aus einem Erklärvideo von Adaptimmune plc

Adaptimmune-Zulassung freut deutsche Biotechs

Die FDA-Zulassung der ersten T-Zell-Therapie mit genetisch modifizierten T-Zell-Rezeptoren (TCR-T-Zellherapie) durch die britische Adaptimmune ist ein Meilenstein in der Zell- und Gentherapie ähnlich der ersten Zulassung einer CAR-T-Zelltherapie vor einigen Jahren zuerst in den USA und darauf folgend auch in Europa (2018). Das weitergehende Einsatzgebiet von TCR-T gegenüber CAR-T wird auch von mehreren deutschen Biotechnologie-Unternehmen erforscht, deren Produkte zum Teil in der frühen klinischen Phase stehen. Die Freude über den Türöffner durch Adaptimmune ist dort groß.

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Adaptimmune Therapeutics plc hat die beschleunigte Zulassung der U.S. Food and Drug Administration (FDA) für TECELRA® (afamitresgene autoleucel) zur Behandlung von Erwachsenen mit inoperablem oder metastasiertem synovialem Sarkom bekanntgegeben. Die Patienten müssen zuvor eine Chemotherapie erhalten haben, HLA-A 02:01P-, -A 02:02P-, -A 02:03P- oder -A 02:06P-positiv sein und ihr Tumor muss das MAGE-A4-Antigen exprimieren. Diese Indikation wurde nun im Rahmen einer beschleunigten Zulassung auf der Datengrundlage der Gesamtansprechrate und der Dauer des Ansprechens einer klinischen Studie des britischen Unternehmens zugelassen.

Die Bedeutung dieser Zulassung ist auch für die deutsche Biotechnologie-Szene groß, da hier mehrere Unternehmen auf sehr ähnlichen Entwicklungspfaden unterwegs sind. Die Tübinger Immatics N.V. kommentiert die Zulassung des Konkurrenten Adaptimmune für |transkript.de: „Die Zulassung von Adaptimmunes TCR-T Zelltherapie durch die US-amerikanische Arzneimittelbehörde FDA zeigt das große Potential dieser neuen Therapieformen, um den hohen medizinischen Bedarf von Krebspatienten nachhaltiger zu adressieren als das klassische Arzneimittel vermochten. Diese Zulassung ebnet den Weg für T-Zell-Rezeptor-(TCR)-Therapien als neue Wirkstoffklasse, die sich speziell gegen solide Tumore richtet. Deswegen ist diese Nachricht für das Feld und auch uns besonders ermutigend, da wir die Durchführung einer zulassungsrelevanten Studie für IMA203 planen, eine TCR-basierte Zelltherapie, die auf PRAME-positive solide Tumore abzielt.“ Immatics sei daher „eng verbunden mit den Industriekollegen“ und sehe sich auf einer gemeinsamen Mission, mit neuartigen Zelltherapien das Immunssystem des Patienten in die Lage zu versetzen, den Krebs erfolgreicher zu bekämpfen.

Wichtig auch für Start-ups

Ähnlich äußert sich auch Felix Lorenz, CEO des Berliner Start-ups Captain T-Cell, das kürzlich erfolgreich eine größere Finanzierungsrunde abschließen konnte: „Die Zulassung von Adaptimmunes TCR-basierter T-Zelltherapie ist ein Meilenstein für Patienten und das gesamte Feld. Hier hat es erstmals eine Zelltherapie mit gentechnisch modifizierten T-Zellen für die Behandlung einer bestimmten Art von solide Tumoren bis zur Marktreife geschafft. Ich bin überzeugt, dass wir hier in Zukunft noch weitere Erfolge sehen können. Firmen wie unsere Captain T Cell entwickeln in diesem Bereich eine neue Generation an wirksamkeitsverbesserten TCR-T-Zelltherapien sowie Off-the-shelf-Ansätze mit dem Ziel, die Therapien für weitere Patientengruppen zu öffnen, noch effizienter zu machen und die Herstellung zu vereinfachen.“ Captain T-Cell konzentriert sich in seinem Ansatz auf das MAGE-A4-Antigen, das auch bei Adaptimmune zur Charakterisierung der Patienten heransgezogen wird, jedoch auf eine andere Patientenpopulation, die nicht den Marker HLA-A2 aufweist, sondern HLA-A1, was auch immerhin noch rund 25% der Krebspatienten ausmachen würde.

Lorenz weist mit seinem Kommentar auch auf die Herausforderungen und Fragezeichen hin, die selbst nach der Adaptimmune-Zulassung noch bleiben. Denn die Zulassung von Tecelra stützt sich auf die Ergebnisse der Spearhead-1 (Kohorte 1)-Studie, an der nur 44 Patienten teilnahmen. Der wichtigste Wirksamkeitsnachweis war die Gesamtansprechrate (ORR), die durch eine unabhängige Prüfung ermittelt und durch die Dauer des Ansprechens unterstützt wurde. Die Behandlung mit Tecelra führte zu einer ORR von 43% mit einer vollständigen Ansprechrate von (nur!) 4,5%. Die mediane Dauer des Ansprechens betrug sechs Monate. Von den Patienten, die auf die Behandlung ansprachen, hatten 39% eine Dauer des Ansprechens von zwölf Monaten oder länger. Bei also einem äußerst geringen vollständigen Ansprechen weist auch das teilweise Ansprechen mit um die 40% auf Optimierungspotential hin. Die Merheit der Behandelten hat damit keinerlei positiven Effekt gesehen und erst weitere Datenanalysen werden zeigen, wie die Effizienz der Behandlung gesteigert werden kann oder welche Biomarker die Patienten noch besser für eine geeignete Kohorte charakterisieren würden.

Auch das Martinsrieder Unternehmen Medigene AG ist ein deutscher Pionier der T-Zell-Therapie und gemeinsam mit Partner BioNTech in der klinischen Entwicklung, um die geeigneten T-Zell-Rezeptoren mit zusätzlichen Verstärkungselementen als echte Waffe für den Einsatz gegen den soliden Tumor scharf zu machen. Dr. Selwyn Ho, CEO der Medigene AG, gratuliert via |transkript.de: „Wir gratulieren dem Team von Adaptimmune zur FDA-Zulassung der ersten TCR-T-Therapie zur Behandlung eines soliden Tumors. Diese bestätigt das enorme Potential von TCR-gesteuerten und insbesondere TCR-T-Therapien, verbesserte Behandlungsergebnisse für Patienten zu erzielen, wie hier beim synovialen Sarkom. Dies ist ein großer Ansporn für alle, die auf dem Gebiet der TCR-T-Therapien arbeiten, und bestärkt uns bei Medigene, die nächsten Generationen von TCR-T- und TCR-gesteuerten Therapien mit innovativen Technologien weiterzuentwickeln.“

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