Grundsteinlegung für BIIE-Institut in Basel
Der sogenannte Main Campus der Life Sciences Meile in Basel Allschwil wächst weiter. Ende Oktober wurde der Grundstein zum Bau des Laborgebäudes mit der Abkürzung ALL gelegt. Der 20.500 Quadratmeter große Komplex mit Labor- und Büroflächen wird ebenfalls von den Immobilieninvestoren Senn gemeinsam mit den Architekten Herzog & de Meuron entwickelt und gebaut, die schon zwei andere Gebäude in der Nachbarschaft errichtet haben. Ankermieter im ALL wird das mit einer Milliarden-Spende neugegründete Botnar Institute for Immune Engineering (BIIE) mit dem aus La Jolla, Kalifornien abgeworbenen neuen CEO Stephen Wilson.
Im Sommer sorgte eine Milliarden-Spende auch im hohe Finanzierungszahlen gewohnten Basel (und darüber hinaus) für Aufsehen. Die schweizerische Botnar-Stiftung spendet 1 Mrd. US-Dollar für ein neues Immunologie-Forschungsinstitut, das nach weltweiter Standortsuche in Basel angesiedelt werden soll. In den kommenden 15 Jahren fließt dieses Geld in den Aufbau des Instituts mit dem Kürzel BIIE und die Forschung zu Krankheiten des Immunsystems.
Stephen Wilson, langjähriger Forschungsdirektor am La Jolla Institut in Kalifornien, ist seit dem Sommer in Basel und bereits interimsweise in anderen Räumen dabei, die Struktur und Forschungsschwerpunkte des neuen Institutes zu konzipieren. Vorläufig ist das BIIE im Gebäude des Departements Biosysteme (D-BSSE) der ETH Zürich in Basel untergebracht, wo der wissenschaftliche Direktor des BIIE Sai Reddy ebenfalls die Leitung inne hat. 2027 soll das Gebäude bezugsfertig sein, für das die Grundsteinlegung in direkter Nachbarschaft und als neuer Teil des Switzerland Innovation Park Basel Area Main Campus den offiziellen Startschuss gab – die ausgehobene Baugrube konnte man schon im August betrachten (Foto).
Die Fondation Botnar ist eine Schweizer philanthropische Stiftung, die sich für die Verbesserung der Gesundheit und des Wohlbefindens von jungen Menschen einsetzt. Das Stiftungsgeld stammt aus dem Milliardenvermögen, das Octav Botnar in Großbritannien als Exklusiv-Importeur der Automarke Nissan anhäufte. Die britische Steuerfahndung sah in den 1990er Jahren Anlass, ein Strafverfahren gegen Botnar aufzulegen, zu einem endgültigen Urteil kam es jedoch wegen schwerer Erkrankung von Botnar und seinem Tod 1998 nicht mehr. Seine Ehefrau Marcela starb 2014 in der Schweiz und hinterließ ihr gesamtes Vermögen der Stiftung zum Zwecke der Gesundheitsförderung insbesondere in Ländern mit gering entwickelten Gesundheitssystem.
Davon profitiert nun das BIIE, das zugleich den Auftrag erhielt, die Möglichkeiten der Immuntherapie durch Optimierung der Prozesse auch für Länder niedrigen Einkommens nutzbar und erschwinglich zu machen. Basel wurde als Standort nicht einfach gewählt, weil dort auch die Stiftung ihren Sitz hat. Die Stadt behauptete sich in einem offenen, weltweiten Wettbewerb der international führenden Forschungsstätten. „Wir haben für unser Institut einen Ort gesucht, der den hohen Ansprüchen der weltweit besten Forscher im Bereich Immune Engineering vollauf gerecht wird“, kommentiert Stephen Wilson. „Der Main Campus befindet sich in einem der besten Life-Sciences-Ökosysteme Europas und hat sich für uns als global bester Standort herausgestellt.“
Wie Wilson in einem Gespräch mit der |transkript-Redaktion vor Ort in Basel sagte, ist ihm die große Verantwortung und Herausforderung der Zielrichtung seines BIIE-Forschungsinstitutes sehr bewusst und er gehe dies „mit großer Bescheidenheit“ an. Gerade der ingenieurtechnische Bereich der Herstellung von Immuntherapien sei bisher noch nicht ausreichend adressiert, um die Verbreitung dieser Therapieoptionen überhaupt über westliche Länder hinaus denken zu können. „Wir werden wirklich die Low-income-Länder im Kopf haben, wenn wir mithelfen, neue Immuntherapien zu entwickeln“, so Wilson. Dazu brauche es exzellente Forschung, ein herausragendes Ökosystem und keine Einschränkung auf bestimmte Disziplinen oder Technologien, sondern große Offenheit für Interdisziplinarität. Ein ausführliches Interview mit Stephen Wilson erscheint im November in der nächsten Ausgabe des European Biotechnology News Magazine.