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Schaut Pharma nur auf die USA?

Die Pharmaindustrie konzentriert sich zunehmend auf den US-Markt – und das aus gutem Grund. In den USA sind die Margen höher, die regulatorischen Hürden geringer, und die Zahlungsbereitschaft für innovative Medikamente ist deutlich ausgeprägter als in Europa.

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 Während europäische Gesundheitssysteme stark reguliert sind und niedrige Preise verlangen, erwirtschaften Pharmaunternehmen ihre größten Gewinne in den USA.

Die Amtseinführung von Donald Trump und die Ernennung von Robert Kennedy zum Gesundheitsminister könnten erhebliche Auswirkungen auf die Pharmaindustrie haben. Trump fordert eine drastische Senkung der Gesundheitskosten, während Kennedy betont, dass Prävention durch gesunde Ernährung wichtiger ist als medikamentöse Behandlungen. Diese Entwicklungen könnten die bisherigen Strategien der Pharmakonzerne ins Wanken bringen. Denn eigentlich forscht die Pharmaindustrie vorwiegend für die USA. Die Marktzulassungen für Medikamente werden nur für den USA-Markt durchgerechnet, denn dort wird das Geld verdient. Ob dann auch die EU „beglückt“ wird, ist anschließend fast nur mehr ein Luxusproblem.Unser Gesundheitssystem ist inzwischen so stark reguliert, dass Pharmakonzerne in ihren Entwicklungen gar nicht mehr auf die Bedürfnisse der EU-Bürger achten, sondern stärker auf die der US-Bürger. Wenn nun auch die Verdienstmöglichkeiten der Pharmaindustrie in den USA beschnitten werden, leidet dann die Innovation? Welche anderen Schritte zur Kostensenkung wird die US-Regierung gehen?

Unternehmen wie Novo Nordisk und Eli Lilly, die die stark nachgefragten GLP-1-Medikamente zur Gewichtsabnahme und Diabetesbehandlung anbieten, sehen durch die potentiellen politischen Änderungen in den USA ihre Wachstumspläne beeinflusst. Dennoch bleibt der Markt für GLP-1-Medikamente mit einem geschätzten Volumen von 100 Mrd. US-Dollar bis Ende des Jahrzehnts attraktiv. Novo Nordisk und Eli Lilly kämpfen weiterhin mit Produktionsengpässen oder senken die Umsatzerwartungen. Die Wachstumsgrenzen liegen derzeit nicht in der Nachfrage, sondern in den Fertigungsprozessen. Ob die angedrohten Preiskontrollen kommen, bleibt die Frage.

Der Börsenkommentar von Stephan Heibel, Herausgeber Heibel-Ticker Börsenbrief, ist der Ausgabe 1/2025 von |transkript entommen.

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