Eugen Münch-Preis 2022 vergeben

Ende November wurde der Eugen Münch-Preis 2022 an Marian Haescher in der Kategorie Wissenschaft und praktische Anwendung sowie an Mario Roser in der Kategorie bestes Start-up im Gesundheitswesen verliehen. Haescher überzeugte die Jury mit einem Mehrkanal-EKG per Handy, und mit Rosers Entwicklung können medizinische Schlauchleitungen KI-gestützt überwacht werden.

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„Die prämierten Arbeiten passen perfekt zum Zweck unserer Stiftung: Sie unterstützen unser Anliegen, moderne Medizin so effizient und kostengünstig zu organisieren, dass niemand durch Rationierung ausgeschlossen wird“, so Prof. Dr. Boris Augurzky, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Münch. Die Gewinner erhalten jeweils 20.000 Euro und einen Film, der ihre Arbeit vorstellt.

Mehrkanal-EKG per Handy
Die Arbeit von Dr. Marian Haescher vom Fraunhofer-Institut für Graphische Datenverarbeitung ermöglicht es, durch das einfache Auflegen eines Handys auf die Brust ein Mehrkanal-EKG abzuleiten. Die Herzbewegungen werden mittels der in den Handys eingebauten Sensoren erfasst. Eine KI überträgt die so erhobenen Seismogramme in ein Kardiogramm, wie Ärzte es kennen. So kann zu jeder Zeit, an jedem Ort und ohne das Aufkleben von Elektroden, also ohne medizinisches Personal, ein Mehrkanal-EKG erstellt werden. Dieses wird vom Handy des Patienten auf ein Endgerät des Arztes übertragen, damit der Patient keine falschen Schlüsse zieht und unnötig beunruhigt ist.

Die Technik wurde in Studien überprüft und ein Prototyp entwickelt, derzeit läuft die Zulassung zum Medizinprodukt. „Das kann ein Quantensprung in der Versorgung von Patienten mit Herzrhythmusstörungen sein“, urteilte die Jury. „Diese Innovation entspricht genau dem Ziel der Stiftung. Denn die Versorgung wird verbessert und gleichzeitig wird für das medizinische Personal der Arbeitsaufwand reduziert“, erläutert Augurzky.

Haescher absolvierte Bachelor- und Masterstudium in Informationstechnik und technischer Informatik an der Universität Rostock. 2021 promovierte er dort am Lehrstuhl für Multimediale Kommunikation der Fakultät für Informatik und Elektrotechnik zum Thema „Adaptive Filtering and Transformation of Cardiac Motion-Induced Signals during Low-Amplitude Activites“ mit Summa cum laude.

KI überwacht Drainagen und Katheter
Für eine elektronische, KI-gestützte Echtzeitüberwachung von Kathetern und Drainagen erhalten Mario Roser und sein Mitgründer Ludwig Fendt vom Start-up Elixion Medical den Eugen Münch-Preis in der Kategorie „bestes Start-up.“ Bisher werden medizinische Schlauchleitungen wie chirurgische Drainagen und Urinkatheter manuell überwacht und protokolliert. Roser und sein Team haben eine Technik entwickelt, mit der dies automatisch geschieht. Mittels KI-gestützter Echtzeitüberwachung können Menge und Art des Sekrets kontrolliert und automatisch in der elektronischen Patientenakte protokolliert werden. So können zum Beispiel Komplikationen im Behandlungsverlauf frühzeitig erkannt und vermieden werden. Gleichzeitig wird das Pflege-personal von unnötigen Überwachungs- und Protokollaufgaben entlastet. „Auch hier sehen wir eine Innovation, die bessere Versorgung für Patienten mit Verbesserungen im Arbeitsalltag, insbesondere der Pflegefachpersonen verbindet“, so Augurzky.

Derzeit laufen erste Studien an den Universitätskliniken Essen und Hamburg -Eppendorf. Mario Roser steht kurz vor dem Abschluss seines Medizinstudiums und hat zuvor an der TU München einen Master in Management & Technology mit den Schwerpunkten Informatik und Innovationen absolviert. Während eines Auslandsaufenthalts an der Standford University hat er an einem Forschungsprojekt am Center for Design Research gearbeitet.

Die Jury
Die Gewinner setzten sich aus mehr als 100 Einsendungen durch. Sie wurden von der Jury ausgewählt, der folgende Mitglieder angehören: Barbara Diehl (Chief Partnership Officer, SPRIND – Bundesagentur für Sprunginnovationen), Wolfgang Greiner (Inhaber des Lehrstuhls für Gesundheitsökonomie und Gesundheitsmanagement, Universität Bielefeld und Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der Entwicklung im Gesundheitswesen), Heike Haarhoff (Redakteurin Tagesspiegel Background Gesundheit & eHealth; Professorin Kommunikationswissenschaft an der Akkon Hochschule für Humanwissenschaften), Bernadette Klapper (Bundesgeschäftsführerin, Deutscher Berufsverband für Pflegeberufe – Bundesverband e. V.), Franz Knieps (Vorstand BKK Dachverband e.V.), Ralf Kuhlen (Chief Medical Officer, Helios Health GmbH) und Marcel Weigand (Leiter Kooperationen und digitale Transformation der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland & freier Berater).

Der Preis
Der Eugen Münch-Preis wird seit 2015 jährlich in zwei Kategorien (Bestes Start-up im Gesundheitswesen und Wissenschaft/praktische Anwendung) von der Stiftung Münch verliehen. Die Gewinner erhalten jeweils ein Preisgeld von 20.000 Euro und einen Film, mit dem die Arbeit vorgestellt wird. Ausgezeichnet werden innovative Arbeiten, die zu einer effizienteren und patientenorientierteren Gesundheitsversorgung beitragen können.

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