Jan Krönke

Neue Angriffspunkte für unheilbaren Blutkrebs

Ein Forschungskonsortium der Berliner Charité hat in 100 Patienten mit dem häufigsten Blutkrebs Multiples Myelom ein Proteinmuster gefunden, das unabhängig eine schlechte Prognose identifiziert und neue Angriffpunkte zur Therapie der unheilbaren Krankheit liefert.

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Wissenschaftler um den Hämatologen Jan Krönke und den Protemics-Spezialisten Philipp Mertins haben Mutationen und posttranskriptionelle Veränderungen in Tumorzellen bei einer Gruppe von mehr als 100 an Multiplem Myelom Erkrankten und 38 gesunden Kontrollen im Detail untersucht. Ihre Multiomics-Analyse, einschließlich quantitativer globaler (Phospho-)Proteomik auf der Grundlage von Deep-Tandem-Massentags, RNA-Sequenzierung und Nanopore-DNA-Sequenzierung von 138 primären, von Patienten stammenden Plasmazell-Malignomen, umfasste Patienten mit behandlungsnativem Multiplem Myelom, Plasmazell-Leukämie und prämaligner monoklonaler Gammopathie unbestimmter Signifikanz sowie gesunden Kontrollen.

„Wir entdeckten, dass das (Phospho-)Proteom maligner Plasmazellen im Vergleich zu gesunden Plasmazellen stark dereguliert ist und sowohl durch chromosomale Veränderungen als auch durch posttranskriptionelle Regulation determiniert wird“, so Krönke. Es wurde eine prognostische Proteinsignatur identifiziert, die unabhängig von etablierten Risikofaktoren bei multipem Myelom mit einer aggressiven Erkrankung assoziiert ist. Durch die Integration von funktioneller Genetik und Einzelzell-RNA-Sequenzierung wurden allgemeine und genetische Subtyp-spezifische deregulierte Proteine und Signalwege in malignen Plasmazellen aufgedeckt, die potentielle Ziele für (Immun-)Therapien darstellen.

Die neuidentifizierten Proteine und Signalwege könnten die Grundlage für wirksamere und verträglichere Thera­pien bilden, wie CAR-T-Zell-Therapien. Ihre Daten stellen die Wissenschaftler über ein interaktives, frei verfügbares Online-Tool zur Verfügung, das den komplexen Datensatz ihrer Analysen handhabbar macht. Andere Arbeitsgruppen hätten so einen einfachen Zugang zu den Ergebnissen und könnten die Informationen für die Entwicklung neuer Therapien und Tests zur Therapiesteuerung nutzen. Unlängst startete die erste Real-World-Studie zur Untersuchung des Multiplen Myeloms in Deutschland.

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