by the Society of Nuclear Medicine (Buck AK, Grigoleit GU, Kraus SK, Schirbel A, Heinsch M, Dreher N, Higuchi T, Lapa C, Hänscheid H, Samnick S, Einsele H, Serfling SE, Werner RA. C-X-C Motif Chemokine Receptor 4-Targeted Radioligand Therapy in Patients with Advanced T-Cell Lymphoma. J Nucl Med. 2022)

Pentixapharm: Das Interview zum IPO

Die Pentixapharm Holding (Berlin/Würzburg) AG setzt den gerade angekündigten Börsengang in Frankfurt/M. kurzfristig um. Bereits in der kommenden Woche soll noch vor dem Feiertag am 3. Oktober die Notierung über die Bühne gehen und der Handel mit den Papieren am Tag darauf starten. Der erste Börsengang aus der biomedizinischen Biotechnologie seit 2016 ist |transkript.de ein Interview mit Dr. Andreas Eckert, Aufsichtsratsvorsitzender des Unternehmens, wert.

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Dr. Andreas Eckert ist Aufsichtsratsvorsitzender und Großaktionär der Eckert & Ziegler SE (EZAG). Er gründete 1992 zusammen mit Jürgen Ziegler die Vorläuferfirma im Bereich der Isotopentechnik und Umweltdiagnostik und entwickelte das Unternehmen als Vorstandsvorsitzender bis 2023 zu einem Weltmarktführer in der Isotopentechnik, mit breiten Anwendungsfeldern von Sterilisation, Kalibrierung, diversen Gerätschaften und speziellen Schwerpunktsetzungen wie in der Medizintechnik. Heute sind dort über 1.000 Mitarbeiter an Standorten in Europa, Amerika und Asien (China) beschäftigt. Daneben führt er sein eigenes Family Office Eckert Life Science Accelerator GmbH als Frühphaseninvestor und war an der Gründung zahlreicher Technologieunternehmen beteiligt.

Dr. Hakim Bouterfa ist Vorstand der 2019 gegründeten Pentixapharm Holding AG mit Sitz in Würzburg und Berlin, die 2021 von Eckert & Ziegler übernommen und nun abgespalten wurde. Die Firma beschäftigt rund 80 Mitarbeiter. Andreas Eckert ist nun auch Aufsichtsratsvorsitzender der Pentixapharm Holding AG. Mit ihm sprach die |transkript.de über den geplanten Börsengang.

|transkript.de: In unserer globalen Biotech-Welt darf man diese Frage an den Anfang stellen: Ein Börsengang in Frankfurt, warum Frankfurt?

Andreas Eckert: Technisch betreiben wir eine Abspaltung von der Eckert & Ziegler SE und verbinden sie mit einem öffentlichen Angebot. Da die Eckert & Ziegler SE bereits im TecDax notiert, ist Frankfurt gesetzt. Das deutsche Aktienrecht würde eine Abspaltung in die USA sehr kompliziert und teurer machen. Wenn wir aber einmal in Frankfurt notiert sind, können wir den Sprung über den Atlantik nachholen.

|transkript.de: Wie sieht es mit der Bewertung aus?

Andreas Eckert: Wir streben für die offerierten 3,9 Millionen Aktien eine Bewertungsspanne zwischen 4,70 bis 6 Euro pro Aktie an. Die anfängliche Marktkapitalisierung wird somit um die 130 Mio. Euro betragen. Ziel ist es, die Aktie von unten aufzubauen und für jene Anleger attraktiv zu machen, die früh einsteigen. Dabei sollen die Hauptaktionäre, die die Kapitalerhöhung mit frischem Geld unterstützen, nicht zu stark verwässert werden. Die Zeichnungsfrist startet mit dem heutigen Tag (24.9.) und endet voraussichtlich am 1. Oktober 2024 um 12.00 Uhr (MESZ) für Privatanleger und um 14.00 Uhr (MESZ) für institutionelle Anleger.

|transkript.de: Dazu gibt es noch eine Anteilsübertragung der Eckert & Ziegler AG?

Andreas Eckert: Genau. Neben den Angebotsaktien sollen 50.000 „Bestehende Aktien“ und 20.845.477 „Abspaltungsaktien“ zum Handel im regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse (Prime Standard) zugelassen werden. Die Abspaltungsaktien stammen aus einer von der außerordentlichen Hauptversammlung am 26. Juni 2024 beschlossenen Sachkapitalerhöhung in Form sämtlicher von der Eckert & Ziegler SE gehaltener Aktien an der Pentixapharm AG in Folge der von der Hauptversammlung der Eckert & Ziegler SE vom selben Tag beschlossenen Abspaltung der Pentixapharm AG. Insgesamt kommen damit bis zu 24.795.477 auf den Namen lautende Stückaktien der Pentixapharm Holding AG in den Handel. Alle Aktien haben einen anteiligen Betrag am Grundkapital der Gesellschaft von 1,00 Euro und sind ab dem 25. März 2024 voll gewinnberechtigt.

|transkript.de: Das ist ein komplizierter Vorgang mit sehr vielen Aktien, doch was bleibt an finanziellem Ertrag dabei bei der Pentixapharm?

Andreas Eckert: Nach erfolgreicher Durchführung des IPOs – unter der Annahme einer vollen Platzierung der Aktien – ergibt sich ein erwarteter Brutto-Mittelzufluss für Pentixapharm zwischen 18,3 Mio. und 23,4 Mio. Euro. Mit einer zusätzlichen Wandelschuldverschreibung von bis zu 18,5 Mio. Euro, die von der Eckert & Ziegler SE gezeichnet wurde, stünden der Pentixapharm wohl knapp unter 40 Mio. Euro an zusätzlichen Finanzmitteln zur Umsetzung der ersten Phase der Wachstumsstrategie zur Verfügung.

|transkript.de: Auf zahlreichen Übersichten der gut gefüllten Radiopharma-Pipeline vieler Unternehmen tauchen Sie bisher nur am Rande auf. Pentixapharm springt ziemlich aus den Büschen mit diesem IPO, ist das Absicht?

Andreas Eckert: Wir sind Opfer unseres eigenen Erfolges. Ursprünglich hatten wir uns darauf eingestellt, ein paar Jahre lang Daten in frühen klinischen Prüfungen sammeln zu müssen. Als die Europäische Arzneimittelbehörde jedoch Pentixapharm (PTX) bereits 2023 erlaubte, mit dem Leitkandidaten Pentixfor sofort in eine Zulassungsstudie zu gehen, unter Auslassung verschiedener Zwischenschritte, haben wir uns zum Springen geradezu entscheiden müssen.

|transkript.de: Auch da überraschen Sie viele, weil Sie mit einem radiomarkierten Diagnostikum schon in der zulassungsrelevanten Phase III-Studie stehen.

Andreas Eckert: Ja, diese hat gerade begonnen: Mit PentixaFor, einem Gallium-68-basierten Begleitdiagnostikum haben wir in Europa eine Phase III-Registrierungsstudie in Marginalzonenlymphomen gestartet. Mit unserem Therapeutikum PentixaTher, Yttrium-90-basiert gegen Non-Hodgkin-Lymphome (NHL), hat die Dosisfindungsstudie in Phase I/IIa ebenfalls in Europa begonnen. Und noch wichtiger: auch die FDA hat signalisiert, dass wir alles zusammen haben, um sofort eine Phase III in der Indikation Bluthochdruck zu starten.

|transkript.de: Wonach wählen Sie die Indikationen, wie unterscheidet sich Pentixapharm dabei von den vielen anderen Unternehmen?

Andreas Eckert: Wir haben bei der Suche nach Entwicklungskandidaten immer ein Auge auf die Konkurrenz gerichtet und Indikationen zu vermeiden versucht, in denen sich schon andere tummeln. Wir zielen mit Pentixapharm daher auf völlig neue Felder. Unser Leitkandidat PentixaFor wird als Diagnosetool für primären Hyperaldosteronismus (PA) entwickelt, eine bedeutende Ursache für Bluthochdruck. Da sind wir auf weiter Flur die einzigen. Inhaltlich geht es darum, unter verschiedenen Fehlfunktionen der Nebenniere jene sicher herauszufiltern, bei denen ein einfacher endoskopischer Eingriff eine komplette kausale Heilung erlauben würde. Pentixapharm bereitet dazu derzeit eine US-zentrische Phase-III Studie mit PentixaFor in PA vor, die 2025 beginnen soll.

|transkript.de: Davon erwarten Sie sich einen durchschlagenden diagnostischen Erfolg?

Andreas Eckert: Das kann ein Hammer werden. Obwohl Sie bei Diagnostika nur mit vergleichsweise geringen Kostenerstattungen rechnen können, zielen wir beim Bluthochdruck auf eine potentiell riesige Indikation und eben nicht auf die hochspezifische Krebs-Nische mit den wenigen Fällen, die dann horrende Preise aufrufen. Wenig mal viel ergibt als Produkt das Gleiche wie viel mal wenig. An Bluthochdruck leidet in manchen Ländern fast ein Drittel der Bevölkerung.

|transkript.de: Doch Krebs ist auch bei Ihnen ein Thema, oder?

Andreas Eckert: Ja, der CXCR4-Ligand wird hochspezifisch auf vielen Leukämien und Myelomen exprimiert und bietet ein hervorragendes Angriffsziel für Radiotherapeutika. Das haben wir in vielen akademischen Heilversuchen gesehen.

|transkript.de: Insbesondere Kliniker der Universität Würzburg haben beeindruckende Erfolge erzielt (s. Abbildung*).

Andreas Eckert: Ja, leider bisher nur in einer kleinen Gruppe. Immerhin aber haben sie Komplettremissionen bei Patienten erreicht, die austherapiert waren und auf nichts mehr ansprachen. Wir müssen das jetzt in einer klinischen Studie wiederholen und bestätigen. Dann ist das eine echte Alternative zur Chemotherapie.

|transkript.de: Wir breit kann man sich Ihre Pipeline vorstellen?

Andreas Eckert: Wir fokussieren momentan auf den CXCR4-Rezeptor. Mit der Übernahme der Antikörperexperten von Glycotope aber haben wir auch das Know-how an Bord, um weitere Zielmoleküle  finden und entwickeln zu können.

|transkript.de: Aber dafür werden dann noch ein paar mehr Millionen nötig sein. Woher kommen die?

Andreas Eckert: Wenn die Daten stimmen, kann man klinische Studien auch finanzieren. Deshalb gehen wir ja an den Kapitalmarkt. Mit wachsendem Erfolg kann man weitere Schritte machen und die Entwicklungspipeline verbreitern.

|transkript.de: Ist diese Story einfach genug für einen IPO oder ist das hochkomplexes Experten-Kino?

Andreas Eckert: Es kommt auf den Anleger an. Es gibt Experten, die sich medizinisch und pharmazeutisch im Detail auskennen, es gibt Investoren, die im Grunde dem Trend oder dem Sektor folgen, ohne die Einzelheiten zu verstehen. Sicher ist: Das Interesse an Radiopharmazeutika ist enorm.

|transkript.de: Wird man an der Börse die Trennung von EZAG verstehen und goutieren?

Andreas Eckert: Auf jeden Fall. Bei der Ankündigung der Abspaltung ist der Kurs der EZAG gestiegen. Pentixapharm wurde als Belastung für das profitable und selbstfinanzierende Geschäft mit Radioisotopen und Strahlenquellen gesehen. Die Trennung ist also auch aufgrund der unterschiedlichen Risikopräferenzen von Investoren notwendig. Als EZAG-Aktionär erhält man nun je eine Pentixapharm-Aktie, und kann sich entscheiden, ob man dabei bleiben will, oder nicht. Ich bin sehr gespannt, wie viele sich dieses Papier aufheben und die hoffentlich erfreuliche Kursentwicklung mit Freude begleiten werden.

|transkript.de: Wie halten Sie es mit zukünftigen Partnern?

Andreas Eckert: Es wird nicht ohne Partner gehen, wenn wir internationaler und globaler werden. Und natürlich zielen wir mit den Zulassungen auf den US-Markt, da muss man nicht herumreden. Wir wissen, dass die Radiopharmazie funktioniert, es ist jetzt die Zeit gekommen, um damit die Chemotherapie abzulösen.

|transkript.de: Vielen Dank.

* Nähere Erläuterung zur Abbildung:

Weiche Strahler für die Diagnose, harte Strahler für die Therapie

Der gewählte Tracer reichert sich nur im Tumor an (linke Seite) und nicht im gesunden Gewebe. Dann kann man den Strahler austauschen und als Medikament für die Therapie einsetzen, wie das von Andreas Buck und Team am Uniklinikum Würzburg gemacht wird. Für die Bildgebung mittels Positronen-Emissions-Tomographie (CXCR4-PET/CT) werden weiche Radionuklide wie Fluor-18 verwendet. Für die Therapie kommen sehr harte Strahler wie Lutetium-177 und Yttrium-90 zum Einsatz, die den Tumor tatsächlich zerstören können.

Die Collage stand im Januar 2022 auf der Titelseite des Journal of Nuclear Medicine: PET/CT-Aufnahmen einer Patientin mit schwer kontrollierbarem T-Zell-Lymphom, das auf die Standardtherapie nicht ansprach. „Auf der linken Seite der Chemokinrezeptor-Aufnahme sehen wir die Ausscheidung der radioaktiv markierten Substanz über die Nieren in die Blase. Die kugelförmigen Strukturen der T-Zell-Lymphome leuchten in zahlreichen Lymphknoten, in Knochen, Milz und Lunge. Das rechte Bild zeigt den Befund nach einer einmaligen Therapie mit Yttrium-90-CXCR4-Liganden. Das Lymphom konnte vollständig entfernt werden. Die Patientin erhielt noch eine milde Chemotherapie und eine Stammzelltherapie. Wir können noch nicht von einer Heilung sprechen, aber von einer kompletten Remission“, so Buck.

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