
BMS-Milliarden für BioNTech: Biotheus-Kauf vergoldet
In Mainz darf man sich über einen gewaltigen Milliarden-Geldregen freuen, der einmal nichts mit Impfstoffen zu tun hat. Er hat zwar auch nichts mit der eigenen Forschungsleistung zu tun aber zumindest mit dem glücklichen Händchen, das man mit der Übernahme der chinesischen Biotheus bewiesen hat: die dafür aufgebrachte runde Milliarde wird um ein Vielfaches durch den Partnerschaftsdeal mit Bristol Myers Squibb wettgemacht.
Mit der frisch verkündeten globalen Partnerschaft mit Bristol Myers Squibb (BMS) zur Entwicklung und Kommerzialisierung des bispezifischen Antikörpers BNT327 zeigt sich deutlich: Der Kauf von Biotheus durch BioNTech hat sich mehr als ausgezahlt.
BNT327 ist ein bispezifischer PD-L1xVEGF-A-Antikörper, ursprünglich aus dem Portfolio des chinesischen Biotechunternehmens Biotheus, das BioNTech im Jahr 2023 übernommen hatte. Jetzt bildet genau dieses Molekül den Kern einer strategischen Allianz mit einem der größten Player im Onkologiemarkt – inklusive einer Vorabzahlung von 1,5 Mrd. US-Dollar, einer etwas unklaren Zahlung von weiteren 2 Mrd. US-Dollar an „Jahrestagen dieser Vereinbarung“ und potentiellen Meilensteinzahlungen von weiteren 7,6 Mrd. US-Dollar.
Der Wirkstoff vereint zwei erprobte Mechanismen – Immuncheckpoint-Blockade (PD-L1) und Angiogenese-Hemmung (VEGF-A) – in einem einzigen Molekül. Erste klinische Daten sind vielversprechend: BNT327 wird aktuell bei über 1.000 Patienten in mehreren Phase II-Studien untersucht – etwa bei kleinzelligem Lungenkrebs, nicht-kleinzelligem Lungenkrebs und dem schwer behandelbaren dreifach-negativen Brustkrebs. Doch eine Garantie ist eine solche Kombination nicht, wie die US-amerikanische Summit Therapeutics gerade mitteilen musste: deren VEGF x PD-1 bispezifischer Antikörper konnte in einer Phase III-Studie nicht überzeugen.
Die strategische Partnerschaft mit BMS erfolgt zu gleichen Teilen bei Kosten und Gewinnen (50:50-Modell) – ein klarer Vertrauensbeweis in die wissenschaftliche und klinische Substanz des Kandidaten, der aus der stärker werdenden Innovationsschmiede Chinas stammt. Die Akquisition von Biotheus war nicht nur ein Türöffner nach Asien, sondern hat BioNTech Zugang zu einem Blockbuster-Kandidaten verschafft. Mit BMS an Bord könnte sich BNT327 als neuer Goldstandard in der Immunonkologie etablieren. Bei BioNTech selbst ist der Antikörper als eine von drei Säulen, zu der auch weiterhin mRNA-Krebsvakzine gehören, in die Zukunftststrategie eingegliedert. Schon bald sollen weitere klinische Daten und eine Schwerpunktsetzung in diesem Jahr die Stärke dieser Säule belegen.