dierk schaefer (CC BY 2.0)

BioNTech und Pfizer vergleichen sich mit Lizenzpartnern

Die Corona-Pandemie ist längst Geschichte, die Streitigkeiten über die Verteilung der Impfstofferlöse sind jedoch noch im Gange. Kurz vor Weihnachten haben die Mainzer BioNTech SE und Entwicklungspartner Pfizer einer Nachforderung der Entwicklungs- und Lizenzpartner der US-amerikanischen National Institutes of Health (NIH) sowie der University of Pennsylvania nachgegeben. Gemeinsam beläuft sich die Nachzahlung auf rund 1,2 Mrd. US-Dollar. Den größeren Teil muss Biontech tragen.

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Der Streit um die Impfstoffe der Corona-Ära ist auf vielen Ebenen noch nicht beendet. So wird immer wieder eine Aufarbeitung der politischen Entscheidungen und ihrer Auswirkungen auf das gesellschaftliche Zusammenleben gefordert. Zudem sind Fachleute der Meinung, dass konkrete Lehren aus der Pandemie nur dann gezogen werden könnten, wenn die wissenschaftliche Begleitung der politischen Entscheidungsfindung transparent und vollumfänglich aufgeklärt würde. Nur so könne eine „Pandemic Prepardness“, also eine gute Vorbereitung auf einen möglichen Wiederholungsfall wirklich gewährleistet werden.

Doch auch zwischen den Impfstoffentwicklern gibt es noch einiges an Aufklärungsarbeit und gerichtlicher Abklärung zu leisten. Einerseits stehen viele Patente von diversen Impfstoffentwicklern wie Biontech, Curevac, aber auch Moderna und anderen noch gleichsam vor Gericht, ob deren Schutzwirkung von anderen eingehalten worden und der Patentschutz überhaupt wirksam gewesen ist. Doch auch partnerschaftlich verbundene Unternehmen auf dem gleichen Entwicklungspfad haben noch längst nicht alle Unklarheiten und Streitigkeiten beseitigt.

So hatte sich die Universität von Pennsylvania im Sommer 2024 zur Wort gemeldet und die Mainzer BioNTech SE wegen der Abtretung als zu niedrig angesehener Lizenzgebühren vor einem US-amerikanischen Gericht verklagt. Diese Lizenzgebühren waren entstanden, weil die späteren Nobelpreisträger Kariko und Wissman ihre grundlegenden mRNA-Erfindungen auch an dieser Universität gemacht hatten. Da die weltweiten Umsatzerlöse der mRNA-Impfstoffe einen hohen zweistelligen Milliardenbetrag erbrachten, hatte sich die Uni förmlich „über den Tisch gezogen“ gefühlt und die im internen Kreis nicht erfolgreiche Nachverhandlung dann vor Gericht gebracht. Ähnlich verhielten sich die National Institutes of Health NIH, die ebenfalls Nachforderungen an Biontech und Partner Pfizer stellten, da sie mit dem ursprünglich ausgehandelten Deal nicht mehr zufrieden waren.

Nach Einigung aller Partner gehen nun 791,5 Mio. US-Dollar (rund 759 Mio. Euro) an die NIH, davon übernimmt Pfizer den Angaben zufolge 364,5 Mio. US-Dollar. Die Universität Pennsylvania bekommt bis zu 467 Mio. US-Dollar (rund 448 Mio. Euro), wovon Pfizer bis zu 170 Mio. US-Dollar übernimmt. Für die Mainzer Biontech bleibt mit rund 724 Mio. US-Dollar der größere Teil der Summe zu begleichen, um die Nachforderungen der Kooperationspartner zu befriedigen. Nichts zu tun habe diese Einigung mit weiterhin laufenden gerichtlichen Auseinandersetzungen um Patentrechte sowohl mit dem Unternehmen Moderna als auch der Tübinger Curevac, betonte eine Biontech-Sprecherin nach Bekanntwerden der Einigung kurz vor Weihnachten.

Mittlerweile ist BioNTech im Schwerpunkt keine Impfstofffirma mehr, sondern mit einer breiten (auch zugekauften) Pipeline im Bereich Onkologie sowie starken Aktivitäten eigene KI-Werkzeuge für die Forschung zu entwickeln und zu nutzen auf einer milliardenbreiten Basis der Impfstofferlöse ein ganz anderes Unternehmen als vor und während der Pandemie.

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