Return to sender: Limmatech lizenziert Impfstoff zurück in eigene Entwicklung
Die Schweizer LimmaTech Biologics AG in Schlieren hat eine Einlizenzierungsvereinbarung mit GlaxoSmithKline Biologicals SA (LSE/NYSE: GSK) getroffen, mit dem ein quadrivalenter Biokonjugat-Impfstoffkandidaten gegen Shigellose zurück an LimmaTech Bio geht. Diesen hatte GSK seiner Pipeline für Infektionskrankheiten hinzugefügt, als die Briten das Vorgängerunternehmen von LimmaTech Bio, GlycoVaxyn, im Jahr 2015 übernommen haben. Personelle Verstärkung kommt von CureVac.
Return to sender – der Elvis-Klassiker kommt einem in den Sinn, wenn man den Werdegang des Impfstoff-Entwicklungsprojekts gegen Shigellose betrachtet. Dieses stammt ursprünglich von der Firma GlycoVaxyn, die 2015 von GSK übernommen wurde. LimmaTech Bio wurde nach der Übernahme durch GSK im Jahr 2015 aus GlycoVaxyn ausgegliedert. LimmaTech Bio unterzeichnete damals eine Forschungskooperation mit GSK zur Entwicklung neuartiger Impfstoffe auf der Basis von Biokonjugat-Antigenen, darunter ein monovalenter Shigella-Impfstoff in Zusammenarbeit mit dem Wellcome Trust. Nach den positiven Ergebnissen der klinischen Proof-of-Concept-Studie mit dem monovalenten Shigella-Impfstoff am Menschen hat LimmaTech 2018 mit der Entwicklung eines multivalenten Shigella-Impfstoffs begonnen, für den GSK einen Zuschuss vom Wellcome Trust erhalten hat. Die Ergebnisse der Phase-I/II-Studie mit diesem multivalenten Impfstoff werden für 2023 erwartet.
Shigellose ist eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die durch eines der vier gramnegativen Bakterien Shigella spp. verursacht wird: S. dysenteriae, S. sonnei, S. flexneri und S. boydii. Es wird geschätzt, dass etwa 188 Millionen Infektionen durch Shigella verursacht werden, davon 62,3 Millionen bei Kindern unter 5 Jahren. Durchfallinfektionen sind eine der Hauptursachen für Morbidität und Mortalität in vielen Ländern sowie bei Reisenden und Militärangehörigen in endemischen Gebieten. Jährlich werden 600.000 Todesfälle auf Shigellen zurückgeführt, die damit die zweithäufigste Todesursache bei Durchfallerkrankungen sind. Die Standardbehandlung der Shigellose besteht aus oraler Rehydratation und Antibiotikatherapie, doch die Bakterien haben sich als resistent erwiesen.
"Nach den vielversprechenden Ergebnissen mit dem monovalenten Impfstoff sind wir gespannt auf die Ergebnisse mit dem quadrivalenten Impfstoff, die wir für 2023 erwarten. Es ist heute wichtiger denn je, einen Impfstoff gegen einen Erreger zu haben, der zunehmend resistent gegen Antibiotika wird und für den es insbesondere bei Kleinkindern einen großen ungedeckten Bedarf gibt", sagt Dr. Patricia Martin, Managing Director und Vice President of Clinical and Regulatory Affairs bei LimmaTech Bio. Die Antibiotikaresistenzen (#AMR) sind der eigentliche Schwerpunkt des Unternehmens, das an der Entwicklung neuer Antibiotika gegen Gonorrhoe (Tripper) arbeitet (und dafür 2022 auf der AMR-Conference den Start-up-Preis erhielt), da dort wohl bald auch die letzten Reserveantibiotika versagen könnten.
LimmaTech weiß aus der Vergangenheit, was für ein Projekt auf das Unternehmen zukommt, auch wenn es jetzt schon weiter fortgeschritten zu sein scheint. Aber die Abschiedsworte von GSK können auch so interpretiert werden, dass GSK in der gleichen Indikation lieber mit einem eigenen Impfstoff aus der eigenen Entwicklungsplattform (GMMA) weiterarbeitet und sich deshalb vom quadrivalenten Ex-GlycoVaxyn-Projekt trennt. Thomas Breuer, Chief Global Health Officer bei GSK, sieht die Sache jedoch positiv: "Mehr als ein Impfstoff könnte die Versorgungssicherheit verbessern und es den Ländern ermöglichen, den Impfstoff einzusetzen, der ihren spezifischen Bedürfnissen am besten entspricht. Gemeinsam können wir der Shigellose einen Schritt voraus sein".
Zur Verstärkung hat Limmatech einen erfahrenen Impfstoffentwickler an Bord geholt: Franz-Werner Haas wird neuer CEO des Schweizer Unternehmens. Vor nicht allzu langer Zeit steuerte er die Tübinger Curevac durch die stürmische See der COVID-19-Impfstoffentwicklung, in die er als Nachfolger von Ingmar Hörr förmlich hineingeworfen wurde. Bei Limmatech hofft er nun auf einen erfolgreicheren Schlusspunkt in den Geschichtsbüchern der Impfstoffentwicklung.
©|transkript.de/gkä