BIO.NRW

Business Engel treffen sich in Düsseldorf

Zum 13. Mal rief das Business Angel Netzwerk BIO.NRW zur Zusammenkunft in eines der vielen Hochhäuser Düsseldorfs und wieder musste die Anmeldung vorzeitig geschlossen werden. Der Reiz, sich mit erfahrenen Gründern auszutauschen, die auf die Investorenseite gewechselt sind, macht die hohe Attraktivität des Kongresses aus.

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Gewohnt humorvoll, aber durchaus ernst, konfrontierte Dr. Bernward Garthoff, Geschäftsführer der BIO Clustermanagement NRW GmbH, die über 100 Teilnehmer zur Begrüßung mit einigen Schlagzeilen der letzten Zeit: „Deutschland verschreckt Investoren“, „Bürokratiemonster entstehen“, um dann die aktuelle Meldung von der beschlossenen Aktienrente zur Sicherung der Sozialsysteme als Hoffnungsschimmer zu präsentieren. Frei nach dem Motto: Wenn mehr in Aktien investiert wird, können auch Branchen wie die Biotechnologie hoffen, davon zu profitieren.

Kritisch blieb der Ton, als Garthoff positive und weniger positive Beispiele aus der Region gegenüberstellte. So habe die Investitionsentscheidung zur Ausweitung der Finanzierung bei der Transimmune AG (wir berichteten) nur wenige Wochen gedauert. Während es bei Aquila Biolabs so lange gedauert habe, dass das NRW-Start-up die Flucht in die USA angetreten habe und dort ein Vielfaches an VC-Finanzierung einwerben konnte, als es hierzulande möglich gewesen wäre. Auch seien Genehmigungsverfahren oft scheinbar von der Laune der unteren Regierungsbehörden abhängig.

Auch die Referentin der Beratungsgesellschaft PWC, die nun zusätzlich einen eigenen VC-Fonds aufgelegt hat, stieß in dieses Horn, dass das deutsche Gründerökosystem seine Schattenseiten hat. Um sich ein Bild von der Gründerstimmung und dem Gründerökosystem zu machen, führt PWC regelmäßig einen Gründermonitor durch, der für Deutschland die ernüchternde Erkenntnis bereithält, dass nur noch 58% der Befragten die Rahmenbedingungen für eine Unternehmensgründung in Deutschland positiv sehen. Das sind -10 Prozentpunkte gegenüber der letzten Befragung. Noch beunruhigender ist jedoch die Aussage derjenigen, die in Deutschland gegründet haben: Die Mehrheit von ihnen würde es nicht noch einmal in Deutschland tun, sondern lieber gleich im Ausland.

Nordrhein-Westfalen tut einiges, um die Stimmung aufzuhellen, das konnte man auf diesem Kongress sowohl aus den Neuigkeiten des dortigen Wirtschaftsministeriums herauslesen, etwa im Bereich der finanziellen Unterstützung von Patentierungen, aber auch auf der finanziellen Seite von Investitionen. Die landeseigene NRW.Bank freut sich derzeit über den höchsten jemals geschlossenen Fonds, aus dem noch reichlich Geld zur Verfügung steht. Auch, weil sie sich 2023 wie viele VC-Gesellschaften eher auf die Pflege des eigenen Portfolios konzentriert hat, als viele neue Investments einzugehen. Dr. Marek Kozlowski, Senior Investment Director der NRW.Bank im Bereich Life Sciences, goss aber auch etwas Wasser in den Wein, indem er darauf hinwies, dass auch die Mittel einer NRW.Bank begrenzt seien. Dies zeige sich, wenn wie im vergangenen Jahr die späteren Finanzierungsrunden ab Serie C auf das Dreifache der Vorjahre angestiegen seien und im Durchschnitt bei über 100 Millionen Euro gelandet seien.

Die Teilnehmer ließen sich jedoch spürbar nicht beunruhigen, was wohl auch an der Anwesenheit der Qiagen-Mitgründer Detlef Riesner und Jürgen Schumacher (und in Gedanken Karsten Henco, Hauptinvestor der erwähnten Transimmune AG) lag, die schon viele schwierige Zeiten in der Branche miterlebt haben. Als während einer weiteren Präsentation und Podiumsdiskussion über die bürokratischen Hürden sogar die Sonne durch die Wolken in den Vortragssaal strahlte, werteten dies alle als gutes Omen für bessere Zeiten im laufenden Jahr. Als Gradmesser des aufkeimenden Optimismus konnte man die Lautstärke der angeregten Gespräche beim Networking und Abendessen nehmen, die sich im Laufe der Veranstaltung noch deutlich steigerte. Zum 14. Mal treffen sich die Business Angels erneut in Düsseldorf im kommenden Jahr, dann am 11. März.

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