
Mosanna: Millionen für Schweizer Atemspray aus Frankfurt
Die obstruktive Schlafapnoe ist ein Leiden, das laut einer The-Lancet-Studie knapp eine Milliarde Menschen betrifft. Viele von ihnen sind jedoch undiagnostiziert. Allerlei Gerätschaften von Schlafmaske über Beatmungsgeräte bis hin zu digitalen Schlafüberwachungs-Apps sowie Therapien für die Reinigung der Atemwege sind erhältlich, doch die VC-Gesellschaften EQT Life Sciences und Forbion setzen mit weiteren Investoren wie dem HTGF auf ein Nasenspray und geben der Schweizer Monsanna Therapeutics in einer Serie A-Finanzierungsrunde 80 Mio. US-Dollar für die weiteren Entwicklungsarbeiten. Ursprünglich stammt der Wirkstoff aus Frankfurt am Main.
Alleine in Deutschland soll es 20 Millionen Menschen geben, die unter obstruktiver Schlafapnoe (OSA) leiden, also Atmungsstörungen, die den Schlaf empfindlich stören und damit die wichtige Zeit der Regenerationsphase des Körpers häufig unterbrechen. Doch rund 95% dieser Personen wissen nicht einmal, dass ihr vermeintlich „schlechter Schlaf“ eine chronische Ursache hat und nur die Wenigsten davon haben ein Diagnose erhalten, die eine Behandlung unter ärztlicher Aufsicht nach sich ziehen würde.
In einer The-Lancet-Studie von 2019 gehen die Autoren nach Studium der damals verfügbaren klinischen Reports aus 16 großen Ländern der Welt davon aus, dass knapp eine Milliarde Menschen unter OSA leidet, die allermeisten ohne konkrete Kenntniss der chronischen Erkrankung. Über die Ursachen wie Luftverschmutzung – da OSA beispielsweise in China besonders häufig ist – wird in Fachkreisen seit Langem spekuliert. Da die Ausprägungen der Schlafapnoe in einzelnen Regionen von sehr mild bis sehr stark variieren, werden auch weitere Faktoren als Ursache für eine sich chronisch festsetzende Schlafstörung vermutet. Die Variabilität der Faktoren macht eine therapeutische Herangehensweise schwierig. Zudem ist die äußerst schlechte diagnostische Erfassung auch von frühen Stadien ein weiteres Problem bei der Entwicklung wirksamer Behandlungsoptionen.
Nun haben die niederländischen Wagniskapitalgesellschaften EQT Life Sciences und Forbion zusammen mit anderen Investoren 80 Mio. US-Dollar in Mosanna Therapeutics investiert. Das Biotech-Unternehmen mit Sitz in Basel entwickelt ein einfach anzuwendendes Nasenspray zur nächtlichen Behandlung der obstruktiven Schlafapnoe. Ziel ist es, die natürliche Kontrolle der Atemwege wiederherzustellen. Weitere Investoren sind Pivotal bioVenture Partners (ebenfalls als Leitinvestor), Broadview Ventures, Norwest sowie Forty51 Ventures, Supermoon Capital und der High-Tech Gründerfonds (HTGF). Letzere hatten sich bereits in einer Seedfinanzierung am Unternehmen beteiligt.
Dr. Daniela Begolo (EQT Life Sciences) betonte, dass sich Mosanna durch einen neuartigen Therapieansatz auszeichne: Statt OSA rein mechanisch zu behandeln, ziele MOS118 auf die neurologischen und muskulären Ursachen ab – mit einem einfachen Nasenspray, das die natürliche Reflexkontrolle der Atemwege reaktiviert und so die Therapietreue und Behandlungsergebnisse deutlich verbessern könne.
Der obstruktiven Schlafapnoe werden mittelbar weitere schwere Gesundheitsrisiken wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Schlaganfälle und erhöhte Unfallgefahr zugeschrieben. In Untersuchungen zum Schlafentzug zeigte sich, dass verringerter Schlaf wie schnelleres Altern wirkt. Bisherige Behandlungen basieren meist auf mechanischen Hilfsmitteln wie Schlafmasken oder Beatmungsgeräten, die zwar die Atmungskontrolle verbessern, jedoch ihrerseits den Schlaf auf andere Weise stören können.
Aus Frankfurt am Main über Basel an die US-Westküste?
Mosannas Wirkstoff MOS118 wirkt gezielt auf die oberen Atemwegsmuskeln und wird vor dem Schlafengehen verabreicht. Die neue Finanzierung soll die klinische Entwicklung bis Phase II vorantreiben und helfen, die Produktpipeline zu erweitern. Zudem wurde der US-Amerikaner Dr. David Weber, ein Biotech-Manager mit über 30 Jahren Erfahrung, zum CEO und Präsidenten ernannt. Er soll das Unternehmen durch die nächste Wachstumsphase führen und wurde auch in den Verwaltungsrat berufen.
Hinter dem Wirkstoff steckt mit Klaus Wirth (Klaus Wirth – Mosanna Therapeutics), ein Serieninnovator, der auch Firazyr erforscht hat. Er war für die ursprüngliche Sanofi-Entwicklung eines Wirkstoffes auf die Mechanorezeptoren der oberen Atemwege entscheidend, hatte die Modelle über die von ihm gegründete KOSA-Pharma weitergeführt. Dieser damals AVE0118 genannte Wirkstoff ist nun die Basis der Neugründung von Mosanna. Mit der starken Einwirkung des neuen CEO und der Investoren könnte der Entwicklung neues Leben eingehaucht werden, wofür offenbar eine stärkere US-Präsenz als notwendig erachtet wird.
Klaus Wirth ist im Hauptberuf Mitgründer des Unternehmens Mitodicure und dort schwerpunktmäßig an den Long-COVID-Phänomenen wie ME/CFS interessiert. Auch dort verfolgt er mit seinem erfahrenen Team einen eher unkonventionellen Weg, in dem er dem phänotypischen Erschöpfungssyndrom der Patienten auf zellulärer und molekularer Ebene nachspürt. Mit Mitodicure setzt Wirth an den Mitochondrien an, die durch eine langanhaltende Immunreaktion auf die virale Infektion selbst in einen Erschöpfungszustand geraten sein sollen. Aufgrund von Wirths Eifer, den Krankheitssymptomen wirklich auf den Grund zu gehen, wie er es auch bei der Wiederherstellung des natürlichen, molekular vermittelten unbewussten Atemprozesses gemacht hat, könnte auch bei Long COVID noch von ihm zu hören sein.