Lonzas Synaffix gewinnt Boehringer als ADC-Partner
Neuer Milliarden-Deal in der ADC-Welt: Lonzas ADC-Spezialunternehmen Synaffix gewinnt Boehringer Ingelheim als neuen Partner für die Bereitstellung der ADC-Technologieplattform in einem Deal im Wert von bis zu 1,3 Mrd. US-Dollar.
Nach einer Reihe von Partnerschaften Ende des vergangenen Jahres startet die niederländische Synaffix, durch die Übernahme der Antikörper-Wirkstoff-Konjugat (ADC)-Spezialist der Schweizer CDMO Lonza, mit einem weiteren bedeutenden Deal ins Jahr 2025.
Im Rahmen einer neuen Lizenzvereinbarung gewährt Synaffix Boehringer Ingelheim Zugang zu seinen maßgeschneiderten ADC-Technologien für eine „vereinbarte, aber nicht genannte Anzahl von Zielmolekülen“. Das erste Zielmolekül wurde zum Zeitpunkt der Vertragsunterzeichnung festgelegt, während die beiden anderen innerhalb eines festgelegten Zeitrahmens benannt werden sollen, so Synaffix. Die Vereinbarung umfasst dem Vernehmen nach eine Vorauszahlung im niedrigen zweistelligen Millionenbereich sowie potentielle Meilensteinzahlungen von bis zu 1,3 Mrd. US-Dollar, eine Summe, die durch zusätzliche Lizenzgebühren bei Markteintritt noch vergrößert werden könnte.
„Durch die Kombination unserer umfassenden Expertise in der Entwicklung von Krebstherapien mit der klinischen Plattformtechnologie von Synaffix wollen wir die Entwicklung von erstklassigen Krebstherapien beschleunigen, um die Behandlungsergebnisse für Krebspatienten zu verbessern“, so Lamine Mbow, Global Head of Discovery Research bei Boehringer Ingelheim. Für Synaffix ist die Vereinbarung laut CEO Peter van der Sande „der Höhepunkt einer erfolgreichen präklinischen Evaluierung unserer Technologie“. Boehringer will mit der Technologie von Synaffix das ADC-Portfolio seiner Tochtergesellschaft NBE Therapeutics erweitern, die der deutsche Pharmakonzern Ende 2020 für 1,5 Mrd. US-Dollar übernommen hatte.
Für Synaffix läuft das Jahr 2025 gut an. Zusätzlich gaben die Niederländer eine Lizenzvereinbarung mit dem japanischen Unternehmen Mitsubishi Tanabe Pharma bekannt. Im Rahmen der Vereinbarung, zu der keine finanziellen Details bekannt wurden, wird Synaffix für die Herstellung der Komponenten seiner Technologieplattform verantwortlich sein. Mitsubishi Tanabe wird die Forschung, Entwicklung, Produktion und Vermarktung des noch nicht benannten ADC-Kandidaten übernehmen.
Synaffix hat sich als zuverlässiger Partner für Arzneimittelentwickler im ADC-Bereich etabliert und nicht zuletzt deswegen die Aufmerksamkeit von Lonza erregt, die zur Firmenübernahme führte. So gibt es bereits Vereinbarungen mit Unternehmen wie Amgen, ADC Therapeutics, Genmab, Innovent Biologics und anderen.
Im ADC-Bereich geht es um die beste Technologie, Zellgifte spezifisch und gegebenfalls auch multivalent an den Antikörper zu fixieren und keinerlei Freisetzung des Zellgiftes an ungewünschtem Gewebeort zu riskieren. Laut Synaffix ermöglicht der Ansatz des Unternehmens, native Glykankettenstellen auf Antikörpern enzymatisch zu modifizieren, „jedem Unternehmen mit einem Antikörper, proprietäre Best-in-Class-ADC-Produkte zu entwickeln“.
Die Vereinbarung mit Boehringer folgt einer Reihe von Partnerschaften bis Ende 2024. Im November unterzeichnete Synaffix eine Lizenzvereinbarung für einen nicht genannten Betrag mit BigHat Biosciences, einem Unternehmen, das sich auf KI und maschinelles Lernen konzentriert. Die Vereinbarung gewährt BigHat auch Zugang zu den ADC-Angeboten von Lonza. Im darauffolgenden Monat erklärte sich Elevation Oncology bereit, bis zu 368 Mio. US-Dollar an Synaffix zu zahlen, um Zugang zur Technologie von Synaffix für seinen neu nominierten HER3-ADC zu erhalten. Geld fließt in diesem Bereich reichlich: Im Jahr 2023 unterzeichneten auch Amgen, Hummingbird Bioscience, MacroGenics und Sotio ADC-Vereinbarungen mit Synaffix im Gesamtwert von rund 5 Mrd. US-Dollar.
Auch weitere Unternehmen in der Schweiz (Araris), Deutschland und Österreich sind in dem Bereich gut aufgestellt und melden regelmäßig neue Kooperationen, die mit hohen Geldflüssen einhergehen.