Chemokine wie CXCL12 – das Zielmolekül von NOX-A12 – ein förderliches Mikromilieu für Tumorwachstum und Metastasierung schaffen. Sie stellen möglicherweise einen wichtigen Signalweg dar, über den sich Krebszellen der Erkennung durch das Immunsystem und der Wirkung von Krebstherapien entziehen können. NOX-A12, das als Wirkstoff aus der Berliner NOXXON eine lange Entwicklungsgeschichte aufweist, könnte dieses Signal einfangen und damit dem Immunsystem wieder „Zutritt“ zur Attacke des Tumorgewebes verschaffen. Im Einsatzgebiet der Glioblastome hatte die bisherige klinische Entwicklung in der Kombinationstherapie mit anti-VEGF (Bevazizumab) für diese These durchaus einige Argumente geliefert, der Wirkstoff hat Orphan- und Fast-Track-Status erhalten. Doch bisher blieb das größere Interesse an einer finanzträchtigen Kooperation mit dem deutsch-französischen Unternehmen aus und immer deutlicher wurde, dass das Geld ausgehen könnte.
„Auch wenn ich mit Diedes Ernennung auf der kommenden Hauptversammlung von meiner Position als CEO zurücktreten werde, glaube ich weiterhin fest an die Qualität und das Potential unserer Produkte“, erklärte Dr. Aram Mangasarian. „Ich werde eng mit Diede zusammenarbeiten, um ihn umfassend in die operativen und finanziellen Details einzuarbeiten, bleibe dem Unternehmen als Aktionär verbunden und werde auch künftig die Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten von TME Pharma unterstützen.“
„Ich freue mich sehr, Teil von TME Pharma zu werden“, so Diede van den Ouden. „Ich bin langjähriger Aktionär und überzeugt davon, dass das Unternehmen über äußerst vielversprechende Assets verfügt. Mit der richtigen Strategie und einem guten Timing können wir diese Werte den Aktionären zugänglich machen. Ich habe vorgeschlagen, kurzfristig eine nicht-verwässernde Finanzierungsrunde umzusetzen – daran würde ich mich auch persönlich beteiligen.“
Im Rahmen der strategischen Neuausrichtung werden auch zwei Mitglieder des Aufsichtsrats, Oscar Izeboud und Sandra Glucksmann, auf der Hauptversammlung im Juni zurücktreten, um die Größe des Gremiums an den aktuellen Bedarf anzupassen und weitere Kosten einzusparen. Der derzeitige Aufsichtsratsvorsitzende Maurizio PetitBon verzichtet bereits auf eine Barvergütung während seiner aktuellen Amtszeit. Eine Gruppe „bedeutender Aktionäre“ wurde laut Unternehmensangaben in die Entscheidung zur Ernennung van den Oudens eingebunden und unterstützt sowohl seine Kandidatur als auch die geplante Unternehmensstrategie. Die Einladung zur Hauptversammlung 2025 wird noch im Laufe dieses Monats veröffentlicht.