Fresenius setzt auf den Schwerpunkt Biosimilar
Bislang hat der Gesundheitskonzern Fresenius überwiegend in das Segment Biohpharmazeutika/Biosimilars investiert, doch nun zeigt sich bereits, dass sich das Geschäft mit Biopharmazeutika zum wichtigen Ertragsbringer entwickelt. Die Gesellschaft hat jüngst in den USA das dritte Biosimilar auf den Markt gebracht, weitere sind auf dem Weg zur Zulassung.
Der Bad Homburger Gesundheitskonzern Fresenius SE ist ein komplexes Unternehmen: Es gibt die im Schwerpunkt auf Nierenbehandlung fokussierte Fresenius Medical Care, die Helios-Kliniken, es gibt Fresenius Kabi mit Produkten in der Klinik von Ernährungssonden und Infusionstechnologien bis hin zu Pharmazeutika und Biosimilars. Dazu kommen diverse weitere Geschäftsfelder und Tochterunternehmen, so dass man den Durchblick leicht verlieren kann.
Was man schnell sieht: Der Mutterkonzern hat einen großen Schuldenberg im Gepäck, aktuell noch mehr als 13 Mrd. Euro. Immerhin konnte dieser Schuldenstand im laufenden Jahr um gut 2,5 Mrd. Euro reduziert werden, wozu gut laufende Geschäfte und ein strammes Einsparprogramm ebenso beigetragen haben wie die Veräußerung des Klinikdienstleistungsgeschäftes Vamed. Fresenius-CEO Michael Sen hat dem Unternehmen höhere Produktivität, straffere Strukturen und mehr Fokus verordnet. Das scheint erste Früchte zu tragen. Einen wesentlichen Anteil daran hat der Geschäftsbereich Fresenius Kabi – nachdem man die Fresenius Medical Care als eigenständige AG ausgegliedert hat, an der die Muttergesellschaft noch 32% Anteile hält, nun eine von zwei wesentlichen Säulen des Unternehmens neben der internationalen Klinik-Kette Helios.
Fresenius Kabi trägt bereits mit rund 8 Mrd. Euro Jahresumsatz fast die Hälfte zum Gesamtergebnis (hochgerechnet aus den aktuellen Q3-Zahlen) von wohl etwas über 20 Mrd. Euro bei, zeigt das stärkste Wachstum von 11% insgesamt. Der Bereich Biopharma darin verzeichnete ein besonders starkes Wachstum von 66%, das auf die insgesamt erfolgreiche Produkteinführung von Biosimilars in Europa und den USA zurückzuführen ist, insbesondere von Tyenne. Darüber hinaus zeigte die 2022 erworbene Mehrheitsbeteiligung an der spanisch-argentinischen mAbxience S.L. eine starke Entwicklung, die auf Bevacizumab und Meilensteinzahlungen zurückzuführen sei, so das Unternehmen zu den Quartalszahlen. Diese Mehrheitsbeteiligung (55%) zum damaligen Preis von 495 Mio. Euro (bei einem Jahresumsatz des spanischen Biotechnologieunternehmens seinerzeit von rund 255 Mio. Euro) zahlt sich mit den Markteinführungen der dort entwickelten Biosimilars bereits aus. Zudem hätte mAbxience noch eine „mittlere einstellige Anzahl von Molekülen auf den Gebieten Immunologie und Onkologie, die zwischen 2024 und 2029 weltweit eingeführt werden sollen“ in petto, hieß es beim Einstieg von Fresenius.
Für Fresenius ist mAbxience ein Glückstreffer, der weitere Kooperationspartner aus dem Feld magisch anzieht. Mit dem israelischen Generika-Hersteller Teva, der auch ein starkes Standbein bei Biosimilars (auch in Deutschland am Standort Ulm) aufbaut, gibt es bereits zwei Kooperationen. Fresenius Kabi selbst ist Kooperationspartner für die Münchner Biosimilarexperten von Formycon und partizipiert an der aktuellen Zulassung des Ustekinumab-Biosimilars sowohl in den USA als auch in Europa. Bei Zell- und Gentherapien will sich Fresenius Kabi ebenfalls breiter aufstellen und stärker engagieren. Dazu wurden aktuell Partnerschaften mit Cellular Origins und Ori Biotech abgeschlossen. Beide Unternehmen haben eigene Plattformtechnologien entwickelt, die die modulare Produktion des komplexen Herstellungsverfahrens von Zelltherapeutika ermöglichen, die Skalierung erlauben und dabei die Kostenseite im Blick behalten.
Der Konzern insgesamt sieht sich trotz des Schuldenberges auf einem guten Weg und erhöhte die Umsatzprognose für das laufende Jahr leicht. Mit einem zunehmenden Biosimiliar-Geschäftsfeld sollte sich aus CEO-Sicht auch das kommende Jahr sehr positiv entwickeln. „Bei einem kräftigen Umsatzwachstum konnten wir gleichzeitig die Marge verbessern. Durch die Ausrichtung auf Kabi und Helios sind wir fokussierter und stärker. Beide Geschäfte liefern eine konstant und nachhaltig gute Performance. Das zeigt sich auch bei der exzellenten Cashflow-Entwicklung. Wir nutzen unsere Finanzkraft, um die Verschuldung weiter zu verringern, das Wachstum des Ergebnisses je Aktie zu steigern und die Renditen zu erhöhen“, kommentierte Michael Sen die Entwicklungen.
Auch zur Konsolidierung gehört wohl, dass 300 Mitarbeiter vom Standort am Borkenberg in Oberursel abgezogen werden und in die Zentrale nach Bad Homburg zurückkehren. Der Frankfurter Bürokomplex soll verkauft werden.