
Heidelberg Pharma sendet wieder positive Signale
Heidelberg Pharma vermeldet wieder Fortschritten beim wichtigsten Wirkstoffkandidaten HDP-101. Nach einem einschneidenden Stellenabbau durch die unerwartete Zahlungsverzögerung eines multimillionenschweren Meilensteins des Partners Telix zeigt der Wirkstoffkandidat in der laufenden Phase I/IIa-Studie gegen das Multiple Myelom deutliche Fortschritte und weitere Komplettremissionen.
Nach Wochen der Unsicherheit und einem einschneidenden Stellenabbau meldet sich die Heidelberg Pharma AG mit einer erfreulichen Nachricht zurück: Der führende Wirkstoffkandidat HDP-101 zeigt in der laufenden Phase I/IIa-Studie gegen das Multiple Myelom deutliche Fortschritte. In der achten Dosiskohorte konnten erstmals zwei Patienten eine stringente vollständige Remission (sCR) erreichen – also einen Zustand, in dem keine Tumorzellen mehr im Blut oder Knochenmark nachweisbar sind.
Diese Ergebnisse markieren einen wichtigen Meilenstein für das Ladenburger Biotech-Unternehmen, das in den vergangenen Monaten unter Druck geraten war. Verzögerte Zahlungen aus Partnerschaften und die angespannte Finanzierungslage hatten zu drastischen Sparmaßnahmen geführt. Nun zeigt sich: Wissenschaftlich bleibt Heidelberg Pharma auf Kurs.
„Die Beobachtung von zwei vollständigen Remissionen in einer fortgeschrittenen Kohorte ist ein starkes Signal für das therapeutische Potential von HDP-101“, so Chief Medical Officer Dr. András Strassz. „Wir sehen eine gute Verträglichkeit und ein ermutigendes Wirksamkeitsprofil, selbst bei stark vorbehandelten Patienten.“ Bereits in einer früheren Kohorte war eine Patientin vollständig tumorfrei geworden, die jüngsten Ergebnisse traten jedoch schneller und stabiler ein – ein Hinweis auf die Dosisabhängigkeit der Wirkung.
Das Prüfpräparat HDP-101, ein sogenanntes ATAC (Antibody Targeted Amanitin Conjugate), basiert auf einer Technologie, die Antikörper mit dem hochpotenten Zellgift Amanitin aus dem grünen Knollenblätterpilz kombiniert. Heidelberg Pharma ist das erste Unternehmen weltweit, das dieses Toxin gezielt in der Krebstherapie einsetzt. Ziel ist es, den Wirkstoff präzise in die Krebszelle zu schleusen und diese so selektiv zu zerstören. Dieser Ansatz gilt in der Onkologie als besonders vielversprechend und löste einen wahren Hype um die Unternehmen mit einer Entwicklungspipeline mit Antikörper-Wirkstoff-Konjugaten aus.
Die laufende klinische Studie testet HDP-101 bei Patienten mit rezidiviertem oder refraktärem Multiplem Myelom, einer aggressiven Blutkrebsform, die bislang kaum heilbar ist. Bisherige Daten zeigen nicht nur eine gute Sicherheit, sondern auch eine biologische Aktivität bei vier von sieben Patienten in der aktuellen Kohorte. Damit kommt der Kandidat nun in die nächste Dosisstufe, um weiter geprüft zu werden und für die weiteren klinischen Phasen die am besten wirksame Konzentration im Gleichgewicht zu möglichen Nebenwirkungen zu definieren.
Für Heidelberg Pharma kommt dieser wissenschaftliche Fortschritt zur rechten Zeit. Nach dem Personalabbau und der internen Neustrukturierung gilt HDP-101 als entscheidender Hoffnungsträger. Die Studienergebnisse könnten den Weg zu einer möglichen Partnerschaft oder Finanzierung ebnen und schaffen in jedem Fall die Grundlage für den nächsten Entwicklungsschritt.
Die Firma hat sich seit Jahren auf die Entwicklung neuartiger Antikörper-Wirkstoff-Konjugate spezialisiert. Neben HDP-101 befinden sich drei weitere ATAC-Kandidaten in der Pipeline: HDP-102 gegen Non-Hodgkin-Lymphome, HDP-103 gegen Prostatakrebs und HDP-104 gegen Magen-Darm-Tumore.
Dass das Unternehmen in dieser schwierigen Branchenphase – geprägt von Investorenzurückhaltung, steigenden Entwicklungskosten und globaler Konsolidierung – mit wissenschaftlichen Erfolgen Schlagzeilen macht, ist ein wichtiges Zeichen und glättet die Sorgenfalten, die die unerwartete Finazierungsdelle ausgelöst hatte. Die Zulassungsverzögerung eines Diagnostikums aus dem vor vielen Jahren übernommenen Hause der Wilex AG (München), das mittlerweile von der australischen Telix weiterentwickelt worden ist, traf laut Aussagen aus dem Mitarbeiterkreis bei Heidelberg Pharma alle völlig überraschend. Die hohe erwartete Meilensteinzahlung wäre andererseits nötig gewesen, um das große wissenschaftliche Team finanzieren zu können. Da der Free float an Aktien bei Heidelberg Pharma durch die gegebene Aktionärsstruktur und Mehrheitseignerschaft bei Dietmar Hopp äußerst gering ist, schlagen sich negative wie positive Meldungen meist sehr deutlich im Kurs nieder. Nach dem Stellenabbau sollte sich nun wieder deutlicher der positive Trend der klinischen Entwicklung durchsetzen.
Bestätigen sich die bisherigen Ergebnisse in den nächsten Studienphasen, könnte HDP-101 zu einem der ersten marktfähigen Amanitin-basierten ADCs weltweit werden. Für Patienten mit Multiplem Myelom, aber auch für die deutsche Biotech-Landschaft insgesamt, wäre das ein Erfolg mit Signalwirkung, der auch über das einzelne Unternehmen hinausreicht: Innovationen aus Deutschland heraus sind möglich.


BioNTech SE, aus dem Bericht zum 2. Quartal 2025
Boehringer Ingelheim
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