BMBF: weitere Millionen für Therapeutika gegen COVID-19

Rund 24 Mio. Euro hat die neue Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) kurz vor Weihnachten an drei deutsche Therapeutika-Unternehmen zur Entwicklung von Projekten gegen COVID-19 vergeben: an Evotec, Proteo Biotech sowie rnatics.

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Bis Mitte Mai 2021 hatte es gedauert, bis Bundesforschungs- und Bundesgesundheitsministerium gemeinsam ein Förderprogramm für Therapeutikaentwickler gegen COVID-19 auflegten, das mit einer signifikanten Größe den teuren klinischen Entwicklungsprozessen gerecht wurde. Das ursprünglich alleine vom BMBF mit nur 50 Mio. Euro ausgestattete Programm vom Januar des vergangenen Jahres, das zudem fast ausschließlich auf akademische Projektgruppen zielte, war stark kritisiert worden. Mit dem gemeinsamen Förderprogramm und dem Volumen von dann 300 Mio. Euro konnten die meisten Branchenvertreter besser leben.

Nach einigen Zulassungen von Medikamenten, die direkt gegen das Virus selbst gerichtet sind und möglichst auch in frühen Phasen der Infektion zum Einsatz kommen sollten (Merck, Pfizer, GSK/Vir, Roche/Regeneron …) scheint der Druck auf der Therapieseite zwar etwas abgemildert zu werden. Allerdings sind noch nicht alle Medikamente auch schon in Deutschland offiziell zugelassen und verfügbar. Andererseits bleibt gerade bei schweren Krankheitsverläufen, den organübergreifenden Komplikationen und durch das Virus angestoßene langwirkende Entzündungsreaktionen, die systemisch werden können, ein deutlicher Handlungsdruck für die klinische Versorgung der COVID-19-Patienten bestehen. Der vfa erstellte eine Übersicht von Therapeutikaprojekten gegen COVID-19.

Die aktuell durch das BMBF ausgewählten drei Projekte sind daher wohl aus gutem Grund eher in diesem Sektor der „Begleiterkrankungen“ mit durchaus schwerwiegenden Verläufen angesiedelt, und zielen nicht direkt auf das Virus oder Virusteile. Bundesministerin Stark-Watzinger unterstrich die Bedeutung der Therapeutika und sagte bei der Bekanntmachung: „Wir benötigen wirksame und sichere Medikamente, um Patientinnen und Patienten in allen Stadien der Erkrankung behandeln zu können. Als Forschungsministerium werden wir die Förderung der Entwicklung von chancenreichen Corona-Therapeutika weiter vorantreiben und dabei immer auch die Wirksamkeit gegen neue Virusmutationen im Blick behalten. “

Diese Projekte werden nun verstärkt durch das BMBF gefördert:

Ziel des Forschungsvorhabens der Proteo Biotech AG ist es, die Wirksamkeit und Sicherheit des humanen Proteins Elafin zur Behandlung von COVID-19 im Rahmen einer klinischen Studie nachzuweisen. Der Fokus liegt darauf, schwerwiegende Krankheitsverläufe sowie Organkomplikationen bei schweren COVID-19-Krankheitsverläufen infolge einer überschießenden Immunreaktion zu verhindern. Bei dem Protein handelt sich um ein humanes, rekombinant hergestelltes Protein, welches im menschlichen Körper vorkommt und dort eine entzündungshemmende Wirkung zeigt, die das Unternehmen seit mehreren Jahren bei verschiedenen Lungenerkrankungen erforscht (Fördersumme rund 10 Mio. Euro).

Im Vorhaben CoVmiR der rnatics GmbH wird ein Arzneimittel zur inhalativen Behandlung von entzündlichen Lungenschäden bei COVID-19 im Rahmen einer klinischen Studie getestet, welches eine microRNA in Makrophagen hemmt. Diese microRNA fördert den Entzündungsprozess und kommt in sehr hoher Konzentration in Lungen von Personen vor, die an COVID-19 erkrankt sind. Dies führt zu einer krankhaften Veränderung des Lungengewebes im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf. Ziel ist es, die klinische Phase I der Entwicklung (einschließlich einer Erstanwendung bei COVID-19) abzuschließen und damit die Grundlage für die Durchführung einer anschließenden Phase II-Studie zu schaffen (Fördersumme rund 7 Mio. Euro).

Das Forschungsvorhaben der Evotec International GmbH beabsichtigt die Durchführung einer klinischen Phase I und IIa, um die Sicherheit und Wirksamkeit von einem neuartigen immunmodulatorischen Molekül (EVT075) bei COVID-19-Patienten nachzuweisen. In präklinischen In-vitro-Studien zeigte sich eine stärkere Induktion der antiviralen Antwort des Immunsystems als bei vergleichbaren Molekülen in bisher durchgeführten Studien. Durch eine frühzeitige Gabe des immunmodulatorischen Moleküls ist es möglich, die Viruslast und somit die Gefahr eines schweren Krankheitsverlaufes zu verringern (Fördersumme 7,5 Mio. Euro).

Dr. Werner Lanthaler, CEO von Evotec, kommentierte die Förderentscheidung: „Der Start in das dritte Pandemie-Jahr hat noch einmal verdeutlicht, dass wir neben der weiteren Immunisierung mit Impfstoffen dringend wirksame Medikamente zur Behandlung von COVID-19 benötigen.“

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