Swiss Biotech Association

Die Schweiz kann Biotech

Schweizer Biotech-Unternehmen zeigten sich 2023 insbesondere bei Kommerzialisierung und Finanzierung erneut robust. Neben einem Rekordumsatz von insgesamt 7,3 Mrd. CHF betrug der Kapitalzufluss in die Branche mehr als 2 Mrd. CHF – eine bemerkenswerte Steigerung von 50% gegenüber 2022.

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Der Biotech-Report der Schweizer Biotech Association gemeinsam mit der dortigen Niederlassung der Unternehmensberatung EY zeigt auf dem Titelbild diesmal ein leicht umwölktes Gipfelszenario, bringt mit den Zahlen und Fakten jedoch recht schnell Klarheit in die Lagebestimmung der Branche.

Erneut erwirtschaftete die Schweizer Biotech-Branche 2023 einen Rekordumsatz von diesmal 7,3 Mrd. CHF, verglichen mit 6,8 Mrd. im Jahr 2022. Dies sei einerseits auf „bedeutende Kooperations- und Lizenzvereinbarungen zurückzuführen“, bei denen Schweizer Biotech-Unternehmen erfolgreich mit großen Pharmaunternehmen zusammenarbeiten, so die Autoren des Reports. Andererseits würden die Produktverkäufe durch eine Rekordzahl von Zulassungen durch Swissmedic, EMA, FDA und andere globale Behörden angekurbelt. Unter diesen Zulassungen fanden sich auch bahnbrechende neuartige Therapien, zum Beispiel von CRISPR Therapeutics, Santhera Pharmaceuticals, Idorsia und Basilea.

Im weltweiten, schwierigen Finanzierungsumfeld, das man auch in der Schweiz gespürt hat, verzeichneten Oculis SA und MoonLake Immunotherapeutics die größten Kapitalzuflüsse: Oculis SA erhielt 144 Mio. US-Dollar durch eine SPAC-Transaktion mit Folgefinanzierung an der NASDAQ. Die 2022 ebenfalls an diese US-Börse gegangene MoonLake Immunotherapeutics konnte sogar 415 Mio. US-Dollar realisieren, ebenfalls über eine Folgefinanzierung. Während die Stimmung an den Börsen seit Ende der COVID-Pandemie für die Branche unverändert schlecht war, erschlossen einige privat finanzierte Biotech-Unternehmen 2023 gute Finanzierungsquellen: Noema Pharma erhielt 103 Mio. CHF neues Kapital, Alentis Therapeutics 94 Mio. CHF, Rejuveron 67 Mio. CHF, Nouscom 65 Mio. CHF und NewBiologix 45 Mio. CHF.

Report-Coautor Frederik Schmachtenberg (EY) wies darauf hin, dass der Durchschnitt dieser privaten Finanzierungsrunden deutlich angewachsen sei, um immerhin rund 40% zum Vorjahr. Insgesamt übertreffen die gesamten 1,399 Mrd. CHF an Investitionssumme in die privaten und börsennotierten Unternehmen des Jahres 2023 sogar den bisher höchten gemessenen Wert des Jahres 2018, als 1,26 Mrd. Schweizer Franken erreicht wurden. Das Auf- und Ab in den Coronajahren und die starke Delle von 2022 sei damit überwunden. Man blickt hoffnungsvoller in die Zukunft, wenn auch Rahmenbedingungen wie etwaige Zinsentscheide der Zentralbanken derzeit reichlich unwägbar sind.

Michael Altorfer, Geschäftsführer der Schweizer Biotechnologie-Vereinigung, machte mit dem Hinweis auf den hohen Exportanteil der Schweizer Life-Sciences- und Biotech-Branche deutlich, dass die Schweiz nicht der bedeutende Markt für die Unternehmen ist, sondern internationale Märkte und damit auch Partnerschaften und Allianzen den Erfolg der Branche maßgeblich beeinflussen. „Die Schweiz hilft mit ihren Produkten der Welt, aber uns wird auch durch die Weltgemeinschaft geholfen“, sagte Altorfer. Die Internationalisierung wäre daher ein elementares Thema für diese Branche und die Schweiz, was sich auch durch den hohen internationalen Zuspruch zum Swiss Biotech Day belegen lasse. Über 1.000 Teilnehmer, die nicht aus der Schweiz kommen, stellen beinahe die Hälfte der insgesamt 2.500 gezählten Registrierungen. Auch aus Deutschland haben sich mit den Standorten Rheinland-Pfalz, München/Bayern, Sachsen/Sachsen-Anhalt gleich mehrere Clusterorganisationen als internationale Delegationen im „Global Village“ des Konferenzzentrums angesiedelt und werben dort für ihre Region, aber auch die grenzüberschreitende Kooperation mit der Schweiz.

Schweiz gibt Geld für Horizon-Programm frei

Der Schweizer Bundesrat hat Ende vergangener Woche 650 Mio. Franken für Ausschreibungen im Horizon Europe-Förderprogramm freigegeben. Da die Schweiz als nicht assoziierter Drittstaat gilt, wären Schweizer Wissenschaftler und Unternehmen ohne die Förderung von zwei Dritteln der Ausschreibungen des von 2021 bis 2027 laufenden EU-Programms ausgeschlossen.

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