Caramba! – Biotest ist nun spanisch

Die hessische Blutplasmafirma Biotest ist mittlerweile routiniert darin, neue Besitzverhältnisse bekanntzugeben. Das bereits 1946 gegründete Unternehmen in Dreieich gehört gefühlt alle paar Jahre jemandem anderen. Nun übernimmt der spanische Konkurrent Grifols die Aktienmehrheit vom derzeitigen chinesischen Eigentümer, der Investmentgruppe Creat Tiancheng, die 2017 bis 2018 die Mehrheit erworben hatte. Dass das deutsche Kartellamt lobende Worte findet, wird man in Hessen gerne registriert haben.

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Die lobenden Worte des Präsidenten des Bundeskartellamts, Andreas Mundt, bezogen sich im März darauf, dass zwar nur wenige Anbieter auf den Märkten aktiv sind, da Produktion und Zulassung der Präparate sehr zeitaufwändig und kostenintensiv sind. Vor allem sind die Hersteller auf Blutplasma-Spenden aus der Bevölkerung angewiesen, die in Europa insgesamt gesehen nicht ausreichend sind. Zudem werden durch das Vorhaben neue Perspektiven eröffnet, das so wichtige Blutplasma zu generieren, auf das Patientinnen und Patienten angewiesen sind. Die Freigabe ist binnen Monatsfrist erfolgt.

Das Bundeskartellamt wies in der Begründung auch darauf hin, dass Medikamente auf der Basis von Blutplasma nur in wenigen Fällen durch biotechnologisch hergestellte Arzneimittel ersetzt werden könnten. Trotzdem bestehen nach der Fusion Ausweichalternativen, da neben Grifols und Biotest auch CSL Behring (Australien/USA) oder Octapharma (Schweiz) und Takeda (Japan) auf den Märkten aktiv sind. Mit dem chinesischen Investor habe sich Biotest jedoch vom amerikanischen Markt gleichsam abgeschnitten, durch die starke Präsenz von Grifols in den USA könne durch die Übernahme statt einer scheinbaren Konzentration nun sogar die Folge sein, dass das Volumen dieser Präparate in Deutschland und Europa spürbar ansteige.

Grifols hatte sich mit dem chinesischen Eigentümer auf den Kauf des Mehrheitsaktienpaketes für rund 1 Mrd. Euro im vergangenen Herbst geeinigt. Zudem wurde den weiteren Aktionären ein Kaufangebot unterbreitet, das diese mehrheitlich angenommen haben. Vor wenigen Tagen konnte dann endgültig Vollzug vermeldet werden, als auch die letzten verbliebenen freien Aktionäre abgefunden worden sind. Die Spanier machen einen Jahresumsatz von rund 5 Mrd. Euro, der zu zwei Dritteln in den USA erwirtschaftet wird. Dort ist die Spende von Blutplasma wesentlich häufiger als in Europa oder Deutschland, wodurch auch der Markt für Plasma in Übersee stärker entwickelt ist. Die Plasmaspenden aus den USA, deren Sammlung von der dortigen Gesundheitsbehörde FDA überprüft wird, ist für die Herstellung von Plasmaderivaten für den US-Markt und den europäischen Markt zugelassen und daher bei Herstellern besonders begehrt. Grifols hofft, mit der Biotest-Übernahme in nächster Zeit den Umsatz auf bis zu 7 Mrd. Euro ausbauen zu können. Biotest beschäftigt rund 2.000 Mitarbeiter an mehreren Standorten.

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