Basel Area Business & Innovation; Jean Jaques Schaffner

Novartis sichert sich Entzündungswirkstoffe in Milliarden-Deal

Ist das schon der Matchball für Matchpoint? Jedenfalls hat die erst 2022 gegründete Biotech-Firma mit Novartis einen großen Player ins Spiel geholt, der sich für 60 Mio. US-Dollar Upfront und bis zu einer Milliarde US-Dollar insgesamt einige von Matchpoint Therapeutics entwickelte Wirkstoffe gegen Entzündungserkrankungen sichert. Die Technologieplattform des Start-ups soll aber noch mehr Interessantes enthalten, wenn davon auch bisher nichts öffentlich wurde.

ANZEIGE

Die Schweizer Novartis hat mit Matchpoint Therapeutics Inc. (Cambridge, MA, USA) eine Partnerschaft geschlossen, die dem Pharmakonzern aus Basel weltweite Entwicklungs- und Vermarktungsrechte für alle Wirkstoffkandidaten gegen bislang nicht näher benannte entzündliche Erkrankungen einräumt. Die Substanzen werden über Matchpoints firmeneigene Wirkstoff-Plattform identifiziert.

Im Rahmen des am Donnerstag bekannt gegebenen Lizenz- und Optionsabkommens zahlt Novartis eine Vorabzahlung sowie Forschungsfinanzierung in Höhe von insgesamt 60 Mio. US-Dollar. Darüber hinaus stellt der Konzern Meilensteinzahlungen von bis zu einer Milliarde US-Dollar in Aussicht, ergänzt durch gestaffelte Umsatzbeteiligungen. Für Novartis reiht sich die neue Partnerschaft in eine Serie strategischer Investitionen ein, mit denen das Unternehmen gezielt seine Pipeline erweitert. Erst vor wenigen Wochen ging der Konzern eine ähnliche Kooperation mit ProFound Therapeutics ein, um neuartige Herz-Kreislauf-Therapien zu entwickeln – verbunden mit einer Vorabzahlung von 25 Millionen US-Dollar und potentiellen Meilensteinen von bis zu 750 Mio. US-Dollar. Im April hatte Novartis zudem Regulus Therapeutics für 800 Mio. US-Dollar übernommen und sich damit Zugang zu dessen miRNA-Portfolio gesichert, insbesondere zur Entwicklung des Wirkstoffs Farabursen gegen die polyzystische Nierenerkrankung.

Diese Aktivitäten stehen im Einklang mit der von CEO Vas Narasimhan formulierten Wachstumsstrategie: Im Jahresabschluss 2024 hatte er angekündigt, gezielt kleinere Zukäufe („bolt-on acquisitions“) tätigen zu wollen, die nicht über 2 Mrd. US-Dollar angesiedelt sein sollten, um das Wachstum über das Jahr 2030 hinaus abzusichern.

Zentraler Bestandteil der Zusammenarbeit ist Matchpoints ACE-Plattform („Advanced Covalent Exploration“), mit der gezielt schwer zugängliche Bindungsstellen auf therapeutisch relevanten Proteinen identifiziert werden sollen. Im Fokus stehen dabei sogenannte kovalente Inhibitoren – Wirkstoffe, die durch dauerhafte Bindung an ihre Zielproteine eine verbesserte Wirksamkeit, höhere Selektivität und geringere systemische Belastung ermöglichen sollen. Matchpoint hebt hervor, dass diese Form der Molekülbindung im Vergleich zu herkömmlichen kleinen Molekülen oder Antikörpern länger anhaltende Effekte bieten könne. Die kovalente Bindungstechnologie kommt offensichtlich in Mode und war auch ein Grund für die hohe Finanzierungsrunde von Actithera, bei der der Venture-Arm der deutschen Merck, M Ventures, eine wesentliche Rolle spielte.

Matchpoint wurde Ende 2022 mit einem Startkapital von 100 Mio. US-Dollar gegründet, darunter eine Seed-Finanzierung über 30 Millionen und eine Series-A-Runde über 70 Mio. US-Dollar, angeführt von Sanofi Ventures sowie unterstützt von Vertex Ventures HC und Atlas Venture. Zwar hat das Unternehmen bislang keine öffentlich einsehbare Produktpipeline veröffentlicht, kündigte jedoch bei seinem Start an, ein breites Spektrum an Krankheiten – einschließlich Krebs – adressieren zu wollen. Durch den Deal ist nun zumindest auf einen Teil der Pipeline ein wenig Licht geworfen worden.

SIE MÖCHTEN KEINE INFORMATION VERPASSEN?

Abonnieren Sie hier unseren Newsletter