USA erklären Affenpocken zu „Nationalem Gesundheitsnotfall“

Nachdem die WHO bereits einen "internationalen Notfall" wegen der sich ausbreitenden Affenpocken-Infektionen ausgerufen hatte, zogen nun auch die USA Ende der vergangenen Woche nach und erklärten diesen Notfall auch für das Gebiet der Vereinigten Staaten. Die Biden-Administration folgte damit dem öffentlichen Druck auf die bisherige Zurückhaltung und kann nun einfacher Mittel für die Eindämmung des Infektionsgeschehens freigeben. In Deutschland sieht man den Infektionshöhepunkt bereits überschritten.

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Die Erklärung des öffentlichen Gesundheitsnotstands erfolgt fast zwei Wochen nachdem die Weltgesundheitsorganisation die beispiellose internationale Ausbreitung des Virus zu einem internationalen Gesundheitsnotfall erklärt hat. Seit dem Ausbruch des Virus, erstmals Mitte Mai im Vereinigten Königreich, wurden in über 80 Ländern weltweit mehr als 26.000 Fälle registriert, davon mehr als 6.600 in den USA. Die Ausrufung eines nationalen Gesundheitsnotstands gibt der Regierung mehr Flexibilität und Befugnisse, um die Ausbreitung des Virus zu stoppen. Unter anderem könnten sie es der Regierung ermöglichen, zusätzliche Bundesmittel für die Virusbekämpfung zu erhalten.

Ebenfalls am vergangenen Donnerstag gab FDA-Kommissar Robert Califf bekannt, dass die Behörde erwägt, Jynneos von Bavarian Nordic, den einzigen in den USA zugelassenen Impfstoff gegen Affenpocken, in zwei Dosen zuzulassen, die ein Fünftel der derzeit zugelassenen Dosierung ausmachen. Auf diese Weise könnten mit den vorhandenen Vorräten fünfmal so viele Menschen geimpft werden, als wenn die zugelassene Dosierung verwendet würde. Man möchte also eindeutig die Geschwindigkeit im Abwehrkampf erhöhen. Anfang dieser Woche gab die US-Regierung zudem die Ernennung eines Affenpocken-Koordinators im Weißen Haus bekannt, Robert Fenton von der Federal Emergency Management Agency, was auch als Ausdruck gewertet wird, dem Thema sichtbar mehr Bedeutung beimessen zu wollen.

Die Übertragung des Virus findet größtenteils innerhalb von Netzwerken schwuler, bisexueller und anderer Männer statt, die Sex mit Männern haben, insbesondere unter denen, die mehrere oder anonyme Sexualpartner haben. Die Zahl der Fälle bei Frauen und Kindern ist zwar noch gering, nimmt aber zu – wie mit einem aktuellen Fall eines 4-jährigen Kindes in Baden-Württemberg (*). In den meisten Fällen handelt es sich bei diesen Fällen entweder um Sexualpartner von bestätigten Fällen oder Haushaltskontakte. Auch einzelne Fälle bei Untersuchungspersonal wurden gemeldet, die sich beim Wechsel der Schutzkleidung infiziert haben müssen.

Mit einer deutlichen Warnung an die europäischen Länder war die Bekanntmachung der WHO verknüpft, die Affenpockeninfektionswelle zu einer internationalen Gefahr zu erklären. Gerade dort wäre das Infektionsgeschehen hoch, die öffentliche Aufmerksamkeit aber noch gering, man müsse eine "gemeinsame europäische Anstrengung unternehmen, und auch für gerechte Verteilung des verfügbaren Impfstoffes Vorbereitungen treffen", so die WHO. Die deutsche Bundesregierung kaufte entsprechend schnell Impfstoff vom Unternehmen Bavarian Nordic, doch die gefühlte öffentliche Aufmerksamkeit erlahmte rasch, die Sommerferien gingen vor. Außerdem könnte das ausbleibende große Presseecho daran liegen, dass laut RKI-Meldungsstatistik der Höhepunkt der gemeldeten Fälle in Kalenderwoche 27 und 28 mit über 400 Infektionen zu verzeichnen war, wohingegen in der vergangenen Woche (KW 31) nur mehr rund 190 Fälle deutschlandweit angezeigt wurden. Ist der Höhepunkt also bereits überschritten? Obwohl insgesamt über 2.900 Infizierte in den letzten Wochen ans RKI gemeldet worden waren (immerhin rund die Hälfte der Anzahl der in den gesamten Vereinigten Staaten gemeldeten Fälle), hatte sich wohl häuptsächlich im Juni und Juli eine rasche Verbreitung ausgehend von einigen wenigen Fällen in lokal eng begrenzten Regionen ergeben. Wissenschaftler hatten jedoch gleichzeitig vor einer hohen Mutationsrate des Virus gewarnt, die sie "überrascht" habe. Ob der derzeit zu beobachtende Rückgang daher schon zur Entwarnung Anlass geben kann, sollte noch abgewartet werden.

(*) Update 16.8.2022: Das zuständige Gesundheitsamt hat nun mitgeteilt, dass weitere Untersuchungen ergeben haben, dass das 4 jährige Kinde aus Pforzheim nicht mit dem Affenpockenvirus infiziert (gewesen) sei.

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