Adivo von Zoetis gekauft

Die Münchner Adivo GmbH geht für einen nicht genannten Betrag an die US-amerikanische Tierarzneifirma Zoetis, den unbestrittenen Weltmarktführer in diesem Bereich. Die Antikörperpipeline von Adivo, die aus der Technologieplattform von Morphosys abstammt, und eine eigene Bibliothek für Hunde- und Katzenarzneimittel darstellt, hat es den US-Amerikanern angetan. Als Forschungs- und Entwicklungsstandort bleibt Adivo erhalten und baut derzeit die Mitarbeiterzahl aus.

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Manche Spatzen haben es schon von manchem Dach gepfiffen: Es tut sich etwas in der Münchner Gründerszene. Diesmal ist nicht eines der üblicherweise verdächtigen Unternehmen aus dem biomedizinischen Bereich von Martinsried ins Scheinwerferlicht geraten, sondern eines, das man eher unter die Rubrik „Exot“ in der Münchner Szene einordnen kann. Die Tierarzneimittelfirma Adivo aus dem Vorort Puchheim wurde vom großen US-amerikanischen Branchenführer Zoetis aufgekauft.

Adivo hat in seiner Firmengeschichte über finanzielle Themen nie etwas nach außen klingen lassen, sei es bei der Gründung und einer ersten Starthilfe durch die Biopharmafirma Morphosys, die den Spezialfokus auf Tiere gerne ziehen ließ. Oder auch weitere Investoren wie der HTGF oder Occident haben über die Höhe der Beteiligungen (die dem Vernehmen nach eher niedrig gewesen sein sollen) nie etwas verlauten lassen. So muss man nun den Statements der Beteiligten glauben, die von einem „sehr guten“ Deal und Return of Investment sprechen.

Aber vielleicht ist der finanzielle Aspekt in diesem Fall auch nicht der Hauptdarsteller, das sind einerseits die wahren Freunde des Menschen, vierbeinige Begleiter wie Hunde und Katzen, denen bei schweren Erkrankungen zu einer besseren Lebensqualität verholfen werden soll. Und andererseits Adivo und die rund 30 Mitarbeiter, die sich so gar nicht „verkauft“ fühlen, sondern ein nun noch sichtbarerer Teil der Münchner Pharma-Gemeinde werden wollen und ihre ausgeprägte Technologieplattform als „molekularbiologische Engine“ in den großen Tanker Zoetis einbringen, wie es Katharina Ladetzki-Baes, CEO von adivo, gegenüber |transkript.de beschreibt.

Die Technologieplattformen von adivo ermöglichen die de-novo-Identifizierung von speziesspezifischen Antikörper-Panels, um Arzneimittelkandidaten mit optimaler Funktionalität, Entwicklungsfähigkeit und geringem Immunogenitätsrisiko auszuwählen. Zu diesem Zweck hat adivo CAESAR entwickelt, die erste Phage-Display-Plattform für Hunde auf dem Tierarzneimittelmarkt, mit der Arzneimittelkandidaten gegen ein breites Spektrum von Krankheiten selektiert werden können. Eine ähnliche Antikörperbibliothek für Katzen heißt „Felix“.

Mit mehr als zwei Jahrzehnten Erfahrung in der Entdeckung therapeutischer Antikörper in der Humanmedizin hat das adivo-Führungsteam, Dr. Kathrin Ladetzki-Baehs und Dr. Markus Waldhuber, mit einer ersten Patientenstudie zur Behandlung von soliden Tumoren bei Hunden Anfang des Jahres den letzten Schritt vor dem Markteintritt mit eigenen Tierarzneimitteln getan. Mit mehr als 1.000 m2 Laborfläche in einem der Innovationszentren von Zoetis in Puchheim bei München wird adivo nun die biopharmazeutische Entwicklungspipeline von Zoetis (das bereits drei eigene Antikörper auf dem Markt hat) ergänzen.

Rob Polzer, Executive Vice President und President für Forschung und Entwicklung bei Zoetis, kommentierte: „Die Integration von adivo in unsere F&E-Organisation bringt einzigartige Plattformen mit sich, die unsere Forschung und unser Portfolio beschleunigen und uns dabei helfen können, ungedeckten Bedarf in der Onkologie, bei Entzündungskrankheiten und anderen Bereichen zu adressieren. Wir freuen uns auf die vor uns liegenden Möglichkeiten.“

Dr. Kathrin Ladetzki-Baehs, Gründerin und Geschäftsführerin von adivo, sagte: „Ich könnte nicht stolzer auf die Leistungen des adivo-Teams sein und auf das, was wir in nur fünf Jahren und mit minimaler Anschubfinanzierung erreicht haben. Ich freue mich darauf zu sehen, was unser Team als Teil einer führenden Organisation mit globaler Reichweite erreichen kann“. Dazu gehöre auch, dass der Markt für Tierarzneimittel noch wenig erschlossen sei und sich als sehr krisenresistent erwiesen habe, so die Gründerin zu |transkript.de. Dafür seien weitere Mitarbeiter nötig, die derzeit gesucht würden.

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