Pentixapharm AG

Erster Handelstag für Pentixapharm AG

Doppelter Feiertag in Würzburg und Berlin an diesem Feiertag der deutschen Einheit: der Börsengang der Pentixapharm AG in Frankfurt ist geglückt. Es wurde zwar nicht die oberste Preisspanne der Aktiennotiz im vorgeschalteten Bookbuilding erreicht, aber ziemlich genau die Mitte des erwarteten Wertes der neuen Aktien. Mit den rund 20 Mio. Euro Bruttoemmissionserlösen seien die nächsten Entwicklungsschritte gut finanziert, so das Radiopharmazie-Unternehmen.

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Die Pentixapharm Holding AG hat mit dem heutigen ersten offiziellen Handelstag den Börsengang im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse abgeschlossen. Damit ist die Abspaltung von der Eckert & Ziegler SE vollzogen, die den technischen Grund darstellte, dass das Unternehmen an die Frankfurter Börse strebte, statt dem allgemeinen Trend der Branche zu folgen und ein NASDAQ-Listing anzustreben.

Der erste Kurs notierte bei den angesetzten 5,10 Euro, die Marktkapitalisierung des Unternehmens betrug damit zum Start 126,5 Mio. Euro. Die Aktionäre der Eckert & Ziegler SE (EZAG) erhalten für jede gehaltene Aktie nun eine Pentixapharm-Aktie ins Depot gebucht, so dass zu den 3,9 Millionen öffentlich angebotenen Aktien weitere rund 20,8 Millionen „Abspaltungsaktien“ sowie eine kleine Zahl von weiteren Aktien (50.000 „bestehende Aktien“) das gesamte Handelsvolumen der Pentixapharm für die nächste Zeit darstellen – insgesamt also rund 24,8 Millionen Aktien.

Diese Umbuchung in die Depots der Aktionäre von EZAG soll in den nächsten Tagen stattfinden und kann zur Folge haben, dass einige institutionelle Aktienbesitzer formal gezwungen sind, diese Papiere zu verkaufen, da ihre Statuten das Halten von Neuemissionen verbieten. Der Börsenkurs kann damit in der näheren Zukunft solchen technischen Schwankungen unterliegen, die damit noch nichts über das reale Martkinteresse an der Aktie und der Zielrichtung von Pentixapharm aussagen.

Wichtiger ist sicherlich, dass mit dem ersten erfolgreichen Börsengang in der biomedizinischen Biotechnologie seit dem letztmaligen der Münchner Wilex AG 2006 (der Börsengang der BRAIN AG 2016 in Frankfurt spielt mit der industriellen Biotechnologie in einem völlig anderen Industriesegment) nach 18 Jahren überhaupt wieder eine den Erwartungen entsprechende Kapitalaufnahme an einem deutschen Börsenplatz gelungen ist. Und, dass damit die Finanzierung der nächsten Meilensteine gesichert ist, wie das Unternehmen betont. (Siehe dazu auch das Interview mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Andreas Eckert)

Als eigenständiges börsennotiertes Unternehmen verfügt Pentixapharm mit rund 19,9 Mio. Euro Bruttoerlösen aus der IPO-Platzierung sowie weiteren Mittelzuflüssen im Zuge der Ausgabe einer Wandelschuldverschreibung in Höhe von 18,5 Mio. Euro an die Eckert & Ziegler SE über eine solide finanzielle Basis, um die Wachstumsstrategie weiter voranzutreiben. Im Fokus stehen dabei die klinische Weiterentwicklung und Zulassung der Hauptkandidaten Ga68-PentixaFor und Y90-PentixaTher.

Dr. Hakim Bouterfa, Vorstand der Pentixapharm Holding AG kommentierte den historischen Moment: „Wir freuen uns über das starke Interesse, das Investoren und Medien an unserem Börsengang gezeigt haben. Die Börsennotiz bietet uns die Flexibilität, unser Wachstum schrittweise zu finanzieren und kontinuierlich neue Investoren zu gewinnen, die an dem langfristigen Erfolg von Pentixapharm teilhaben möchten. Durch Partnerschaften mit führenden Unternehmen in der Biopharma-Branche streben wir an, unsere technologische als auch kommerzielle Reichweite zu erweitern.“

Durch die Abspaltung wird die EZAG-Aktie heute „ex-Abspaltung“ bewertet und verzeichnet damit einen technischen Kursverlust um rund 8%. Die Trennung der beiden Geschäftsfelder des global agierenden Isotopenlieferanten Eckert & Ziegler und der mit dem Schritt in die Diagnostik- und Therapeutikaentwicklung auf riskantere Pfade einbiegende Pentixapharm wurde jedoch von allen Marktbeobachtern einhellig als sinnvoll und klärend bewertet.

Radiopharmazie: Hochdynamisches Umfeld

Der Sektor Radiopharmazie, in dem Pentixapharm nun durch eine fortgeschrittene Pipeline auf einer erfolgsversprechenden Position scheinbar startet (obwohl diese Position in den vergangenen Jahren erarbeitet worden war, aber nur wenig Wahrnehmung gefunden hatte) ist derzeit alle paar Wochen für kräftige Schlagzeilen gut. In den vergangenen Quartalen fanden in diesem Forschungsbereich mehrere Transaktionen in Milliardenhöhe statt. So erwarb Bristol Myers Squibb im Dezember des vergangenen Jahres die Firma RayzeBio für satte 4,1 Mrd. US-Dollar. Wenige Wochen zuvor hatte sich Eli Lilly den Radiopharma-Spezialisten POINT Biopharma für rund 1,4 Mrd. US-Dollar gesichert. Auch Astrazeneca hat sich mit der Übernahme von Fusion Pharmaceuticals (für rund 2 Mrd. US-Dollar) im Radiopharmamarkt positioniert, den bisher Novartis mit Aufkäufen und zugelassenen Produkten zu dominieren schien.

Doch viele weitere Firmen haben sich in Stellung gebracht und auch in Deutschland gibt es neben Pentixapharm mit der Münchner ITM SE und der Berliner Ariceum Therapeutics vielversprechende Radiopharma-Akteure. Selbst die bereits erwähnte Wilex AG spielt noch ganz im Hintergrund eine Rolle, obwohl die Firma längst in der Heidelberg Pharma AG aufgegangen ist. Doch ein einst auslizenziertes Nierendiagnostikum wird nun von der australischen Telix für die Zulassung vorbereitet, und um hierfür gut gerüstet zu sein, hat sich Telix gerade eine US-amerikanische Isotopen-Manufaktur einverleibt. Der ganze Sektor ist derzeit hochdynamisch und auch Pentixapharm will trotz der bewusst bescheidenen ersten Schritte auf dem Frankfurter Börsenparkett kein Nesthäkchen bleiben, sondern hat den US-Markt und eventuell eine weitere dortige Börsennotierung durchaus im Blick.

Bei einem ersten Börsengang nach so langer Zeit, sollten die Mitwirkenden nicht ungenannt bleiben: Die BankM AG hat die Transaktion als Sole Global Coordinator und Sole Bookrunner begleitet. Als Selling Agent (Tied Agent der CapSolutions GmbH) war die MC Services AG tätig, die auch als Presse- und IR-Berater fungierte. Die rechtliche Beratung erfolgte durch HEUKING.

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