Roche kauft Off-the-shelf-CAR-T-Firma Poseida
Die Schweizer Roche, Basel, wandelt eine bestehende Partnerschaft mit Poseida Therapeutics, San Diego (USA), in eine Akquisition um. Dafür werden den Aktionären des US-Unternehmens 9 US-Dollar je Aktie angeboten, wozu weitere 4 US-Dollar je Aktie bei Erreichen bestimmter klinischer Meilensteine in den CAR-T-Programmen hinzukommen können. Insgesamt könnte das Volumen der Übernahme damit eine Größenordnung von 1,5 Mrd. US-Dollar erreichen. Roche hat es auf die "Off-the-shelf"-Technologieplattform des 2014 gegründeten US-Unternehmens abgesehen.
Es mutet wie ein Shoppingwettbewerb an, den sich die beiden Schweizer Pharmariesen Novartis und Roche derzeit liefern. Novartis hat sich gerade für eine Milliardensumme die US-Firma Kate einverleibt. Eine Akquisition von Roche folgt sozusagen auf dem Fuße: Die Hausherren der hohen Türme in Basel kaufen für ebenfalls bis zu 1,5 Mrd. Dollar die Zelltherapiefirma Poseida Therapeutics. Interessante weitere Verquickung: Novartis ist dort Investor und hatte sich 2019 an einer Serie-C-Finanzierungsrunde mit über 75 Mio. US-Dollar beteiligt.
Für Poseida-Chefin Kristin Yarema muss das alles wie im Zeitraffer ablaufen, denn sie wurde erst im Januar dieses Jahres auf den CEO-Posten von Poseida berufen. Sie löste den Nachfolger von Eric Ostertag ab, den eigentlichen Gründer und Entwickler der grundlegenden Technologieplattform. Ostertag hatte bereits von 2003 bis 2015 die Muttergesellschaft Transposagen Biopharmaceuticals Inc. geleitet, deren Genome Editing Tool auf Transposons, den springenden Genen, basiert. Unter seiner Führung wurde daraus 2015 die Poseida thx. ausgegründet, die schnell auf über 250 Mitarbeiter anwuchs. Er sammelte viel privates Kapital ein (unter anderem von Novartis), handelte milliardenschwere Partnerschaften mit Takeda und anderen aus und schloss 2020 erfolgreich einen Börsengang ab. 2022 übergab Ostertag seinen Posten an Mark Gergen, dem dann Kristin Yarema folgte.
Der kurze Abriss der Firmengeschichte wäre nicht vollständig ohne einen Blick auf den wissenschaftlichen Beirat von Poseida. Dort sitzen unter anderem Carl June und George Church, beide Pioniere der CAR-T- und Genome-Editing-Technologien. Vielleicht hat sie an Poseida gereizt, was Roche schon vor zwei Jahren zu einer Partnerschaft mit der Firma aus San Diego bewogen hat: die Fähigkeit, T-Zellen gesunder Spender in eine Waffe gegen Krebs zu verwandeln. Poseida nutzt dazu die Fähigkeit von Transposons, sich gezielt in das menschliche Genom einzufügen, und die hohe Kapazität dieser Transfermethode von Gensequenzen im Vergleich zu der durch die Virushülle begrenzten Aufnahmefähigkeit etwa von AAV-Partikeln.
Poseidas Ansatz zerstört den T-Zell-Rezeptor und weitere Markerproteine der Spenderzelle, um die durch diese Oberflächenmoleküle ausgelöste Abstoßungsreaktion (Graft-versus-host, GvD) zu minimieren. Dann überträgt man die gewünschte T-Zell-Rezeptorstruktur in diese Zellen und hat damit eine allgemein einsetzbare Zelltherapie in der Hand, die nicht für jeden Patienten mühsam individuell hergestellt werden muss.
Der Ansatz überzeugte auch die US-Behörden, die Poseida für die ersten klinischen Studien mehrere Fast-Track- und Breakthrough-Ettikettierungen gewährten. Das alles kauft sich nun Roche, übernimmt das gesamte Team und setzt damit bewusst auch künftig auf das Know-how in diesen Köpfen. Was Novartis zum Kauf des einstigen Investitionsobjekts sagt, ist noch nicht überliefert. Der nächste Konter aus der Basler Nachbarschaft könnte aber schon vorbereitet sein, denn der Novartis-CEO hat öffentlich bestätigt, dass er (weiterhin) auf Einkaufstour ist.