
Lonza trumpft kräftig auf
Die Schweizer Lonza Gruppe bringt mit beeindruckendem Wachstum im ersten Halbjahr gute Nachrichten für den CDMO-Bereich hervor. So gut, dass zugleich die Jahresprognose (leicht) angehoben wird.
Gerade war der Fluss Lonza noch in allen Schlagzeilen, da nach dem Bergsturz an seinem Oberlauf eine Barriere der Steine einen künstlichen Stausee entstehen ließ und eine sintflutartige Überschwemmung drohte, wenn die brüchige natürliche Staumauer einstürzen würde. Es hat sich dann alles etwas glimpflicher abgespielt: der Schrecken des gewaltigen Steinschlages mit einer Auslöschung ganzer Siedlungen wurde nicht durch eine weitere Katastrophe flussabwärts nochmals verstärkt.
Ob der Auftragshersteller pharmazeutischer Produkte mit Namen Lonza schon Vorkehrungen für eine solche mögliche Flutwelle getroffen hatte, um im „downstream“ gelegenen Ort Visp unbeschadet zu bleiben, ist nicht bekannt. Man war vielleicht damals schon eher damit beschäftigt die sehr guten Geschäftszahlen zusammenzutragen, um sie nun präsentieren zu können. Und sehr gut sind diese insbesondere in Zeiten, in denen eine gewisse Unsicherheit in der Branche vagabundiert: Lonza bietet nicht nur ein starkes Halbjahresergebnis 2025, auch der Ausblick für das CDMO-Geschäft wird nach oben angepasst.
Zweistelliges Wachstum
Lonza hat im ersten Halbjahr 2025 einen Umsatz von 3,6 Mrd. CHF erzielt, was einem währungsbereinigten Wachstum (CER) von 19 % entspricht. Das CORE EBITDA lag bei 1,1 Mrd. CHF, was einer Marge von 29,6 % entspricht (+0,4 Prozentpunkte gegenüber H1 2024). Das CDMO-Geschäft erreichte einen Umsatz von 3,1 Mrd. CHF mit einem CER-Wachstum von 23,1 % und einer stabilen CORE EBITDA-Marge von 30,2 %.
Treiber der Entwicklung waren die anhaltend hohe Auslastung bei kleinvolumigen Anlagen zur Herstellung von biopharmazeutischen Wirkstoffen, sowie starke Beiträge aus den Plattformen für Biokonjugate und Small Molecules. Das Bioscience-Geschäft zeigte eine Rückkehr zum Wachstum. Demgegenüber standen geringere Erlöse im Bereich Zell- und Gentherapien (CGT) sowie bei mikrobiellen Plattformen, vor allem aufgrund starker Vorjahresvergleiche und projektbedingter Verschiebungen in die zweite Jahreshälfte. Hier hat sich wohl am ehesten die deutliche Abkühlung der Aussichten und der konkreten Entwicklung von Zell- und Gentherapeutika ausgewirkt, die sich international auch auf Investorenseite gezeigt hatte.
Die Sparte Capsules & Health Ingredients (CHI) entwickelte sich erwartungsgemäß stabil ohne zusätzliches Wachstum und konnte aber auch die CORE EBITDA-Marge auf 26,2 % (+1,4 Punkte) verbessern. Das Kapselgeschäft wuchs seit Q3 2024 kontinuierlich. Pharmazeutische Kapseln sollen im zweiten Halbjahr wieder das Volumenniveau vor der COVID-Pandemie erreichen. CHI befindet sich nach Unternehmensangaben weiterhin „auf dem geplanten Weg zur Abspaltung“, zu deren exakter zeitlicher Planung aber keine Angaben gemacht wurden.
Jahresausblick 2025 nach oben angepasst
Für das Gesamtjahr 2025 hebt Lonza die Prognose für das CDMO-Geschäft auf ein CER-Umsatzwachstum von 20–21 % an (zuvor: „nahe 20 %“) bei einer CORE EBITDA-Marge von 30–31 % (zuvor: „nahe 30 %“). Ohne Vacaville-Beitrag (rund 0,5 Mrd. CHF Umsatz) erwartet das Unternehmen ein organisches Wachstum im niedrigen zweistelligen Bereich. Die Milliardenübernahme des ehemaligen Genentech-/Roche-Produktionsstandortes in Vacaville, Kalifornien, habe sich in den dortigen Umsätzen aber bereits besser als erwartet bezahlt gemacht, heißt es im Geschäftsbericht von Lonza.
Die neuen Anlagen für hochwirksame Wirkstoffe (HPAPI) in Visp (CH) sind seit Q1 2025 in Betrieb. Die großvolumige Anlage für biopharmazeutische Substanzen dort startete Ende H1 GMP-konform. In Vacaville (USA) läuft die erste Investitionsphase zur Modernisierung. Der neue aseptische Produktionsstandort in Stein (CH) soll planmäßig 2027 in Betrieb gehen. Seit April 2025 ist zudem das neue Betriebskonzept „One Lonza“ aktiv, das Kundenerfahrung, Skalierbarkeit und Technologietiefe stärken soll.
Lonza zeigt sich trotz herausforderndem Umfeld robust. CEO Wolfgang Wienand betont die Rolle des integrierten CDMO-Modells, die Flexibilität in einem volatilen Markt und die strategische Bedeutung der neuen Führungskräfte im Verwaltungsrat. Die positiven Halbjahreszahlen und der angehobene Ausblick unterstreichen Lonzas starke Marktposition und weiteres Wachstumspotenzial. Er kommentierte die guten Zahlen: „Die Leistung von One Lonza im ersten Halbjahr 2025 basiert auf unserer Position als bevorzugter CDMO-Partner der biopharmazeutischen Industrie und unserer Fähigkeit, unsere Zusagen gegenüber Kunden zuverlässig zu erfüllen oder zu übertreffen. In einem volatilen makroökonomischen Umfeld wird die Widerstandsfähigkeit des CDMO-Geschäfts von Lonza durch die einzigartige Größe und Reichweite unseres globalen Netzwerks sowie durch die Vielfalt und Tiefe unserer Technologien gestützt. Wir beobachten weiterhin eine anhaltend starke Nachfrage im gesamten CDMO-Geschäft.“
Statt Überschwemmungsschlagzeilen ist wohl eher weiter mit positiven Nachrichten von Lonza aus Visp an der Lonza zu rechnen.