
Gründung mit 22 Mio. CHF: Reconnect Labs
In Zürich hat der "Stealth Modus" die Unternehmungen des Gründerteams um Reconnect Labs lange unter dem Radar gehalten. Nun tritt das Start-up gleich mit drei Wirkstoffen in der klinischen Entwicklung auf die Bühne und will die Künstliche Intelligenz in die Psychiatrie bringen.
Zürich entwickelt sich zunehmend zu einem Hotspot für Biotech- und Healthtech-Gründungen. Neben dem etablierten Pharmastandort Basel hat sich in Zürich ein dynamisches Start-up-Ökosystem auch für die Life Sciences gebildet, getragen von der Universität Zürich, der ETH, führenden Kliniken und einem wachsenden Kreis spezialisierter Investoren. Beispiele sind Cutiss, das Hauttransplantate aus patienteneigenen Zellen entwickelt, Molecular Partners, ein Pionier im Bereich DARPin-Therapeutika, oder jüngere ETH-Spin-offs wie InSphero (3D-Zellmodelle) und MaxWell Biosystems (Neuronale High-Content-Analyse). Sie alle zeigen die Breite und Innovationskraft der Zürcher Szene.
Ein aktuelles Beispiel dieser Dynamik ist Reconnect Labs, ein Spin-off der Universität Zürich, das mit KI-gestützten, regenerativen Therapien die Entwicklung psychiatrischer Medikamente neu denkt. Ziel ist es, Patienten mit posttraumatischer Belastungsstörung (PTBS), Abhängigkeitserkrankungen und therapieresistenten Störungen wirksamere Behandlungsoptionen zu bieten.
Während die Psychiatrie über Jahrzehnte nur schrittweise Fortschritte machte und vielfach auf das Unterdrücken von Symptomen setzte, verfolgt Reconnect Labs einen integrativen Ansatz: KI-gestützte Plattformen, neuartige Formulierungen bewährter Wirkstoffe und präzise Patientenselektion sollen Therapien ermöglichen, die auf molekularer, neurobiologischer und psychologischer Ebene ansetzen – mit dem Ziel, mentale Gesundheit wiederherzustellen, statt lediglich Beschwerden zu lindern.
Das Unternehmen hat bereits drei Wirkstoffkandidaten in der klinischen Entwicklung. RE03 befindet sich in Phase II-Studien gegen PTBS und erhielt von Swissmedic die Genehmigung sowie von der FDA grünes Licht für beschleunigte Verfahren. RE02 soll als schnell wirksames, nicht-abhängig machendes Mittel gegen generalisierte Angststörungen eingesetzt werden. Zudem wird RE01 in Phase II gegen Kokainabhängigkeit getestet.
Auch finanziell ist das junge Unternehmen gut aufgestellt, hat darüber bisher aber nicht viel Aufhebens gemacht: Seit der Gründung 2021 konnte Reconnect Labs über 12 Mio. CHF Eigenkapital einwerben, ergänzt durch rund 10 Mio. CHF an kompetitiven Fördergeldern – ein Beleg für die wissenschaftliche Tragfähigkeit des Ansatzes. Mit einem Kernteam von sechs Vollzeitkräften und über 30 wissenschaftlichen Partnern setzt die Firma auf ein schlankes Wachstumsmodell.
„Die psychiatrische Forschung hinkt anderen Bereichen der Medizin seit langem hinterher. Mit unserer Plattform wollen wir Präzision und Personalisierung in die Psychiatrie bringen“, sagt Mitgründer und CEO Davor Kosanic. Unterstützt wird das Unternehmen von ausgewiesenen Pharmaexperten, aber beispielsweise auch dem Direktor der Psychiatrie der Universitätsklinik Zürich, Prof. Dr. Erich Seifritz.