Neue Lichtblicke in der Therapie der Bluterkrankheit

Wissenschaftler der FH Krems und des Pharmakonzerns Takeda erweitern das Verständnis um die Wirksamkeit von Hämophilie-A-Therapien.

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Schon seit Jahrtausenden ist die Bluterkrankheit eine Geißel der Menschheit. Dabei handelt es sich um eine vererbbare Blutungsstörung, die durch funktioneller Defizienz des aktiven Gerinnungsfaktors VIII (FVIII) im Blut verursacht wird. Dabei gerinnt das Blut der Betroffenen langsamer, was bei Verletzungen zu starken, nur schwer-stillbaren Blutungen führen kann. Männer sind von dieser Pathologie stärker betroffen, etwa 1:5000 der männlichen Neugeborenen tragen diesen Gendefekt in sich. Patienten mit Hämophilie A erhalten bis dato FVIII-Ersatzpräparate. Bei rund 30% der Patienten wird allerdings die Wirkung des Gerinnungsfaktors neutralisiert und die Therapie ist somit wirkungslos. Dieses fatale Phänomen wurde von Dr. Christian Lubich und seinem Team untersucht. Das Institut Krems Bioanalytics der IMC Fachhochschule Krems GmbH und Takeda Pharmaceutical Company Limited veröffentlichten Ende Oktober neue Erkenntnisse in der Fachzeitschrift Frontiers in Immunology, die der Behandlung von Hämophilie A Patienten zugutekommen könnten.

Dabei stellte sich heraus, dass die Immunreaktion gegen den FVIII-Ersatz von der Mikroumgebung und speziellen antigenpräsentierenden Zellen beeinflusst wird. In einem Zellkulturmodel haben die Wissenschaftler untersucht, welche Bedingungen die Aufnahme von FVIII in die T-Zellen des Immunsystems verursachen, die die Wirkung neutralisieren. „Das experimentelle Design unsere Zellkultur-Studie“, so Dr. Lubich, „zielte darauf ab, sich die Reaktion von verschiedenen Immunzellen im Rahmen der FVIII-Gabe näher anzuschauen und dadurch einen besseren Einblick in die zugrundeliegenden Vorgänge zu bekommen.“ Dabei wurde festgestellt, dass die Mikroumgebung bei der FVIII-Aufnahme und die davon beeinflusste Zusammensetzung der Oberflächenproteine von antigenpräsentierenden Zellen die Spezifität der anschließend aktivierten T-Helferzellen des Immunsystems beeinflussen, die zu der unerwünschten neutralisierenden Immunantwort führen können.

Nun sind weitere Studien am Menschen zu erwarten, wobei die Relevanz der Daten untersucht und verifiziert werden kann. Um das zu erreichen, setzen Dr. Lubich und sein Team auf eine neue Technologie. „Immunopetidomik ist eine zukunftsweisende Methode, mit der wir mit Hilfe der Massenspektrometrie die Zusammensetzung und Dynamik von Proteinen, die von Antigenpräsentierende Zellen präsentiert werden, untersuchen können. Mit dieser Methode können zum Beispiel Peptide eines Krankheitserregers, einer Tumorzelle oder wie in diesem Fall eines Biotherapeutikums bestimmt werden, die eine Immunantwort auslösen. Diese Plattform wird daher nicht nur helfen, unerwünschte Nebenwirkungen des Immunsystems auf Biotherapeutika besser zu verstehen, sondern ermöglicht auch die Identifizierung von wichtigen Antigenen für die Entwicklung von Immuntherapien.“

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