
Novartis übernimmt US-amerikanische Regulus
Die von Vas Narasimhan angekündigten "kleineren Akquisitionen" der Schweizer Pharmafirma Novartis, die sich im Bereich von um die 2 Mrd. US-Dollar bewegen sollen, materialisieren sich aktuell in der Übernahme der US-amerikanischen RNA-Firma Regulus Therapeutics Inc. (San Diego). Für 800 Mio. US-Dollar vorab und weitere mögliche 900 Mio. US-Dollar wird die Firma mit frühphasigen Wirkstoffkandidaten übernommen. Die Firma galt lange Jahre als Pionier der regulatorisch wirksamen RNA-Moleküle (microRNA) und hatte ihre wertvollste Zeit schon vor gut einem Jahrzehnt. Für Novartis bot sich nun eine eher günstige Einstiegsmöglichkeit, wenn der ganze Bereich auch noch immer mit vielen Risiken behaftet ist.
Der Schweizer Pharmakonzern Novartis übernimmt das US-amerikanische Biopharmaunternehmen Regulus Therapeutics für bis zu 1,7 Mrd. US-Dollar, um seine Pipeline im Bereich Nierenerkrankungen gezielt auszubauen. Die Transaktion soll in der zweiten Jahreshälfte 2025 abgeschlossen werden. Zum Einstieg zahlt Novartis zunächst 800 Mio. US-Dollar. Weitere 900 Mio. US-Dollar sind als erfolgsabhängige Meilensteinzahlungen vorgesehen, insbesondere im Zusammenhang mit der regulatorischen Entwicklung des Hauptproduktes Farabursen, einer neuartigen microRNA-Therapie zur Behandlung der autosomal-dominanten polyzystischen Nierenerkrankung (ADPKD).
Farabursen zielt auf das microRNA-Cluster miR-17 ab und adressiert damit einen bislang kaum therapeutisch erschlossenen Bereich. In einer kürzlich abgeschlossenen Phase Ib-Studie zeigte der Wirkstoff eine vielversprechende Wirkung hinsichtlich Sicherheit, Wirksamkeit und krankheitsspezifischer Biomarker. Der Therapieansatz gilt als potentiell „first-in-class“ und zielt auf eine Verzögerung des Krankheitsverlaufs durch Reduktion von Zystenwachstum und Nierenvolumen ab.
Mit dieser Übernahme stärkt Novartis nicht nur seine Position im Bereich RNA-basierter Therapien, sondern begegnet auch dem bevorstehenden Patentablauf mehrerer Blockbuster-Medikamente. Der Fokus auf ADPKD ist strategisch, da es sich dabei um die häufigste genetische Ursache für Nierenversagen weltweit handelt. Die Aktien von Regulus sprangen nach Bekanntgabe der Transaktion im vorbörslichen US-Handel um 135% auf 7,90 US-Dollar – ein Zeichen für die starke Marktresonanz auf die Übernahme, jedoch war die Aktie vor gut zehn Jahren auch schon einmal über 100 US-Dollar wert.
Die regulatorischen RNA-Moleküle teilen sich in unterschiedliche Klassen auf. Es gibt microRNA, zirkuläre RNA-Moleküle, aber auch lange, nicht-codierende RNA-Moleküle, die alle unterschiedliche Funktionen als Signalgeber oder auch eigenständiger Regulator von Genaktivitäten haben. Im süddeutschen Raum beschäftigt sich beispielsweise die vor wenigen Jahren gegründete rnatics GmbH mit der microRNA miR-21 bei Herzerkrankungen. Dort trat kürzlich der Mitgründer der für eine Milliarde Euro an Novo verkauften Cardior Pharmaceuticals GmbH (Hannover), Prof. Thomas Thum, in den Aufsichtsrat ein. Er hatte bei Cardior selbst einen Nukleinsäure-basierten Wirkstoff in der Entwicklung. Die hessische Curnova GmbH verwendet einen microRNA-Ansatz bei der Behandlung von Osteoarthritis und der entzündlichen Überreaktion in Gelenken.