Merck KGaA

Merck: EU-Zulassung und nächster US-Milliarden-Deal

Die europäische Zulassung des eben in einem Milliardenkauf erworbenen Krebsmedikamentes von Springworks Therapeutics läuft gerade über die Ticker, da macht die Darmstädter Merck KGaA schon die nächste Schlagzeile: diesmal ist es ein mutmaßlicher Milliarden-Kooperationsdeal mit Skyhawk Therapeutics aus der Region Boston, bei dem es um die Genregulation durch RNA-Moleküle geht.

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Die Merck KGaA geht eine Zusammenarbeit mit Skyhawk ein, um neue niedermolekulare, RNA-gerichtete Wirkstoffe für neurologische Erkrankungen zu entwickeln. Skyhawk übernimmt dabei die Wirkstoffentdeckung und präklinische Entwicklung, während Merck für die anschließende klinische Entwicklung und Vermarktung zuständig sein wird. Das Biotech-Unternehmen Skyhawk Therapeutics aus Waltham, Massachusetts, hat seit seiner Gründung im Jahr 2018 schon zahlreiche Kooperationen mit großen Pharmafirmen geschlossen.

Finanzielle Details wurden offiziell nicht veröffentlicht. Nach Angaben von Biospace könnte das Gesamtvolumen der Vereinbarung jedoch bis zu 2 Mrd. US-Dollar erreichen, wenn man die bisherigen Kooperationsdeals als Maßstab nimmt: 2024 hatte Skyhawk eine Kooperation mit Ipsen über bis zu 1,8 Mrd. US-Dollar geschlossen, zuvor war eine Vereinbarung mit Vertex über 2,2 Mrd. US-Dollar einschließlich einer Vorauszahlung von 40 Millionen US-Dollar kommuniziert worden. Geplant sind auch in der Partnerschaft mit Merck Meilensteinzahlungen sowie gestaffelte Lizenzgebühren auf mögliche zukünftige Umsätze, also einige der bekannten Bio-Dollars.

Die Kooperation basiert auf Skyhawks Plattform SkySTAR („Skyhawk Small molecule Therapeutics for Alternative splicing of RNA“). Mit ihr lassen sich Splicing-Prozesse und die Genexpression auf RNA-Ebene gezielt beeinflussen. Skyhawks Pipeline konzentriert sich auf neurologische und onkologische Indikationen, darunter ein Phase-I-Kandidat gegen Chorea Huntington sowie Entwicklungsprogramme für multiples Myelom und Non-Hodgkin-Lymphome.

Für Merck KGaA ist es einer der (bisher) wenigen größeren Deals in diesem Jahr. Das Darmstädter Unternehmen hatte im April 2025 SpringWorks Therapeutics für 3,9 Mrd. US-Dollar übernommen und im Januar das niederländische Unternehmen HUB Organoids B.V. akquiriert.

Springworks-Medikament erhält EU-Zulassung

Die EU-Kommission hat nun gerade das im Milliardenkaufpreis enthaltene Medikament Ogsiveo für die Behandlung seltener Weichteiltumoren bei Erwachsenen zugelassen, teilte das Darmstädter DAX-Unternehmen mit. Es handelt sich um die erste und bislang einzige in der EU zugelassene Therapie gegen sogenannte Desmoidtumoren.

Desmoidtumoren sind seltene, lokal aggressiv wachsende Tumoren, die im Bindegewebe entstehen. In der EU werden pro Jahr etwa 1.300 bis 2.300 neue Fälle diagnostiziert. Die Erkrankung kann starke Schmerzen, Bewegungseinschränkungen und ausgeprägte Erschöpfung verursachen und gilt als schwer behandelbar.

In den USA ist Ogsiveo bereits verfügbar. Merck hatte die Übernahme von Springworks auch mit Blick auf eine EU-Zulassung vollzogen. Konzernchefin Belén Garijo (Foto) rechnet in der Analystenkonferenz des Unternehmens damit, dass das Mittel Blockbuster-Potential hat und jährlich mindestens eine Milliarde US-Dollar Umsatz erzielen könnte. Damit wäre die größte Akquisition des Unternehmens in den vergangen rund 20 Jahren recht schnell wieder zurückverdient.

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