Phase III-Studie für Zelltherapie bei Parkinson
Die Bayer-Tochter BlueRock Therapeutics, die sich im Schwerpunkt um neue Formen von Zelltherapien kümmern soll, darf mit Unterstützung der FDA direkt von der Phase I in die Phase III der klinischen Entwicklung einer Zelltherapie bei Parkinson übergehen. Gleichwohl befindet sich der Ansatz noch in einem frühen Stadium des Wirksamkeitsnachweises.
Die Bayer AG und ihre hundertprozentige Tochtergesellschaft BlueRock Therapeutics LP planen den Start einer Phase III-Studie für Bemdaneprocel. Dabei handelt es sich um eine Zelltherapie, die in der Entwicklung zur Behandlung der Parkinson-Krankheit ist. Die Zulassungsstudie mit dem Namen exPDite-2 soll in der ersten Jahreshälfte 2025 beginnen und stellt einen bedeutenden Meilenstein für die Entwicklung von allogenen Zelltherapien zur Behandlung neurodegenerativer Erkrankungen dar. Der Schritt in die nächste Phase folgt direkt nach dem Abschluss der Phase I mit Unterstützung der FDA. Bemdaneprocel erhielt im Mai 2024 den Status Regenerative Medicine Advanced Therapy (RMAT) von der FDA, der für innovative Therapieansätze, die das Potential haben, den Behandlungsstandard zu verändern, vergeben wird.
„Wir freuen uns, diesen entscheidenden Schritt in unserem Entwicklungsprogramm zu gehen und eine potentielle neue Therapieoption für Menschen mit Parkinson zu untersuchen“, sagte Amit Rakhit, MD, MBA, Chief Development und Medical Officer von BlueRock Therapeutics. „ExPDite-2 ist die erste zulassungsrelevante Phase III-Studie, die eine aus allogenen pluripotenten Stammzellen abgeleitete experimentelle Therapie für die Parkinson-Krankheit untersucht. Wir werden eng mit klinischen Prüfern und der Parkinson-Gemeinschaft zusammenarbeiten, um diese Studie zu starten.“
Daten aus der zuvor absolvierten Phase I-Studie mit zwölf Teilnehmern zeigten, dass Bemdaneprocel auch 24 Monate nach der Operation gut vertragen wurde. Es traten keine schwerwiegenden unerwünschten Ereignisse im Zusammenhang mit der Therapie auf. Darüber hinaus wurden ermutigende Trends bei den sekundären Endpunkten bezüglich motorischer Beeinträchtigungen nach 24 Monaten beobachtet. Aufbauend auf diesen positiven Ergebnissen wird durch die FDA wegen des hohen Bedarfs an Parkinson-Behandlungsoptionen die klinische Entwicklung unter enger Begleitung verkürzt und die Phase III-Studie exPDite-2 als Doppelblind-Studie durchgeführt. Dort soll die Wirksamkeit, Sicherheit und Gesamtwirkung von Bemdaneprocel bei rund 100 Teilnehmern mit moderater Parkinson-Krankheit überprüft werden.
Der primäre Endpunkt der Studie ist die Veränderung der Zeit, die Patienten im „ON“-Zustand ohne störende Dyskinesien nach 78 Wochen verbringen. Diese Zeit wird mithilfe eines Patiententagebuchs erfasst, das an einen 16-Stunden-Wachtag angepasst ist. Zusätzlich werden sekundäre Endpunkte untersucht, die objektive Werte zur Bewegung, Sicherheit und Verträglichkeit sowie Instrumente zur Erfassung der Aktivitäten des täglichen Lebens und der Lebensqualität umfassen.
Allogene Zelltherapie ohne Aktivierung des Immunsystems
Bemdaneprocel (BRT-DA01) ist eine Zelltherapie in der klinischen Entwicklung, um die Dopamin-produzierenden Neuronen zu ersetzen, die bei der Parkinson-Krankheit zerstört werden. Diese dopaminergen Neuronen werden aus pluripotenten Stammzellen (PSC), einschließlich menschlicher embryonaler Stammzellen, gewonnen. Sie werden während einer Operation in das Gehirn von Parkinson-Patienten implantiert. Nach der Transplantation sollen sie neuronale Netzwerke regenerieren, die durch die Krankheit beschädigt wurden, und so motorische und nicht-motorische Funktionen der Patienten verbessern. Die indizierbaren pluripotenten Stammzellen werden durch BlueRock mittels CRISPR/Cas genetisch editiert, so dass ihnen die HLA-Oberflächenmarker fehlen, die zur Erkennung durch Zellen des Empfängerimmunsystems und gegebenfalls einer Abstoßungsreaktion führen könnten. Weder T-Zellen noch Natürliche Killerzellen des Empfängers zeigten in den bisherigen Untersuchungen Reaktivität gegen das Transplantat.
Dennoch ist der klinische Ansatz noch in einem frühen Stadium. Bisher ging es hauptsächlich um die Verträglichkeit des Transplantats, was die Kontrolle einer eventuell auftretenden Abwehrreaktion des Immunsystems des Empfängers einschloss. Bei den bisher beobachteten Studienteilnehmern wurde keine solche Reaktion gefunden. Die wesentliche Frage ist jedoch noch weitgehend ungeklärt, ob die neuen Stammzellen im Gehirn des Empfängers auch das durch die Parkinsonkrankheit bereits gestörte Netzwerk aus Neuronen und vielen weiteren Zelltypen wieder reparieren können oder zumindest den weiteren Abbau verhindern. Über die Anzahl der Behandlungen, um einen solchen Effekt zu sehen oder diesen längerfristig aufrecht zu erhalten, ist ebenfalls noch nichts bekannt.
BlueRock Therapeutics LP wurde 2016 als ein Joint Venture von Versant Ventures und Leaps by Bayer gegründet, der Impact-Investing-Einheit der Bayer AG. Ende 2019 übernahm Bayer alle Anteile und machte BlueRock zu einer hundertprozentigen Bayer-Tochter als eine Kerneinheit der neu gegründeten Zell- und Gentherapieplattform von Bayer. Bayer hat mit den US-Töchtern gerade einen Lauf. Die US-Tochtergesellschaft Vividion hat sich die Genomik-Expertise von Tavros Therapeutics durch die Firmenakquise gesichert.