BioMed X hilft Boehringer und expandiert in die USA
Das private Forschungsinstitut BioMed X in Heidelberg meldet erfolgreiche Forschungskooperationen mit der Industrie und expandiert in die USA nach New Haven.
Das unabhängige Heidelberger Forschungsinstitut BioMed X kann den erfolgreichen Abschluss seines zweiten neurowissenschaftlichen Projekts in Zusammenarbeit mit Boehringer Ingelheim auf dem Gebiet der psychiatrischen Störungen vermelden. Die aus diesem frühen Forschungsprojekt resultierenden Daten wurden von Boehringer Ingelheim erworben, um diese Forschung nun eigenständig weiterzutreiben und möglicherweise eine neue Therapie daraus zu entwickeln. Das Forschungsprojekt wurde 2020 am BioMed X Institute in Heidelberg gestartet und von Dr. Ebru Ercan Herbst, jetzt Professorin an der Hochschule Reutlingen, geleitet. Ihr Team hat sowohl In-vivo- als auch In-vitro-Plattformen entwickelt, um die Myelinisierung von Neuronen und die Entwicklung von Oligodendrozyten – einer Unterart von Gliazellen – im Zusammenhang mit Schizophrenie zu untersuchen. Ihre neuartige In-vitro-Plattform zur Untersuchung der Myelinisierung wurde im vergangenen Jahr in CELL publiziert (Cell Press, Star Protocols, PMID: 36933222).
Dr. Christian Tidona, Geschäftsführer und Gründer des BioMed X Institutes, kommentierte die erfolgreiche Zusammenarbeit: „Dies ist bereits unser zweites erfolgreich abgeschlossenes Projekt mit Boehringer Ingelheim im Bereich der Psychiatrie. Wir freuen uns darauf, die erfolgreiche Zusammenarbeit mit unseren laufenden Forschungsprojekten in der Hirnsensorentwicklung in Heidelberg und im Bereich der Wundheilung und Fibrose in unseren neuen gemeinsamen XSeed Labs auf dem US-Campus von Boehringer Ingelheim in Ridgefield, CT, fortzusetzen.“
Tidona hatte das unabhängige Forschungsinstitut im Rahmen des Spitzencluster-Wettbewerbes des BMBF vor knapp zehn Jahren gegründet, um darin von Industriepartnern benannte Forschungsprojekte durch ein in einem Wettbewerbsverfahren zusammengestelltes internationales Forscherteam bearbeiten zu lassen. Das ursprüngliche Ziel war es dabei, den Standort Heidelberg auf das Radar der globalen, jungen Forschungselite zu bekommen und diese mit einer attraktiven Industrie-„Challenge“ an den Neckar zu locken. Nach wenigen Jahren gründete BioMed X ein ähnliches Forschungsinstitut in Israel, in enger Partnerschaft mit einigen Pharmafirmen.
Nun hat BioMed X auch den Sprung in die USA gewagt. Vermutlich angetrieben von einem ersten US-amerikanischen Forschungsteam, das im Auftrag von Abbvie an einem neuen Ex-vivo-Testsystem für Entzündungsreaktionen im Gewebe forscht, bildete sich um diese Gruppe in New Haven ein Kristallisationskeim für ein eigenständiges BioMed X-Institut, das vor wenigen Tagen im Beisein des Gouverneurs von Connecticut und Vertreter des eingebundenen Yale Venture Offices seine offizielle Eröffnung feierte.
Gouverneur Ned Lamont hieß BioMed X im Bio-Ökosystem von Connecticut willkommen: „Der Innovationsgeist liegt in der DNA unseres Staates. BioMed X hat einen hervorragenden Standort für sein erstes Institut auf amerikanischem Boden gewählt, und wir freuen uns, es in unserer Gemeinschaft willkommen zu heißen.“ Dieser herzlichen Begrüßung schloss sich auf der Veranstaltung auch der Bürgermeister von New Haven, Justin Elicker, an.
Ähnlich wie das BioMed X Institute in Heidelberg, Deutschland, befindet sich das Institut in den USA in einem dynamischen biomedizinischen Forschungsumfeld, dort rund um die Yale University. Der Geschäftsführer von Yale Ventures, Josh Geballe, nahm am Dienstag an der Eröffnungsfeier teil und äußerte sich begeistert über das Kooperationspotential, das BioMed X nach New Haven bringe: „Yale engagiert sich für globale Partnerschaften, die die Innovation fördern. Wir heißen BioMed X in unserem Bio-Ökosystem herzlich willkommen und freuen uns auf zukünftige Kooperationen.“
Christian Tidona kommentierte die Expanison seines Kooperationsmodells für |transkript.de: „Wir haben das BioMed X-Konzept nun zehn Jahre in Heidelberg auf die Beine gestellt. Jetzt lernt es auch an anderen Orten auf der Welt laufen wie hier in New Haven.“ Das Institut in Israel, Aion Labs, sei schon näher an Start-ups dran und die Projektfinanzierung für ein ausgewähltes Team das erste Investment. Nur ein paar Kilometer entfernt von New Haven betreibt Tidona gemeinsam mit Boehringer Ingelheim in Ridgefield ein Xseed Labs genanntes Corporate Forschungsinstitut. „Dort findet das BioMed X Institut direkt auf dem Boehringer-Forschungscampus statt und ist eine exklusive Einrichtung für nur diesen Pharmapartner. Derartige Abwandlungen des Konzeptes werden wir noch mit weiteren Unternehmen aufsetzen.“
Auch eine Zusammenarbeit mit dem Inkubatoren-Netzwerk von Johannes Frühauf, den BioLabs, die aus den USA den umgekehrten Weg antreten und sich auch an Standorten in Europa etablieren (etwa in Heidelberg), hat Tidona in Arbeit, will darüber aber noch nicht näher sprechen. „Unser Konzept, internationale Spitzenforscher auf die Problemstellungen der Pharmaindustrie anzusetzen, geht auf und kann an vielen Orten und in verschiedenen Spielarten ausgeweitet werden. Wir beschleunigen damit die Innovation,“ so Christian Tidona.