Das italienische Parlament hat für die Pensionsfonds eine neue Bedingung eingeführt, um von einer Befreiung der Kapitalertragssteuer zu profitieren. Derzeit liegt diese Steuer bei 26%. Die wichtigste Bedingung ist, dass 10% des Gesamtvermögens der Pensionsfonds in die reale Wirtschaft investiert wird – einschließlich produktiver Unternehmen, Infrastruktur und vor allem Venture-Capital-Fonds, die in Tech-Start-ups investieren. Das Ziel soll in zwei Stufen erreicht werden. Diese Maßnahme, die vom italienischen Ministerium für Unternehmen und „Made in Italy“ unter der Leitung von Adolfo Urso (Fratelli d’Italia) in Zusammenarbeit mit Experten wie Gianmarco Carnovale, Berater der globalen Start-up-Organisation Allied for Startups, entwickelt wurde, positioniert Italien an der Spitze der europäischen Bemühungen, Pensionsersparnisse in Sektoren zu lenken, die technologische Fortschritte und industrielle Wettbewerbsfähigkeit fördern.
Um von der Steuerbefreiung auf Kapitalgewinne zu profitieren, müssen Pensionsfonds einen Teil ihres Portfolios – ab 2025 zunächst 5 %, ab 2026 dann 10 % – in Venture-Capital-Fonds investieren. Diese Fonds wiederum werden in Scale-ups und späte Start-ups investieren und müssen sich dazu offiziell registrieren lassen. Ab dem dritten Jahr sollen dann weitere Regeln eingeführt werden, zusätzlich zu steuerlichen Anreizen von bis zu 65 % für Investitionen in innovative Start-ups ab 2025.
Dieses neue Gesetz hat in der italienischen Start-up-Community große Begeisterung ausgelöst. Pablo Docimo, ein Branchenveteran und CEO von 20Ventures, einer Pre-Seed-Investmentfirma, kommentierte: „Wir erleben einen transformativen Moment im italienischen Start-up-Ökosystem. Die kürzlich verabschiedete Reform bedeutet mehr als nur politische Änderungen – sie ist ein mutiges Bekenntnis Italiens, sich als führendes Innovationszentrum zu etablieren.“
Aus der Sicht eines Investors, der auf Pre-Seed-Möglichkeiten fokussiert ist, sieht Docimo diese Reformen als Lösung für kritische Herausforderungen im Ökosystem:
- Verbesserte Risiko-Rendite-Bilanz: Die beibehaltenen Steuervorteile, auch in Fällen von Misserfolg, schaffen ein ausgewogeneres Umfeld, das den Kapitalfluss in innovative Unternehmen fördert.
- Nachhaltige Finanzierungspipeline: Die verpflichtende Allokation von Pensionsfonds in Venture Capital wird helfen, eine nachhaltige Finanzierungspipeline aufzubauen und könnte das historisch unterkapitalisierte italienische Start-up-Ökosystem transformieren.
- Stärkung der Infrastruktur für frühe Start-ups: Die Einbeziehung von Inkubatoren und Acceleratoren in das Anreizsystem stärkt die unterstützende Infrastruktur, die für frühe Start-ups von entscheidender Bedeutung ist.
Docimo sieht die Reform als einen entscheidenden Schritt, um mit etablierten Innovationszentren wie London, Paris und Berlin zu konkurrieren. „Diese Reform geht über steuerliche Vorteile hinaus“, erklärt er. „Es geht darum, ein nachhaltiges, wettbewerbsfähiges Ökosystem zu schaffen, das in der Lage ist, Weltklasse-Start-ups zu fördern.“ Die Botschaft ist klar: Italien steht nicht mehr am Spielfeldrand. „Die Voraussetzungen sind endlich geschaffen, damit unser Ökosystem auf der globalen Bühne konkurrieren kann“, sagte Docimo.