Magforce AG beantragt Insolvenzverfahren
Am Dienstag Abend um 19 Uhr tickerte die Ad-hoc-Meldung über die Kanäle, die Berliner MagForce AG beantragt sofort die Eröffnung des Insolvenzverfahrens.
Im Wortlaut lasen sich die dürren Zeilen so: "Der Vorstand der MagForce AG (Frankfurt, Scale, Xetra: MF6, ISIN: DE000A0HGQF5), hat heute in Abstimmung mit dem Aufsichtsrat entschieden, noch heute für die MagForce AG beim zuständigen Amtsgericht Charlottenburg einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens wegen Zahlungsunfähigkeit zu stellen, nachdem reorganisatorische Maßnahmen nicht zu den erwarteten Kosteneinsparungen führten." Die späte Uhrzeit am Tage und das ausdrückliche "noch heute" scheinen nicht zusammen zu passen und betonen gleichzeitig die höchste Dringlichkeit.
Ziel sei es, so heißt es weiter, "die NanoTherm Therapie zur Behandlung von Prostatakrebs und Glioblastomen weiterhin im Markt zu halten bzw. weiter zu etablieren. Hierzu führt die MagForce AG derzeit Gespräche mit Investoren, um das zukünftige operative Geschäft und die Bilanz zu restrukturieren." Bei den am 30.06.2022 veröffentlichten Finanzergebnissen 2021 war ein Jahresfehlbetrag von gut 10 Mio. Euro und eine frei verfügbare Liquidität von gerade einmal 115 TEURO zum Jahresende schon aufgefallen, doch klang es gleichzeitig danach, als könne neues Geld beschafft werden. Der Vorstand meldete nämlich, dass man weitere Mittel nach dem Bilanzstichtag akquirieren konnte: „Im Januar hat MagForce AG im Rahmen der Vereinbarung mit der US-amerikanischen Investmentfirma Yorkville Advisors Global LP Wandelanleihen in Höhe von 3,0 Mio. Euro ausgegeben. Im Februar hat MagForce AG die Wandelschuldverschreibungsvereinbarung mit Lansdowne Investment Company Cyprus Limited verlängert und zusätzliche 2,0 Mio. Euro unter dieser Wandelschuldverschreibung ausgegeben. Darüber hinaus wurde im Juni mit der Lansdowne Investment Company Cyprus Limited ein Inhaberschuldverschreibungsvertrag mit einem Gesamt-Volumen von bis zu 3,5 Mio. Euro abgeschlossen.“
Ob hier etwas – und was genau – diese Finanzierungen verhindert hat, die schon wie zugesagt kommuniziert worden waren, ist derzeit noch unklar. Der plötzliche Insolvenzantrag überraschte daher vermutlich alle Aktionäre, die nun jedoch in Scharen davonlaufen. Weitere Stichworte in der ad-hoc-Meldung lassen für sie auch nichts Gutes mehr erwarten. So seien Reorganisationsmaßnahmen gescheitert, und mit einer Insolvenz entledigt man sich störrischer Mitarbeiter auf dem schnellsten Wege. Um dann andererseits freier im offensichtlich geplanten Verkauf an Dritte agieren zu können. Möglich ist aber auch der Kapitalschnitt, der Einstieg eines neuen „Aktionärs“ oder Eigentümers, und eine Geschäftstätigkeit, von der Altaktionäre nichts mehr haben. Entsprechend gewarnt äußert sich auch die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und spricht von "undurchsichtigen Vorgängen". Wären schon die Umstände der Neubesetzung des Aufsichtsrates vor wenigen Monaten recht nebulös gewesen, sei nun auch die Frage, was mit dem Geld eines EIB-Darlehens passiert ist und wie nun mehr Transparenz und Seriösität in die bisher vollmundig prognostizierten Geschäftszahlen gebracht werden könne, so ein SdK-Vertreter zu |transkript.de. Bleibt abzuwarten, mit welchen weiteren Hiobsbotschaften der Insolvenzverwalter aufwartet, wenn er tiefer in die Bücher geblickt hat.