Morphosys: Kursanstieg ohne Neuigkeiten

Eine knappe Kursverdoppelung der Morphosys-Aktie freut derzeit Aktionäre, die den vorhergehenden langanhaltenden Niedergang nicht mitgemacht haben und bei den niedrigen Börsenständen eingestiegen sind. Richtiggehende Neuigkeiten haben die Martinsrieder nicht vermeldet, und auch die Meinungen der Analysten sind zweigeteilt.

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Seit Anfang April hat die Morphosys-Aktie eine deutliche Trendwende vollzogen und notiert auf einem neuen Jahres- und Monatshoch. Der Kurs hat sich damit seit etwa zehn Wochen in etwa verdoppelt, seit Jahresbeginn sind es sogar mehr als 120 Prozent. Damit erreicht das Biotech-Unternehmen aus Planegg in Bayern das höchste Kursniveau seit April 2022.

Die Begründung dafür fällt jedoch schwer, da vor allem die klinische Entwicklung erst zum Jahresende mit den entscheidenden Daten aufwarten kann. Dass der leicht gestiegene Umsatz des Medikaments Monjuvi im ersten Quartal im Vergleich zu 2022 den Kurs alleine nach oben treibt, ist eher unwahrscheinlich. Wohl eher dürfte eine Rolle spielen, dass die Aktie Ende 2022 auf ein Zehnjahrestief gefallen und seither in einer langen Seitwärtsbewegung verharrte. Der Markt zeigt sich nun wohl eher deswegen hoffnungsvoller, da die klinischen Studien zum Hoffnungsträger Pelabresib ihre Rekrutierung abgeschlossen haben: Im April teilte Morphosys die vollständige Rekrutierung für MANIFEST-2 mit, der laufenden Phase III-Studie zur Untersuchung der Wirksamkeit und Sicherheit von Pelabresib. Mehr als 400 Patienten wurden demnach in diese Studie aufgenommen. Die ersten Daten (Topline) aus MANIFEST-2 werden nun schon bis Ende 2023 erwartet. Auch die Rekrutierung der Phase III-Studie frontMIND mit mehr als 880 Patienten konnte im April abgeschlossen werden. Die ersten Daten aus dieser Studie werden jedoch erst in der zweiten Hälfte des Jahres 2025 erwartet.

Die Analysten sind weiterhin etwas zwiespältig in Sachen Morphosys. Einige rechnen damit, dass die Aktie nach den jüngsten Kursgewinnen ihr Hoch bereits erreicht hat. Die US-amerikanisch Bank JPMorgan etwa stufte Morphosys Ende Mai noch mit ‚Untergewichten‘ ein und setzte ihr Kursziel auf 12 Euro. Auch die Deutsche Bank zeigte sich Mitte Mai noch eher pessimistisch und bleibt seither bei einem Kursziel von 13 Euro. Die Analystin Xian Deng von der Schweizer Großbank UBS ist sehr viel optimistischer: Sie bewertet Morphosys als ‚Buy‘ mit einem beachtlichen Kursziel von 47 Euro – also nochmals rund 60 Prozent über ihrem aktuellen Niveau. Deng begründet ihre Einschätzung damit, dass der mögliche Wert des neuen Krebsmedikamentes bisher viel zu wenig in die Kurskalkulationen eingerechnet worden sei. Sie prognostiziert allein für das Blutkrebsmittel Pelabresib einen Spitzenumsatz von 1,1 Mrd. US-Dollar, was sie in einen Kapitalwert von 35 Euro je Aktie umrechnet. Ähnlich argumentiert das Morphosys-Management selbst auf diversen Investorenkonferenzen, das nun „nur“ noch die Zeit bis zu den erhofft positiven klinischen Ergebnissen überbrücken muss.

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